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[Rezension] Ella Zeiss – "Wie Gräser im Wind"

Ella Zeiss – Wie Gräser im Wind (Tage des Sturms #1)
Historischer Roman 

Umschlaggestaltung: www.buerosued.de, München
Umschlagabbildung: © Prosto Vov4ik; © Karjalas; © ValeryMinyaev; © Lily Solopova; © Masson; © Oleg Krugliak; © Remus Rigo; © Stockyimages; © Kamenetskiy Konstantin; © Dmetsov Alexey; © VIKTOR KHYMYCH; © Martina Birnbaum; © indira’s work  /alle Shutterstock
ISBN-13: 978-2-919-80867-0
Seiten: 383 Seiten
Erschienen: 26. März 2019

Zum Inhalt
„1930 wütet das Sowjetregime mit Enteignungen und Verhaftungen in den ehemals wohlhabenden deutschen Dörfern der Krim. Jeder, der noch Land oder Einfluss hat, schwebt in Gefahr.
Der Landwirt Wilhelm Scholz weigert sich, seinen letzten Grundbesitz an den Staat zu überschreiben. Mitten in der Nacht zerren bewaffnete Männer ihn, seine Frau Anna und ihre kleinen Kinder aus dem Haus. Die Familie wird in die eisige Wildnis des Hohen Nordens gebracht, wo sie gezwungen werden, in den gewaltigen, grenzenlosen Wäldern Bäume zu fällen. Inmitten von Hunger, Krankheit und klirrender Kälte kämpfen Anna und Wilhelm ums Überleben und um einen Platz in der neuen Weltordnung.
Der Dorflehrer Samuel Pfeiffer entgeht einem ähnlichen Schicksal nur durch eine rechtzeitige Flucht. Mit seiner Familie lässt er in einer Nacht- und Nebelaktion alles zurück. Doch die Verschnaufpause währt nicht lang. Als deutscher Lehrer wird er immer wieder verfolgt und denunziert. Eine Odyssee von der Krim bis nach Baku beginnt …“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Sehr lange bin ich um das Buch herumgeschlichen, weil ich so viele positive Meinungen dazu gehört habe – bei einem „Preis-Deal“ habe ich dann zugeschlagen. Voller Erwartungen habe ich angefangen zu lesen – und ich fürchte, meine Erwartungen waren zu hoch.

Im Buch stehen zwei Familien im Mittelpunkt, die vor allem eins prägt – sie leben in Russland und werden immer wieder denunziert. Grund ist, dass sie Deutsche sind, und es werden immer wieder Gründe gesucht und vermeintlich gefunden, eine Familie umzusiedeln und Einzelne zu verhaften und schließlich auch hinzurichten. Dem entgehen kann man nur, indem man rechtzeitig flieht – aber auch das ist mit einer ganzen Familie nicht einfach.

Ich fand die Themen unglaublich spannend, da ich dazu bisher nicht viel gelesen habe. Und es ist schrecklich, was den beiden Familien hier geschieht – am schlimmsten fand ich, dass sie einer Willkür ausgesetzt waren, der sie sich nicht entziehen konnten, denn mit jedem „Aufmucken“ und jedem Wiederwort riskiert man wieder Bestrafung. In sibirische Steppen umgesiedelt zu werden ist grauenhaft – und als erstes fällt auch mir natürlich Kälte, Hunger und Ödnis ein; und genau das haben die Familien auch erleben müssen. Da die Autorin da auch eigene Familienerlebnisse mit beschreibt, glaube ich das Geschriebene, auch wenn es unfassbar klingt. Und es auch immer wieder erstaunt, was Menschen anderen antun, aber auch, was Menschen in der Not alles aushalten.

Also eigentlich hatte das Buch die besten Voraussetzungen, mir zu gefallen – und trotzdem war ich emotional überhaupt nicht berührt. Und das lag vor allem am Schreibstil, der zum einen nicht wirklich zur Zeit passt und einfach viel zu modern war, zum anderen aber auch daran, dass er schlicht und einfach ist und für mich keine Atmosphäre einfangen konnte. Jede Figur hat die gleiche Sprechart, Unterschiede gab es da nicht, egal ob Frau, Mann oder Kind. Auch die Charaktere sind flach gezeichnet und mir waren die Guten einfach zu gut – sie sind stark und ehrlich und liebenswert und großherzig und talentiert und selbstbewusst… Das war mir wirklich zu viel des Guten.

Das Buch beginnt mit den Schilderungen der einen Familie, die andere tritt erst im zweiten Teil dazu und deren Erzählstrang läuft parallel – wie die beiden Familien zusammenhängen, erfährt man in diesem ersten Teil noch nicht, da muss man sich wohl gedulden und den zweiten Band lesen. Der Schluss ist eigentlich kein richtiger, da die Geschichte einfach aufhört – auch das ist ein bisschen enttäuschend.

Das beschriebene Schicksal ist schrecklich und deshalb finde ich es umso schlimmer, dass ich die Erzählung als so kühl, emotionslos und distanziert empfunden habe. Ich kann leider nur 3 von 5 Sternen geben und bin auch nicht sicher, ob ich den zweiten Band überhaupt noch lesen soll.

Mein Fazit
Ein interessantes und schauriges Kapitel Weltgeschichte, das mich aber leider nicht wirklich packen konnte – dafür war mir die Geschichte zu distanziert erzählt und der Schreibstil zu gleichförmig und einfach, die Charaktere zu flach. Mich hat das Buch überhaupt nicht gefesselt, was ich bei diesem Thema sehr tragisch und auch erstaunlich finde, denn eigentlich ist es genau meins. Leider kann ich nur 3 von 5 Sternen vergeben.

Tage des Sturms
1. Wie Gräser im Wind
2. Von Hoffnung getragen

7 Kommentare:

  1. Liebe Sabine,
    nun wäre ich fast vom Hocker gefallen, als ich deine 3 Sterne gesehen habe. Das Buch war damals mein Monats-Highlight und wir haben es gemeinsam in einer LR bei mir am Blog gelesen und wir waren alle begeistert. Mich hat diese Geschichte damals total berührt und mitgenommen.
    Aber Geschmäcker sind halt verschieden, nur überrascht es mich diesmal, weil wir doch meistens denselben Lesegeschmack haben.
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Liebe Martina,
      ich hätte geschworen, dass mir die Reihe gefällt, deshalb habe ich auch direkt beide Bände gekauft. Keine Ahnung, warumm ich die Geschichte so gar nicht berührt hat - denn es ist natürlich schrecklich, was dort berichtet wird; vor allem auch wenn man weiß, dass alles Geschriebene tatsächlich auch passiert ist.
      Ich habe auch schon überlegt, ob es bei mir der falsche Zeitpunkt war. Ich weiß es nicht.

      LG Sabine

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    2. Ich geselle mich dazu und bin auch baff, aber so ist das. Ihr lest ja doch deutlich mehr historische Romane, als ich. Dass mit der Sprache kann ich nach so langer Zeit nicht mehr nachvollziehen, aber wenn du häufig zur Zeit des Krieges liest, kann es schon sein, dass dir das auffällt.

      Schade ist es, denn ich habe so einige Tränen beim Buch gelassen und das soll bei mir hartem Eisen was heißen :P
      Aber wie du schon sagst, vllt hast du es so empfunden oder es war die falsche Zeit. Wir haben es glaub ich im Winter gelesen, da komme ich für solche Lektüre zur Ruhe.

      P.S. ich bin gespannt, was du zur Highlanderin sagst ;)
      Hatte eine Anfrage vom Verlag, aber derzeit einfach keine Zeit.
      Freu mich auf die Rezension.

      Liebe Grüße und ein schönes We :)
      Andrea

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    3. Mir tut es echt total leid, dass ich mit der Geschichte nicht richtig fühlen konnte. Nd wie ich schon sagte - ich hätte geschworen, dass es genau meinen Lesegeschmack trifft. :-(

      Zu der Highlanderin - großartig! Ein toller Abenteuerroman - ich bin auf den letzten Seiten, aber für mich ein echtes Highlight!

      LG SAbine

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    4. Die Highlanderin kommt auch zu mir. Auf Instagram habe ich ein bisher sehr, sehr negatives Kommentar zum Buch gesehen. Diejenige ist aber generell eine Leserin, die wirklich über fast jeden historischen Roman herzieht. Ich frage mich eigentlich, warum sie sie liest. Allerdings hat sie bei diesen Roman so einige Dinge erwähnt, die historisch wirklich überhaupt nicht stimmen, was mich doch etwas nachdenklich macht.
      Liebe Grüße
      Martina

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    5. Hi Martina, ja es stimmt, historisch hat sich die AUtorin da einige Freiheiten herausgenommen, aber das erklärt sie auch im Nachwort. ICh bin sehr gespannt, wie dir das Buch gefallen wird.
      LG Sabine

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    6. Ui, das finde ich immer etwas schwierig. Aber ich lasse mich überraschen. Noch ist das Buch nicht da.

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