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[Rezension] Viveca Sten – "Kalt und still"

Viveca Sten – Kalt und still (Polarkreis-Krimi #1)
Kriminalroman
 

Originaltitel: „Offermakaren“ (13.10.2020)
Übersetzerin: Dagmar Lindt
Verlag: dtv
ISBN-13: 978-3-423-26338-2
Seiten: 512 Seiten
Erschienen: 19.10.2022
Umschlaggestaltung: Lichtung.com, München
Umschlagmotiv: shutterstock.com /Smit

   
Zum Inhalt
„Hanna Ahlander ist 34, als ihre Welt kurz vor Weihnachten in sich zusammenfällt. Ihr Freund verlässt sie für eine andere und ihr Vorgesetzter legt ihr nahe, den Dienst bei der Stockholmer Polizei zu quittieren. Nachdem sie nicht bereit war, einen kriminellen Kollegen zu decken, stellt sich das Polizeikorps gegen sie. Zum Glück gibt es in dieser Männerwelt auch Frauen: Etwa ihre ältere Schwester, die sie flugs nach Åre schickt in ihr leer stehendes Ferienhaus. Hanna badet noch in Selbstmitleid, als eine Vermisstenmeldung sie erreicht. Nach einer Party ist die junge Amanda nicht nach Hause gekommen. Bei Minus 20 Grad zählt jede Stunde. Hanna beteiligt sich an der Suchaktion und hält Augen und Ohren offen. Bald weiß sie mehr als die örtliche Polizei …“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Mich hat neugierig gemacht, dass es sich um einen Polarkreis-Krimi handelt – und diese eisige Atmosphäre, bei der Zeit noch mal eine ganz andere Rolle spielt als in unseren Breiten, hat mir auch sehr gut gefallen.

Nach einer ausgelassenen Party verschwindet die junge Amanda spurlos. Bei Temperaturen um die -20°C zählt jede Minute, sie zu finden. Doch richtige Anhaltspunkte gibt es für die lokale Polizei nicht. Auch Hanna Ahlander unterstützt die Suche – die Polizistin ist gerade suspendiert und von ihrem Freund sitzengelassen worden, im kalten Åre versucht sie, Abstand zu gewinnen. Eher zufällig bekommt sie Informationen, die der Polizei helfen…

Das Buch ist in vielen kurzen Kapiteln aus unterschiedlichen Perspektiven geschrieben. Mal steht die verschwundene Amanda im Mittelpunkt, mal der leitende Ermittler Daniel, mal Hanna. Der Einstieg ist zunächst ruhig, da sich die Autorin Zeit nimmt, die verschiedenen Figuren vorzustellen und den Leser auch an den ganz unterschiedlichen privaten Problemen teilhaben zu lassen. So bin ich den Charakteren sehr nah gekommen und konnte mich gut in sie  hineinversetzen. Ich habe mitgeraten, was hinter dem Verschwinden von Amanda stecken könnte, komplett erklären konnte ich es aber nicht, da sich erst im Laufe der Geschichte weitere Schauplätze ergeben, die zur Auflösung beitragen. 

Die Situation spitzt sich dann immer weiter zu, und gerade im letzten Drittel gibt es einige parallel laufende Erzählstränge, in denen es gefährlich wird. Obwohl der Plot wirklich gut aufgebaut war, konnte mich das Geschehen dann irgendwie nicht mehr richtig fesseln. Vielleicht lag es daran, dass gerade die privaten Schicksale und Zurückweisungen immer wiederholt und von den einzelnen Figuren durchdacht wurden, ohne dass es die Handlung vorantreibt oder sich eine Lösung ergibt, vielleicht lag es aber auch daran, dass die Autorin mit Tragödien nicht gespart hat und ich dann einiges nicht mehr glaubwürdig fand. 

Die Figuren sind gut angelegt – eben durch die Einblicke in die Privatleben, werden sie sehr nahbar. Der Ermittler Daniel zum Beispiel versucht den Spagat, seine Ermittlungen, die zeitraubend sind, mit seiner noch jungen Familie in Einklang zu bringen, stößt bei seiner Freundin aber auf wenig Verständnis. Seine Zerrissenheit ist gut spürbar, seine manchmal sehr heftigen Reaktionen machen ihn menschlich und sympathisch; auch wenn ich seine aufbrausende Art und seine Wut nicht gut schätze. Hanna wirkt zunächst sehr klein und geknickt, nachdem sie von ihrem Freund den Laufpass bekommen hat und ihren Dienst quittieren muss – man merkt aber nach und nach, dass in ihr eine starke Frau steckt, die sich gerade für schwache Menschen einsetzt. Immer mehr zeigt sich ein unglaublicher Ehrgeiz, und Hanna kommt zu ihrer alten Stärke zurück, mit der sie genau diesen Menschen helfen möchte.

Den Schreibstil mochte ich leider gar nicht. Ich erwarte in einem Krimi keinen literarischen Stil, mir waren die Sätze aber zu einfach und plump gestrickt. Gerade auch mit den wirklich sehr kurzen Kapiteln hat es auf mich einen eher abgehackten Eindruck gemacht und nicht – wie wahrscheinlich gewünscht – die Spannung erhöht und Atemlosigkeit erzeugt.

So sehr ich das „arktische Feeling“ mochte, bin ich nicht sicher, ob ich die Reihe weiter verfolgen werde – diesem Auftaktband gebe ich 3 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Fühlbare Charaktere und eine sich langsam aufbauende Spannung – das alles im kalten Åre, dessen Atmosphäre ich gut fühlen konnte. Leider werden die privaten Probleme mancher Figuren zu oft wiederholt und manche Entwicklung fand ich nicht glaubwürdig. Ich gebe daher 3 von 5 Sternen.

WERBUNG: Vielen Dank an Netgalley und den dtv-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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