[Buch-Film-Vergleich] Pierre Lemaitre - "Drei Tage und ein Leben"

Pierre Lemaitre - Drei Tage und ein Leben
Drama





Verlag: btb-Verlag
ISBN 13: 978-3-442-71549-7
Seiten: 270 Seiten
Erschienen: 13. Mai 2019
Originaltitel: „Trois jours et une vie“
Übersetzer: Tobias Scheffel
Bildrechte liegen beim btb-Verlag.

Filmverleih: Atlas Film
Filmlänge: 120 Min
Startdatum: 03.09.2020
FSK: keine Angabe
Regie: Nicolas Boukhrieff
Drehbuch: Pierre Lemaitre, Perrine Margaine
Bildrechte liegen bei Atlas-Film.
                            
Zum Inhalt
Dezember 1999: In dem kleinen nordfranzösischen Ort Beauval verschwindet der 6-jährige Rémi und nur der 12-jährige Antoine weiß, was wirklich geschehen ist. Doch er schweigt. Eine große Suchaktion wird gestartet, und auch Nachbarn und Freunde helfen, bei der Suche nach Spuren des vermissten Rémi. Doch ein Jahrhundertsturm, der das Dorf in Schutt und Asche legt, verhindert die weitere Suche.
16 Jahre später kehrt Antoine in sein Heimatdorf zurück. Womit er jedoch nicht gerechnet hat, ist, dass ihn die Vergangenheit wieder einholen wird.

Meine Meinung
Heute wage ich mal etwas Neues – einen Film-Buch-Vergleich. Das ist für mich eine besondere Herausforderung, da ich der Meinung bin, dass man eigentlich diese beiden Medien nicht miteinander vergleichen kann und man sie ganz getrennt voneinander sehen sollte. Denn jedes Medium hat seine Stärken und Schwächen, manches klappt im Film besser, manches im Buch. Und auch wenn ich immer noch dieser Meinung bin, wage ich doch einen Vergleich von „Drei Tage und ein Leben“ - die Unterschiede zwischen den Medien sind nur sehr klein, und was genau ich meine, werde ich jetzt erläutern.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen – der größere Teil im Jahr 1999, der weitaus kleinere 2015. Im Mittelpunkt der in einem kleinen nordfranzösischen Ort spielenden Geschichte steht der 12-jährige Antoine. Kurz vor Weihnachten verschwindet sein 6-jähriger Freund Rémi und nur Antoine weiß, was wirklich geschehen ist. Eine großangelegte Suchaktion ergibt keine Hinweise, wohin Rémi verschwunden ist und noch bevor das Rätsel gelöst wird, gibt es einen Jahrhundertsturm, der ein weiteres Suchen unmöglich macht. 16 Jahre später kommt Antoine als frisch gebackener Arzt zurück in sein Heimatdorf. Das Wissen um Rémis Verschwinden konnte er gut beiseite schieben, doch jetzt holt ihn die Vergangenheit wieder ein.

Es ist eine ruhige Geschichte, und auch wenn es um die Aufklärung des plötzlichen Verschwindens von Rémi geht, ist es doch eher eine Geschichte, die sich um Fragen wie Schuld und Sühne dreht. Der Film glänzt durch die düstere Atmosphäre, die sowohl das Drama selber aber auch die Wetterverhältnisse mit sich bringen. Alles scheint sich im Halbdunkel abzuspielen, es ist Dezember und es schneit, dann kommt der tobende Sturm, der über das Dorf hinwegfegt und es in Schutt und Trümmer legt. Die Bilder sind hier großartig – und dem konnte ich mich auch nur schwer entziehen. Im Buch sind die Schilderungen zwar auch eindrucksvoll, dennoch haben sie bei mir nicht diese Bilder erzeugen können. Das Drama um das Verschwinden des kleinen Rémi ist natürlich an sich auch schon gruselig, sowohl im Buch als auch im Film weiß man jedoch früh, was es damit auf sich hat. Deshalb liegt der Focus auch mehr auf der Frage nach Schuld als auf der Aufklärung des Verschwindens. Während man im Film immer von außen auf Antoine schaut und man seine Gedanken durch seine Handlungen nur erahnen kann, ist das im Buch anders – hier gibt es einen allwissenden Erzähler, der neutral das Geschehen schildert, und immer wieder auch Passagen, in denen aus Sicht des kleinen Antoine beschrieben wird, was geschieht. Das hat mir sehr gefallen, denn so gibt es viel mehr Einblicke in seine Gedanken, seine Zerrissenheit und sein Erleben der schauerlichen Situation – da konnte der Film leider nicht mithalten.

Der deutlich kürzere Abschnitt im Jahr 2015 ist atmosphärisch zwar nicht mehr ganz so düster, dafür aber gibt es hier am Ende einen interessanten Twist, der alles Geschehene noch mal in ein neues Licht rückt. Während im Buch viel ausführlicher auf Antoines Beziehungen, Zukunftspläne und Gedanken eingegangen wird, wurde dieser Teil im Film doch sehr gekürzt, so dass ich mich in Antoine nicht so richtig einfühlen konnte (während das im Buch besser gelungen ist).

Insgesamt muss ich sagen, dass der Film sehr nahe am Buch geblieben ist und nur Kleinigkeiten verändert wurden, die aber den Kern und die Aussage der Geschichte nicht veränderten. Während ich im Film vor allem die Atmosphäre sehr genossen habe, waren es im Buch die Einblicke in Antoines kindliche Gedankenwelt. Wenn man düstere Dramen mag, empfehle ich die Geschichte gerne – eine Präferenz für das eine oder andere habe ich dabei aber nicht. Ich gebe beiden Medien jeweils 4 von 5 Sternen.

WERBUNG: Vielen Dank an den btb-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars und an Atlas Film für die Möglichkeit, den Film vorab anschauen zu können.

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