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[Rezension] Peter Stamm – "Marcia aus Vermont"

Peter Stamm – Marcia aus Vermont 
Gegenwartsliteratur

ISBN 13: 978-3-596-70468-2
Seiten: 80 Seiten
Erschienen: 23. September 2020

Zum Inhalt
„Stellen wir uns nicht alle manchmal diese Fragen: die nach dem eigenen Leben und der wahren Liebe. Wir warten auf das echte Gefühl. Wir sind allein unterwegs. Wir suchen den Ort unserer Sehnsucht. So geht es den Figuren von Peter Stamm. Sie blicken zurück und staunen, dass das Leben sich so entwickelt hat und nicht anders. Oder sie haben es vergessen. Und wir mit ihnen. Nicht allein sein, Nähe herstellen, eine Liebe gelingen lassen. Oft trauen wir uns nicht. Wir denken darüber nach, ob es so, wie es ist, richtig ist, und wir träumen vom Glück. Peter Stamm erfindet für uns einen graden Strich durch die ungefähre Landschaft unseres Lebens, so dass wir die Stille genießen können, die dabei entsteht. Weihnachten ist nur die Zeit, in der wir dafür besonders empfänglich sind.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich kann mir schon gut vorstellen, dass nicht jedem diese kurze Geschichte gefallen wird – sie ist ruhig erzählt und tatsächlich passiert auch nicht viel. Ich mochte das aber sehr gerne, zumal sie viel Raum bietet, sich eigene Gedanken zu machen.

Inwieweit es hier autobiographische Züge gibt, kann ich nicht sagen, aber der Schweizer Protagonist Peter lässt einen da schon auf diese Idee kommen. Es gibt zwei Zeitebenen, auf denen die Geschichte spielt. Peter in der Gegenwart zieht sich zurück, um kreativ zu arbeiten, dabei wandert er mit seinen Gedanken immer wieder zu seiner New Yorker Zeit zurück; vor etwa 30 Jahren hatte er Marcia dort kennen- und lieben gelernt. Zu den beiden gesellt sich noch ein weiteres Pärchen, David und Michelle und zu viert verbringen sie eine intensive und unkonventionelle Zeit. Was genau passiert, wird erst im Laufe der Geschichte klar, und interessant ist vor allem, wie unterschiedlich jeder diese Zeit und auch die anderen des Gespanns wahrgenommen hat. 

Vieles wird in dieser kurzen Geschichte nur angedeutet und angerissen, das aber hat mich immer wieder dazu gebracht, selber zu spekulieren, ähnlich wie auch Peter es tut. Sehr spannend fand ich die unterschiedliche Wahrnehmung bestimmter Situationen durch unterschiedliche Teilnehmer – und auch das hat mich zum Nachdenken gebracht oder zu der Bestätigung, dass ein Perspektivwechsel immer wieder spannend und interessant ist und ein sich-hineinversetzen in den anderen die eigenen Augen öffnen kann.

Peter Stamm hat einen ruhigen und klaren Erzählstil; er kommt völlig ohne Schnörkel aus, dafür ist er direkt und auf den Punkt – und trotzdem voller Atmosphäre und Emotion. Die Geschichte spielt im Winter und auch mit wenigen Worten schafft es der Autor, die Kälte und vorweihnachtliche Atmosphäre einzufangen, eine besondere Atmosphäre, die eher melancholisch ist und mich an Einsamkeit und Verlorenheit hat denken lassen. Als Weihnachtsgeschichte, wie das Buch auch untertitelt ist, würde ich sie aber nicht bezeichnen, es ist eher eine Geschichte, die im Dezember spielt, das Weihnachtsfest spielt nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Ich mochte das kleine Büchlein sehr gerne, gerade weil es ruhig ist und zum Nachdenken anregt und weil ich die besondere Atmosphäre sehr genossen habe. Ich gebe daher gute 4 von 5 Sternen. 

Mein Fazit
Eine ruhige Geschichte, in der nicht sehr viel passiert, die aber durch ihre Atmosphäre und Sprache glänzt. Immer wieder musste ich innenhalten, um nachzudenken über das, was geschrieben ist und was dem ein bisschen melancholischen Protagonisten Peter wiederfährt. Ich habe mich sehr wohl gefühlt in der Geschichte und gebe gute 4 von 5 Sternen.

WERBUNG: Vielen Dank an Netgalley und die Fischerverlage für die Bereitstellung des Leseexemplars. 

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