Nicole Wellemin - Späte Ernte
Mehrere Zeitebenen
Verlag: Osterwoldaudio
ISBN-13: 978-3-844-93734-3
Dauer: 646 Minuten
Erschienen: 28.2.2024
Sprecher: Julia Fischer, Sarah Dorsel, Maresa Sedlmeir
Zum Inhalt
„1943 träumt die junge Südtirolerin Lene von einer glücklichen Zukunft auf dem Hof ihrer großen Liebe Elias. Wie hart das Schicksal ist, das in der rauen Bergwelt auf sie wartet, ahnt sie nicht. Viele Jahrzehnte später baut ihre Enkelin Anna in ebendieser kargen Landschaft mit viel Hingabe und Ausdauer Äpfel an. Als sie die Mittfünfzigerin Lis kennenlernt, die eine schwere Schuld mit sich trägt, gewährt sie ihr ohne viele Fragen Unterschlupf. Ein ganzes Jahr verbringen die Frauen auf dem Hof, im steten Wechsel der Jahreszeiten und im Einklang mit der Natur. Mit ihrer behutsamen Art ermöglicht Anna Lis, sich zu öffnen und zu heilen. Denn auch sie kennt die Last einer fremden Schuld und den Schaden, den das Schweigen anrichten kann.“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Zufällig bin ich auf dieses Hörbuch gestoßen und hatte keine großen Erwartungen – umso schöner, dass das Buch mich sehr begeistern konnte!
Es ist die Geschichte dreier Frauen, deren Leben durch verschiedene Dinge miteinander verknüpft sind. Im Jahr 1943 träumt Lene von einem gemeinsamen Leben mit ihrer großen Liebe Elias – doch der Krieg macht auch vor den beiden nicht Halt und zwingt sie zu Entscheidungen, die ihr Leben verändern werden. In der Gegenwart hat sich Anna, Lenes Enkelin, entschieden, den heruntergewirtschafteten Hof ihrer Großmutter zu übernehmen und eine Apfelplantage darauf zu eröffnen. Zufällig lernt sie Liz kenne und nimmt sie bei sich auf – erst nach und nach öffnet sich Liz und gibt ein weitreichendes Geheimnis preis.
Anfangs laufen die Erzählstränge der Vergangenheit und Gegenwart noch parallel und erst nach und nach erkennt man die Verbindungen. Es sind verschiedene Themen, die im Mittelpunkt stehen - es geht um Freundschaften und um Liebe, aber auch um Scham und Angst – und auch um Äpfel. Berührt hat mich vor allem Lenes Schicksal – sie ist eine starke Frau, die immer zupackt, egal, welche Probleme sich vor ihr auftun. Schließlich muss sie eine furchtbare Entscheidung treffen – die dann Jahre später noch nachwirkt. Mit ihr habe ich richtig gelitten, sicher auch, weil ich mich gut in sie hineinversetzen und ich ihren Schmerz und ihre Verzweiflung gut spüren konnte. In der Gegenwart sind es Anna und Liz, die im Mittelpunkt stehen. Die beiden sind sehr unterschiedlich und es braucht auch eine gewisse Zeit, bis sie einander vertrauen und sich gegenseitig öffnen. Man weiß schon früh, dass Liz vor etwas flüchtet, und durch Rückblenden in ihr „altes“ Leben kann man erahnen, dass etwas Schlimmes passiert ist. Sie ist eine verletzte Frau, die erst wieder zu sich selber finden und heilen muss, solange ist sie sehr zurückgezogen, ausschließlich mit sich beschäftigt und nicht bereit, sich auf andere einzulassen. Anna ist da ganz anders – sie ist offen und den Menschen zu gewandt – auch Fremden gegenüber. Sie weiß, was sie will, und schöpft Kraft aus ihren Leidenschaften. Anna hat mich beeindruckt – sie strahlt so viel Energie aus, kombiniert mit einer einfühlsamen Art.
Nach und nach entwickelt sich zwischen den beiden eine tiefgehende Freundschaft, bis dahin ist es aber ein mühsamer und oft auch schmerzhafter Weg.
Es ist eine berührende Geschichte, bei der es um schwere Themen geht. Gefallen hat mir, dass es trotzdem kein bedrückendes Buch ist, sondern immer auch Hoffnung mitschwingt. Schön ist auch, dass man ganz nebenbei viel über verschiedene Äpfel lernt, was bei einer Plantage zu beachten ist, wie sie geerntet werden, wie die Bäume geschnitten werden und wie man dann den kostbaren Saft gewinnt – mir hat das gefallen, auch, weil es die Geschichte auflockert.
Der Schreibstil ist angenehm, sehr kraftvoll und voller greifbarer Emotionen. So hat die Autorin einfühlsam die Themen behandelt und viel Verständnis und Mitgefühl erzeugt. Ich habe diese Geschichte sehr gerne gehört und werde die Autorin auf jeden Fall weiter verfolgen.
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