[Rezension] Eowyn Ivey - "Das Leuchten am Rand der Welt"

Eowyn Ivey - Das Leuchten am Rand der Welt
Historischer Roman, Briefroman
 

 Originaltitel: „To the bright edge oft he world“ (2016)
 Übersetzer: Claudia Arlinghaus, Martina Tichy
 Verlag: Rowohlt-Verlag
 ISBN-13: 978-3-499-29054-1
 Seiten: 559 Seiten
 Erschienen: 25.9.2018
 Umschlaggestaltung: any.way, Barbara Hanke /Cordula Schmidt
 Umschlagabbildung: George Peters /Getty Images; Evgenii  Matrosov, Liu zishan /shutterstock.com

   
Buchrückentext
„Winter,1885: Sophie Forrester, passionierte Vogelkundlerin, möchte ihren Mann auf einer Expedition nach Alaska begleiten. Lieutenant Allen Forrester soll im Namen der US-Armee den Wolverine River erforschen. Doch Sophie ist schwanger und muss in Vancouver zurückbleiben. Und so erfährt sie nur aus seinen Briefen von den Abenteuern und der spektakulären Schönheit der Landschaft. Für ihren Mann ist es eine Reise ins Herz der Wildnis, über die Grenzen der bekannten Welt hinaus und in tödliche Gefahren. Sophie ahnt jedoch nicht, dass die Zeit der Trennung ihr ebenso viel Mut abfordern wird wie ihrem Ehemann ...“

Meine Meinung
Im Jahr 1885 brechen Colonel Allen Forrester, Leutnant Pruitt und Tillmann auf, um den unerforschten Norden Alaskas zu erkunden. Ihre Erlebnisse und Entdeckungen halten sie in detaillierten Tagebucheinträgen fest. Während Colonel Forrester die raue Wildnis durchstreift, verbleibt seine Frau Sophie in der Garnison. Sie entwickelt eine Leidenschaft für die Fotografie und erlernt, die Schönheit und Vielfalt der Vögel auch in Bildern festzuhalten. 

Ein dritter Erzählstrang ist ein Briefwechsel zwischen einem Nachfahren von Forrester und dem Kurator eines Museums in Alaska. Der Nachfahre wünscht, die wertvollen Tagebücher der Expedition dem Museum zu übergeben; in diesem Briefwechsel geht es über die Details dieser Übertragung, so dass eine interessante Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart entsteht.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und kann die Atmosphäre sehr gut einfangen. In Alaska kämpft Allen um sein Überleben – die unerforschte Landschaft macht es Menschen nicht leicht, Hunger und Kälte sind die größten Feinde, aber auch die Indianer sind Fremden gegenüber nicht zugewandt und stellen so eine Gefahr oder zumindest eine große Unbekannte dar. Mit vielen tollen Bildern zeichnet die Autorin die Landschaft, eingestreut sind zudem Fotografien, die den Eindruck, den man als Leser gewinnt, nochmal verstärken; manchmal sind die Sätze auch schon poetisch zu nennen, denn verständlicherweise geraten Allen und seine Crew an ihre körperlichen Grenzen und machen sich so auch allgemeine Gedanken über den Sinn dieser Expedition und auch über den Sinn des eigenen Lebens. Ich habe Allen gerne begleitet – er ist für die Zeit ein eher modern denkender Mann, was man vor allem an seiner Beziehung zu Sophie merkt, die - zurückgeblieben in der Garnison – die damaligen gesellschaftlichen Konventionen schmerzhaft erfährt. Sie entspricht in keinster Weise der geltenden Norm und eckt damit dann auch an – sie bleibt sich selbst aber treu und findet in der Fotografie eine neue Leidenschaft.

Anfangs hat mich der Erzählstrang um Allen mehr begeistert, dann wieder war es eher Sophies Handlungstrang, der mich mehr fesseln konnte. So schön die ganzen Beschreibungen, gerade die von der Landschaft Alaskas, auch sind, ist es dann aber leider auch sehr langatmig, denn Allens Erlebnisse sind sehr ruhig erzählt und Spannung ist für mich nicht aufgekommen – und das, obwohl der Trupp einige Gefahren bewältigen muss und der Tod in Form von Verhungern oder Erfrieren ein stetiger Begleiter war. Bei Sophie war es dagegen zu Beginn eher ruhig, dann aber erweckte ihre Leidenschaft für die Fotografie und hier war ich dann auch gefesselt, ob sie die Ziele, die sie sich gewünscht hat, auch wirklich erreicht. 

Sehr gut gefallen hat mir, dass die Autorin so schreibt, dass man das Gefühl hat, über echte historische Persönlichkeiten zu lesen. Ich habe tatsächlich recherchiert, ob es Sophie und Allen wirklich gegeben hat, weil es sich alles sehr echt angefühlt hat – unterstrichen wurde dieser Eindruck dann noch durch die eingestreuten Fotografien, Zeichnungen oder auch Zeitungsartikel. Das hat mich schon sehr beeindruckt. 

Wenn man zu diesem Buch greift, sollte man zudem wissen, dass es einige Szenen gibt, die man durchaus als mystisch bezeichnen kann – es bleibt aber dem Leser überlassen, wie er das deutet, ob mystisch oder auch realistisch, für den Fortgang der Geschichte ist das nicht entscheidend. 

Es ist ein reiner Briefroman, auch das sollte man wissen – eine fesselnde Abenteuergeschichte sollte man nicht erwarten, dafür aber gibt es wunderschöne Beschreibungen, einen anmutigen Schreibstil und sehr gut gezeichnete Charaktere; eine ruhige Geschichte, die nicht durch „Action“ besticht, sondern durch anschauliche Bilder und wunderschöne Sätze. Ein wenig mehr Spannung hätte ich mir schon gewünscht und auch die eine oder andere weniger langatmige Szene – dennoch aber eine Geschichte, die ich gerne gelesen habe. 

Mein Fazit
Keine spektakuläre Abenteuergeschichte, vielmehr ein Briefroman mit tollen Landschaftsbeschreibungen und Einblicken in die damaligen gesellschaftlichen Konventionen. Ich habe die beiden Hauptfiguren gerne begleitet und hatte beim Lesen sehr viele Bilder von Alaska im Kopf. 

1 Kommentar:

  1. Hallo Sabine,

    jetzt habe ich mir deine Rezension so lange aufgespart. Ja, wir haben recht ähnlich empfunden. Dass du erwähnst, dass es ein Briefroman ist, finde ich sehr gut. Ich glaube, daran habe ich gar nicht gedacht.

    Liebe Grüße
    Nicole

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