[Leseeindruck] Amélie Nothomb - "Reality-Show"

Amélie Nothomb - Reality-Show
Zukunftsroman, Dystopie
 

 Originaltitel: „Acide sulfurique“ (2005)
 Übersetzerin: Brigitte Große
 Verlag: Diogenes-Verlag
 ISBN-13: 978-3-257-86157-0
 Seiten: 170 Seiten
 Erschienen: 21.7.2009
 Umschlaggestaltung: Francisco José de Goya, Karnevalszene „Das Begräbnis der Sardine“, © Arthotek /Joseph S. Martin

   
Buchrückentext
„Reality-TV, auf die Spitze getrieben: Ein Sender inszeniert ein Konzentrationslager. Das Publikum darf mitspielen und jeden Tag zwei Gefangene per Fernbedienung zum Tod verurteilen.“

Meine Meinung
Das Buch steht schon sehr lange auf meiner „want-to-read“-Liste, auch wenn mich die Autorin selten so richtig abholen konnte. Jetzt endlich habe ich es gelesen – und leider hatte ich wohl die falschen Erwartungen bzw. wurde auch vom Klappentext in eine falsche Richtung geschupst. 

Ich hatte gedacht, das Buch ginge in die Richtung „Die Welle“ von Morton Rhue, doch liegt der Schwerpunkt hier weniger auf der Idee, was Menschen dazu bringt und sie bewegt, andere Menschen - analog eines KZs - in ein Lager zu sperren und sie dort zu töten, vielmehr geht es um eine Form von Medienkritik. In Amelie Nothombs Buch werden Menschen in dein KZ gesperrt, um damit eine Fernsehshow zu füttern. Es gibt keinen totalitären Staat im Hintergrund, der das Ganze initiiert oder auch reguliert – es wird auch keine große Welt geschaffen, in die der Leser geführt wird, in der eine Motivation erklärt wird, das Lagerleben gezeigt oder die Reaktion der Zuschauer thematisiert wird – es gibt lediglich eine wenige Sätze umfassende Zeichnung der Prämisse, eher ein Gerüst der Situation, in der dann zwei Hauptfiguren handeln – und bei ihnen steht das Ringen um Macht im Mittelpunkt. 

Beides sind junge Frauen um die 20, Kapo Zdena freut sich, für die Sendung ausgewählt worden zu sein, da sie zum ersten Mal das Gefühl hat, dass an sie geglaubt wird, dass sie den Job eines Kapo auch tatsächlich ausführen kann. Die Gefangene CKZ 114 ist bei Zuschauern und Mitgefangenen sehr beliebt – und auch Kapo Zdena ist von ihr sehr angetan. Zwischen ihnen entbrennt ein Machtkampf und jeder nutzt seine eigenen Waffen. 

Mir waren beide Figuren zu flach gezeichnet – zwar werden ihnen Attribute zugeteilt, dennoch konnte ich sie beide einfach nicht fühlen. Beide stehen lange im Mittelpunkt des Geschehens, die angeteaserte Medienkritik ist erst im letzten Viertel des eh schon dünnen Büchleins der Mittelpunkt. 

Sprachlich ist das Buch okay – Amélie Nothomb ist eher keine „Weltenbauerin“, diesmal aber sind auch die Dialoge – die mir in ihren anderen Büchern besser gefallen haben – eher hölzern und unwirklich, einfach nicht realistisch. Zwischendurch gab es dann einige die eigene Moral anstoßende Sätze, die bestimmt zum Nachdenken anregen sollen, ich habe diese aber als aufgesetzt empfunden. 

Insgesamt leider ein Buch, das mich sehr enttäuscht hat – vielleicht hatte ich einfach die falschen Erwartungen, mich aber hat es überhaupt nicht packen können. 


2 Kommentare:

  1. Hallo Sabine,

    im ersten Moment dachte ich, da hast du etwas richtig Interessantes entdeckt. Der Plot hört sich total beeindruckend an und ich wäre mit ähnlchen Erwartungen wie du an den Roman gegegangen. Schade, dass es insgesamt eine recht dünne Geschichte ist, da wäre enormes Potential vorhanden gewesen.

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Ja - das Buch steht schon ewig auf meiner Liste der Bücher, die ich unbedingt lesen möchte - um so größer war meine Enttäuschung. Ich habe auch ein bisschen recherchiert - selbst Fans von Amelie Nothomb (und ich bin zugegebenermaßen keiner) finden dieses Buch ein eher schwächeres Werk. Sehr schade.

      LG Sabine

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