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[Rezension] Julia Freidank – "Das Brauhaus an der Isar – Im Sturm der Zeit"

Julia Freidank – Das Brauhaus an der Isar – Im Sturm der Zeit (Das Brauhaus #2)
Historischer Roman

Umschlaggestaltung: FAVORITBUERO, München
Umschlagabbildung: Jeff Cottenden, shutterstock; SZ Photo /Bridgeman Images
ISBN 13: 978-3-499-27674-3
Seiten: 480 Seiten
Erschienen: 21. Juli 2020

Buchrückentext
„München in der schillernden, frühen Weimarer Republik: Die spanischen Grippe hat Tausende Leben gefordert, auch das von Thomas Bruckner, dem Erben der Brauerei-Dynastie Brucknerbräu. Seine sonst so lebenslustige Schwester Clara sucht auf dem Land Halt in der Gesundheitsbewegung. Nun aber soll sie in der Stadt seine  Aufgaben übernehmen und helfen, die Brauerei nach der schweren Kriegszeit zu alter Größe zu führen. Eine Herausforderung, die sie, die Abstinenzlerin, nie wollte - aber auch verführerisch. Es ist eine neue Zeit: Frauen können früher Undenkbares tun. Clara ist entschlossen, mit ihrer Freundin Magdalena etwas zu bewegen. Dann aber gerät Magdalena in den verhängnisvollen Sog nationalistischer Kreise, und Clara begegnet einem Mann, der so gar nicht zu ihren Plänen passt – mitten in dieser politisch aufgeheizten und lebenshungrigen Zeit, in der Freundschaft wie Liebe jederzeit zu zerreißen drohen.“

Meine Meinung
Der erste Band der Brauhaus-Reihe hatte mich sehr begeistert, so dass ich natürlich sofort weiterlesen wollte, als die Fortsetzung erschienen ist. Und auch dieser Band hat mich gut unterhalten, obwohl ich ihn schwächer fand als den Auftakt.

Es sind ein paar Jahre vergangen und im Mittelpunkt der Geschichte steht jetzt Clara, die Tochter der Bruckners – sie soll das Familienerbe übernehmen, als Frau jedoch hat sie es da nicht leicht, auch wenn die Zeiten sich gerade ändern und Frauen immer mehr Rechte eingeräumt werden. Zunächst hat Clara in diesem Unabhängigkeitskampf noch Unterstützung von ihrer Freundin Magdalena, als diese jedoch Albert kennen- und lieben lernt, verändert sich Magdalena sehr mit ihren neuen, eher nationalistischen Ansichten. 

Es ist eine interessante, aber auch schwierige Zeit, in der die Geschichte angesiedelt ist – und in der ersten Hälfte gibt es demnach auch viele Einblicke in das politische System, den Umbruch bei der Frauenbewegung und vor allem auch in das Aufflammen des Nationalsozialismus. So interessant das auch ist, war es mir ein wenig zu langatmig und die Geschichte selber zu wenig spannend. Erst in der zweiten Hälfte war ich richtig gefesselt, als die Differenzen zwischen Clara und Magdalena immer größer werden und ihre Freundschaft auf eine sehr schwere Probe gestellt wird. Da geht es tatsächlich um Leben und Tod, und die Autorin hat den Spannungsbogen langsam steigern, dann aber lange auch hoch halten können.

Clara und Magdalena fand ich als Charaktere sehr gelungen – beide repräsentieren typische Frauenbilder der damaligen Zeit und vor allem auch die großen Unterschiede, die dabei zutage kommen. Clara genießt die neue Unabhängigkeit, und ich mochte sehr, dass sie den Mumm hat, sie zu leben und zu ihr zu stehen, auch wenn sie da an vielen Stellen auf Gegenwehr stößt. Magdalena war anfangs auch stolz auf das neue Selbstbewusstsein, mit ihrer neuen Liebe jedoch wird sie zu einem unterwürfigen, schwachen Menschen, der das, was ihr Verlobter ihr vorgibt, unreflektiert annimmt und auslebt. Natürlich fand ich diese Entwicklung schrecklich, die Autorin hat aber sehr gut gezeigt, wie Magdalena da ungewollt und vor allem auch unbemerkt in dieses nationalsozialistische Gedankengut reinrutscht – so ist es sicher vielen Menschen, und nicht nur Frauen, ergangen. Erwähnen möchte ich noch Tilda DuCourt, eine Varieté-Soubrette, die ich erfrischend und großartig fand und die mit ihrer unverblümten und selbstbewussten Art zu leben, für mich ein richtiger Stern der Geschichte war.

Auch zum Bierbrauen gibt es wieder interessante Einblicke, denn Clara hat sich als Abstinenzlerin auf die Fahne geschrieben, alkoholfreies Bier zu brauen – das gab es bislang noch nicht und sie muss einige Rückschläge einstecken – nicht nur in der von Männern dominerten Brauerei-Welt, sondern auch im Labor, wo sie selber forscht und nach Möglichkeiten sucht, ihre Idee umzusetzen.

Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen, so dass die Seiten rasch dahinfliegen, auch wenn es in der ersten Hälfte einige langatmige Passagen gab, in denen die Geschichte stillzustehen schien und mehr auf die politischen Belange eingegangen wurde.

Insgesamt fand ich diesen Band etwas schwächer als den Auftakt, trotzdem aber unterhält er sehr gut, gerade weil die zweite Hälfte dann doch spannend ist und ich so gefesselt war, dass ich nicht aufhören wollte zu lesen. Ich gebe wegen der doch eher langatmigen ersten Hälfte 3,5 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Auch dieser Band ist sehr unterhaltsam, da er in einer interessanten, aber auch gefährlichen Zeit spielt, die viele Umbrüche, sowohl politisch, als auch in der Frauenbewegung mit sich bringt. Die erste Hälfte fand ich leider etwas zäh und langatmig, die zweite aber ist dann sehr spannend und fesselnd. Ich gebe 3,5 von 5 Sternen.

Reihenfolge
    Kurzgeschichte „Das Mädchen auf der Wiesn“
2. Im Sturm der Zeit

WERBUNG: Vielen Dank an den Rowohlt-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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