[Rezension] Laetitia Colombani - "Das Haus der Frauen"

Laetitia Colombani - Das Haus der Frauen
Gegenwartsliteratur

Verlag: Fischer-Verlage
Umschlaggestaltung und -motiv: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich
ISBN 13: 978-3-103-90003-3
Seiten: 256 Seiten
Erschienen: 26. Februar 2020
Originaltitel: „Les Victorieuses“
Übersetzer: Klaudia Marquardt

Buchrückentext
„In Paris steht ein Haus, das allen Frauen dieser Welt Zuflucht bietet. Auch der erfolgreichen Anwältin Solène, die nach einem Zusammenbruch ihr Leben in Frage stellt. Im Haus der Frauen schreibt sie nun im Auftrag der Bewohnerinnen Briefe - an die Ausländerbehörde, den zurückgelassenen Sohn in Guinea, den Geliebten - und erfährt das Glück des Zusammenhalts und die Magie dieses Hauses. Weil Solène anderen hilft, hat ihr Leben wieder einen Sinn. Doch wer war die Frau, die vor hundert Jahren allen Widerständen zum Trotz diesen Schutzort schuf? Solène beschließt, die Geschichte der Begründerin Blanche Peyron aufzuschreiben.“

Meine Meinung
Ich mochte „Der Zopf“ von Laetitia Colombani sehr gerne und war deshalb gespannt auf ihr neues Buch – und wieder hat die Autorin mich begeistern können, obwohl ich den Klappentext gar nicht so ansprechend fand.

Es gibt zwei Erzählstränge, deren Verbindung aber sehr schnell klar ist. Beide spielen in Paris, der eine in der Gegenwart, der andere ab dem Jahr 1925. Die Rechtsanwältin Solène rutscht in ein Burn-out – um ihrem Leben wieder einen gewissen Sinn zu geben, engagiert sie sich ehrenamtlich als „öffentliche Schreiberin“ im „Palast der Frauen“. Dieser wurde von Blanche Peyron erbaut, deren Lebensgeschichte man im zweiten Erzählstrang verfolgt.

Eigentlich ist die Geschichte sehr unaufgeregt, und man könnte durch den ruhigen Erzählstil meinen, alles plätschert nur vor sich hin. Die Schicksale der Frauen im Palast werden nur knapp skizziert und angeschnitten, und auch im Erzählstrang von Blanche herrscht eine ganz eigene Distanziertheit – und trotzdem hat mich die Gehsichte berührt. Ich konnte mich gut in Solène hineinversetzen und habe an sehr vielen Stellen mit ihr gefühlt und gelitten. Sowohl das Gefühl des nicht-gebraucht-Werdens als auch die dann doch aufkommende Begeisterung für die Sache fand ich sehr stark erzählt – und auch wenn die einzelnen Schicksale der Frauen nur gestreift wurden, haben sie mich gepackt. Gerade das zum Ende des Buches geschilderte Schicksal hat mich richtiggehend erwischt und auch ohnmächtig gemacht.

Ich hatte von diesem „Haus der Frauen“ nie gehört und war sehr angetan von der Idee, ein Haus für Frauen ohne Obdach zur Verfügung zu stellen. Die Kraft und Energie, die Blanche an den Tag legt, um ihr Projekt durchzusetzen, ist großartig und auch unglaublich. Sich selbst hat sie völlig hinten angestellt und tatsächlich bis an ihre eigenen körperlichen Grenzen gearbeitet. Sie muss eine großartige Persönlichkeit gewesen sein, die ein „Nein“ nicht kannte, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat und die durch ihre Ausstrahlung Unglaubliches erreichen konnte. Und dass dieser Frauenpalast immer noch Bestand hat, bestätigt noch mal mehr, wie wichtig dieses Thema ist.

Obwohl ich den Schreibstil von Laetitia Colombani eher als einfach bezeichnen würde, hat er doch Atmosphäre geschaffen und mich auch völlig eingenommen. Es ist eine eher traurige Grundstimmung, die über allem liegt und dennoch aber konnte ich auch Kraft und Stärke spüren – und gerade am Ende überwiegt dann diese positive Energie und hat mich sehr versöhnt zurückgelassen.

Ich mochte das Buch sehr gerne und gebe 5 von 5 Sternen. 

Mein Fazit
In zwei Erzählsträngen bekommt man Einblick in das Leben und die Entstehung des sogenannten Frauenpalasts. Dabei mochte ich sowohl den fiktiven Erzählstrang der Gegenwart als auch den nicht fiktiven aus dem Jahr 1925. Atmosphärisch ist die Geschichte sehr dicht, und trotz des eher einfachen Schreibstils war ich sehr berührt und mitgerissen. Ich gebe 5 von 5 Sternen. 

WERBUNG: Vielen Dank an die Buchflüsterer und den Fischer-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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