[Leseeindruck] Susanna Clarke - "Piranesi"

Susanna Clarke - Piranesi
Roman

Umschlaggestaltung: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN-13: 978-3-896-67672-6
Seiten: 272 Seiten
Erschienen: 5. Oktober 2020
Originaltitel: „Piranesi“
Übersetzer: Astrid Finke

Zum Inhalt 
„Ein riesiges Gebäude, in dem sich endlos Räume aneinanderreihen, verbunden durch ein Labyrinth aus Korridoren und Treppen. An den Wänden stehen Tausende Statuen, das Erdgeschoss besteht aus einem Ozean, bei Flut donnern die Wellen die Treppenhäuser hinauf. In diesem Gebäude lebt Piranesi. Er hat sein Leben der Erforschung des Hauses gewidmet. Und je weiter er sich in die Zimmerfluchten vorwagt, desto näher kommt er der Wahrheit – der Wahrheit über die Welt jenseits des Gebäudes. Und der Wahrheit über sich selbst.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich schiebe diese Rezension jetzt schon ein paar Tage vor mir her, weil ich sehr unentschlossen bin, was ich von dem Buch halten soll und erst recht, wie (oder ob überhaupt) ich es bewerten soll. Wenn eine Geschichte von sehr vielen Menschen als fantastisch und bahnbrechend bezeichnet wird, entsteht bei mir immer ein gewisser Druck… Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass ich zu dem Buch wohl eher nicht gegriffen hätte, wenn es nicht ein Lesekreisbuch gewesen wäre – denn das weiß ich: mit fantastischen Geschichten tue ich mich oft schwer.

Piranesi lebt in einem großen Haus, das aus vielen riesigen Sälen besteht. In den unteren Geschossen gibt es Ebbe und Flut, in den oberen vor allem riesige Statuen, die Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen darstellen. Piranesi lebt alleine dort, trifft sich aber zweimal die Woche mit „Dem Anderen“ – gemeinsam erforschen sie diese Welt. Piranesi führt Tagebuch und notiert nicht nur, was passiert, sondern auch Meeresstände, die Anordnung der Säle, was er von dem Anderen geschenkt bekommt… - und damit ist er gut beschäftigt. Erst als er einen weiteren Menschen – den Propheten – in dem Haus entdeckt, fängt er an, darüber nachzudenken, ob es außerhalb des Hauses auch noch eine Welt gibt und was es mit den 13 Skeletten auf sich hat, die er im Haus verteilt gefunden hat.

Der Einstieg ist mir nicht leicht gefallen – zum einen fand ich es wenig spannend, nur diese Tagebucheinträge zu lesen, die überhaupt keinen Sinn ergeben, zum anderen passiert auch einfach nicht viel. Piranesi ist Mitte 30, er wirkt aber wie ein naives Kind, hinterfragt kaum etwas in seiner Welt und glaubt bei allem, dass es schon sein Gutes haben wird. So richtig warm geworden bin ich mit ihm nicht. Sehr gelungen aber finde ich die Welt des Hauses, die die Autorin da geschaffen hat, und ich hatte sehr viele Bilder vor Augen – diese riesigen Stauten, das Meer in den unteren Sälen, die Weite und Unendlichkeit des Hauses. Erst als „Der Andere“ und dann auch „Der Prophet“ ins Spiel kommen, wird es interessanter – als Leser macht man sich natürlich Gedanken, was es mit den beiden auf sich hat, wo der Andere zum Beispiel lebt und wo er all die Dinge her hat, die er Piranesi so großherzig schenkt.  Daraus entwickelt sich dann eine doch ganz interessante Geschichte und auch Verfolgungsjagd, bei der dann aber auch eine ganze Menge offen bleibt. 

Und das ist es auch, was mich gestört hat – andere Rezensenten konnten gut mit dieser Welt leben, ohne sie erklärt zu bekommen; der Sog, der sich auch bei mir in der zweiten Hälfte eingestellt hat, war aber vor allem darauf begründet, ob die Autorin diese Welt erklärt, was es damit auf sich hat, ist es ein Wahn oder doch eine Parallelwelt – das genau war meine Motivation weiterzulesen, und weil meine Fragen offen blieben, war ich auch enttäuscht.

Ich glaube am ehesten, dass ich einfach der falsche Leser, der falsche Adressat für dieses Buch bin und ich daher die Faszination, die andere gespürt haben, nicht wahrnehmen kann. Ich werde das Buch daher nicht bewerten – aber einen Gedanken werde ich nicht los: Als Film wird die Geschichte aus meiner Sicht sehr gut funktionieren. Es gibt eine tolle, andersartige Welt und dann doch einen spannenden Plot mit Verfolgung und Spannung. Mal abwarten, ob ich da mit meiner Vorstellung richtig liege.

4 Kommentare:

  1. Hi Sabine,

    sehr schade dass es dich nicht einnehmen konnte, aber da bist du sicher nicht die einzige ;)

    Das Piranesi alles so "naiv" wahrnimmt, hat ja seinen Grund, den man später erfährt und gerade diese naive Sichtweise auf die Welt, in der alles irgendwie seinen Sinn hat, das fand ich grade so wunderschön.
    Anfangs war es auch für mich etwas mürbe, aber ich hab mich dann eingelesen.

    Ich lese ja viel (High) Fantasy und da werden die Welten teils sehr detailliert erklärt. Vielleicht störte es mich deshalb hier nicht, weil es so etwas mystisches, geheimnisvolles hatte, dass ich eben mal nicht ganz ergründen kann ...
    Aber als Film, da hast du recht, da wäre es sicher eine sehr coole Idee!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Liebe Aleshanee,

      ich habe mich jetzt auch im Lesekreis ausgetauscht - da mögen auch alle gerne Fantasy und die sagen das gleiche wie du. Sie können eine magische Welt einfach akzeptieren und brauchen da auch keine Antworten. Es liegt wohl wirklich an mir.- Deshlab habe ich es ja auch nicht bewertet - denn das wäre unfair.

      Aber - die Welt selber hat mir gefallen, wie sie beschrieben ist, das war schon toll.

      LG Sabine

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  2. Hallo Sabine,

    eine sehr gelungene Rezension! Bei dem Buch bin ich mir relativ sicher, dass es nichts für mich ist, weil ich mir mit fantastischen Welten schwer tue. Aber dank dir habe ich einen weiteren Einblick erhalten. So weit ich es vom Rande beurteilen kann, ist es so oder so eine bemerkenswerte Geschichte.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Hallo Nicole,

      danke! Jedem Fantasy-Leser empfehle ich das Buch, weil die Welkt schon toll erdacht ist, aber wenn man Antworten sucht, warum sie da ist, dann sollte man dieses Buch eher nicht lesen. Aber - wenn es als Film rauskommt, dann bin ich dabei!

      LG Sabine

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