[Rezension] Mechtild Borrmann - "Feldpost"

Mechtild Borrmann - Feldpost
Zwei Zeitebenen
 

 ISBN-13: 978-3-426-28180-2
 Seiten: 297 Seiten
 Erschienen: 2.11.2022
 Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
 Umschlagabbildung: © Marie Carr /Arcangel Images

   
Buchrückentext
„Kurz vor Weihnachten erhält die Kasseler Anwältin Cara Russo ein außergewöhnliches Geschenk: Eine unbekannte Frau hinterlässt ihr in einem Café einen Aktenkoffer. Darin befinden sich ein verschnürtes Bündel vergilbter Liebesbriefe – die Umschläge mit dem Aufdruck „Feldpost“ versehen -, Unterlagen über den Verkauf einer Villa in Kassel-Wilhelmshöhe und einige Fotos. Cara macht sich auf die Suche nach dem Absender und reißt mit ihren Recherchen nie verheilte Wunden der Vergangenheit auf…“

Meine Meinung
Mechtild Borrmann schätze ich sehr, daher war ich gespannt auf ihren neuen Roman. Mich interessiert die Zeit des Nationalsozialismus, daher war ich neugierig, was es mit der Feldpost auf sich hat. Diesmal habe ich das Buch selber gelesen, es mir in Teilen aber auch von Vera Teltz vorlesen lassen – so konnte ich bei jeder Gelegenheit an der Geschichte dranbleiben. 

Es gibt zwei Zeitebenen, auf denen die Geschichte spielt – ein Handlungsstrang in der Gegenwart, in der die Anwältin Cara Russo zufällig an einen Stapel alter Feldpost-Briefe gelangt und einen in den 1930er und 1940er Jahren, in dem die Geschichte hinter den Feldpost-Briefen erzählt wird. Involviert sind hier zwei Familien, eine Villa und unzählige Geheimnisse. Die Autorin springt zwischen den Zeiten hin und her, und so erfährt man nach und nach unglaubliche Dinge, die beiden Familien widerfahren sind. Es geht um gleichgeschlechtliche Liebe, um die Verfolgung durch das Regime, um Enteignungen und Flucht und um den Kampf ums Überleben 

Gefallen hat mir, dass der Schwerpunkt der Geschichte auf der gleichgeschlechtlichen Liebe liegt – damals eine Straftat, die verfolgt und hart gesühnt wurde. Zwar wusste ich, dass homosexuelle Menschen von den Nazis verfolgt wurden, Geschichten darüber habe ich bisher aber kaum gelesen. 

Die Charaktere sind gut und vor allem sehr authentisch gezeichnet – ich fühlte mich in die Zeit versetzt und hatte das Gefühl, es wird von meinen Nachbarn erzählt. Sie waren mir nah, und so haben mich ihre Schicksale sehr berührt. Die Hartnäckigkeit mancher Personen war beeindruckend, auch wenn dadurch empfindliche Strafen ausgehalten werden mussten – diese Stärke und Standhaftigkeit hat mich sehr beeindruckt. Auch, was für ein Netzwerk aufgebaut werden musste, um manches Geheimnis zu hüten. 

Dazu hat auch der eingängige, vor allem aber berührende Schreibstil beigetragen – er bringt die Sachen auf den Punkt und kann Stimmungen sehr gut einfangen, ohne dabei aber gefühlsdusselig oder kitschig rüberzukommen. Die Kapitel sind eher kurz, so dass man durch die Perspektivwechsel rasch voran kommt. Ich bin froh, zwischendurch auch selber gelesen zu haben, da ich so die vielen Personen besser zuordnen konnte. Im Hörbuch wäre ich da sonst vielleicht durcheinandergekommen, auch wenn Vera Teltz eine tolle Stimme hat und weiß, eine Geschichte sensibel und atmosphärisch zu erzählen. 

Die Autorin hat viele Themen in dieses Buch gepackt und ich hätte mich gefreut, wenn sie an einigen Stellen noch mehr in die Tiefe gegangen wäre. Trotzdem aber hat mir das Buch gut gefallen, daher gebe ich 4 von 5 Sternen und empfehle es gerne, wenn man sich für die Thematik interessiert.

Mein Fazit
Eine interessante Geschichte um zwei Familien im Nazi-Deutschland – die Figuren sind sehr nahbar und authentisch gezeichnet, so dass ich gut mit ihnen fühlen konnte. Es werden viele Themen angeschnitten, daher hätte ich mir bei einigen ein wenig mehr Seiten und Tiefe gewünscht. Trotzdem ein gutes Buch, dem ich 4 von 5 Sternen gebe und das ich gerne weiterempfehle.

WERBUNG: Vielen Dank an den Droemer-Knaur-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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