Kommende Leserunde ab dem 1.4.2025:

Laura Purcell - "Die stillen Gefährten"

22. März 2025

[Rezension] Milena Michiko Flašar - "Ich nannte ihn Krawatte"

Milena Michiko Flašar - Ich nannte ihn Krawatte 
Gegenwartsliteratur
 

 Verlag: btb-Verlag
 ISBN-13: 978-3-442-74656-9
 Seiten: 140 Seiten
 Erschienen: 10.3.2014
 Umschlaggestaltung: semper smile, München nach einem Entwurf von Verlag Klaus Wagenbach /Julie August
 Umschlagabbildung: © Jörn Grothkopp

   
Buchrückentext
„Ist es Zufall oder eine Entscheidung? Auf einer Parkbank begegnen sich zwei Menschen. Der eine alt, der andere jung, zwei aus dem Rahmen Gefallene. Jeder auf seine Weise, beide radikal, verweigern sie sich der Norm. Erst einem fremden Gegenüber erzählen sie nach und nach ihr Leben und setzen zögernd wieder einen Fuß auf die Erde.“

Meine Meinung
Ich hatte von diesem Buch viel Gutes gehört, und nachdem mich ein anderes Buch der Autorin sehr begeistern konnte, habe ich zu ihrem Debüt-Roman gegriffen. 

Zwei Männer treffen sich auf einer Parkbank – und obwohl sie ganz unterschiedlich sind, kommen sie ins Gespräch. Der eine jung, der andere alt, brechen beide mit den gesellschaftlichen Normen. Und das scheint sie auf wunderliche Weise zu verbinden. 

Ich habe mich schwer getan mit dieser Geschichte, die eigentlich wie für mich geschaffen schien. Das liegt zum einen an den Charakteren, in die ich mich gar nicht hineinversetzen konnte. Und zum anderen am Schreibstil.

Der 20-jährige Taguchi ist ein sogenannter „Hikikomori“ – das sind Menschen, die sich dem alltäglichen Leben entziehen, mit den gesellschaftlichen Normen nicht konform gehen und so ein Leben in Isolation wählen. Es ist keine Depression, die Taguchi dahin geführt hat, er hat einfach nicht das Bedürfnis nach sozialen Kontakten, nach Beschäftigung oder Unterhaltung – umso erstaunlicher, dass er sich eines Tages dann doch in einen Park aufmacht. Dort trifft er auf den älteren Õhara, den er zunächst aus der Ferne beobachtet: Er kommt morgens um 9:00 h, setzt sich hin, packt seine Bento-Box aus und wirkt, als ob er seine Zeit absitzt. Was hinter Õharas Verhalten steckt und warum Taguchi ein Hikikomori ist, erfährt man im Laufe des Buches. Man kann sich schon denken, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat – und vielleicht waren es auch einfach zu viele Themen für das schmale Büchlein: Entfremdung, Überforderung, schuldhaftes Versagen in Freundschaften, Liebes- und familiären Beziehungen, und ganz allgemein Trauer, Zuneigung, Gewohnheit und Liebe. Und obwohl die Autorin sehr emotional schreibt, habe ich mich den beiden Charakteren nicht nahe gefühlt. 

Der Schreibstil ist besonders, mit vielen Bildern und Metaphern. Die Sätze sind oft kurz und abgehackt, manchmal enden sie auch „mittendrin“, vor allem dann, wenn es um verletzte Gefühle geht. Gerade diese abgehackten Sätze haben bei mir den Lesefluss unterbrochen, auch wenn ich die Intention dahinter verstehe. 

Es ist ein ruhiges Buch, obwohl es doch tragische Situationen gibt – doch auch die werden relativ „unaufgeregt“ berichtet. Im letzten Viertel kommt dann doch eine gewisse Spannung auf, als sich ein ungeklärtes Ereignis auflöst und das dann ein Ende einläutet, das mir ein wenig zu gut gemeint war. 

Leider konnte mich die Autorin mit diesem Buch nicht begeistern, mal schauen, ob ich mich an einem weiteren  Werk von ihr versuche.  

Mein Fazit
Ein Plot, der für mich wie gemacht schien - doch mit den Charakteren konnte ich mich nicht arrangieren und der Schreibstil hat meinen Lesefluss eher gestört und unterbrochen. Schade – denn das Thema „Hikikomori“ hat mich sehr interessiert.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Teile mir deine Gedanken und Kommentare zu meinem Beitrag mit - ich freue mich sehr auf unseren Austausch!

DATENSCHUTZ: Mit dem Absenden deines Kommentars und dem Einverständnis der Kommentar-Folgefunktion bestätigst du, dass du meine Datenschutzerklärung sowie die Datenschutzerklärung von Google gelesen hast und akzeptierst.