[Rezension] Stephen King - "Sie"

Stephen King - Sie

Psychothriller, Horror
 

Originaltitel: „Misery“ (1987)

Übersetzer: Joachim Körber

Verlag: Heyne-Verlag

ISBN-13: 978-3-453-43583-4

Seiten: 528 Seiten

Erschienen: 8.2.2011

Umschlaggestaltung: Hauptmann und Kompanie Werbeagentur, Zürich, unter Verwendung einer Illustration von © Anja Filler

   

Zum Inhalt

Schriftsteller Paul hat seine Serienheldin Misery sterben lassen. Nach einem Autounfall hält die Krankenschwester Annie - Pauls "größter Fan" - den verletzten Autor gefangen und zwingt ihn weiterzuschreiben.

Meine Meinung

Bei Stephen King gibt es Geschichten, die ich toll finde, andere dagegen begeistern mich gar nicht – daher war ich neugierig, wie mir dieses Buch gefallen wird. Und auch wenn es kein Highlight geworden ist, war es doch ein spannendes Buch, das ich an einigen Stellen nicht beiseitelegen konnte. 

Paul Sheldon ist Schriftsteller und verunglückt schwer – gefunden wird er von einem seiner größten Fans, Annie Wilkes. Sie ist Krankenschwester und pflegt ihn – doch sie kann nicht verschmerzen, dass er ihre Lieblingsprotagonistin „Misery“ hat sterben lassen; und wendet Dinge an, die Paul zwingen, die Reihe fortzusetzen. 

Die Geschichte ist bekannt, sicherlich auch der Film, bei dem Kathy Bates für ihre Darstellung der Annie mit einem Oscar gekürt wurde. Jetzt nach Lektüre des Buches muss ich sagen, dass ich den Film nicht schauen werde, da ich ja eher „zart besaitet“ bin und es doch einige sehr grauenvolle Szenen gibt, die ich mir nicht anschauen möchte – brutal ist die Geschichte auf jeden Fall, dafür aber ist sie auch spannend.

Es gibt nur wenige Figuren, die in diesem Thriller auftauchen, umso mehr hat sich Stephen King mit der Charakterzeichnung beschäftigt. Und die ist wirklich gelungen – gerade die Figur der Antagonistin Annie Wilkes ist großartig. Ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass sie eine Schizophrenie hat und ihre Psychose in brutalster Weise auslebt – die Nuancen aber, wie sich ihre Stimmungen abwechseln, sind wirklich sehr gut eingefangen, und ich habe ihr die Psychose wirklich abgenommen. Dieser Wahn, ihre Mimik und Gestik – all das ist so gut beschrieben, dass ich sie wahrlich vor Augen hatte. Auch Paul ist in seiner Rolle authentisch und glaubhaft, und gefallen hat mir bei ihm seine Entwicklung – er ist Annie ausgeliefert und entwickelt aber doch nach und nach Pläne, wie er ihr entkommen könnte. 

Das Buch ist ja schon ein bisschen älter und das merkt man dem Schreibstil auch an – er ist aber leicht zu lesen und hat die Atmosphäre sehr gut eingefangen. Gerade in der zweiten Hälfte gibt es Passagen, bei denen mir der Atem stockte, und es ist bemerkenswert, wie Stephen King die Spannung über viele Seite auf höchstem Niveau halten kann. 

Nicht so gefallen haben mir einige gedankliche – ich nenne es mal - Konstrukte von Paul, die mich im Lesefluss gestört haben, auch wenn sie rückblickend betrachtet Sinn gemacht haben. Auch das „Buch im Buch“ hat mir nicht so gefallen, das hätte es für mich nicht unbedingt gebraucht.

Vielleicht stellt sich die Frage nicht, wenn man zu einem King greift, aber es sind schon einige sehr brutale Szenen vorhanden, die ich zum Teil nur überfliegen konnte, weil es mir ansonsten zu heftig gewesen wäre – wer also ähnlich empfindlich ist wie ich, sollte das wissen, wenn er dieses Buch lesen will.

Das Ende hat mich leider ein wenig enttäuscht – für mich kam das zu schnell, und ein Detail hat bei mir die Erwartung geweckt, dass es anders auserzählt wird.  

Insgesamt hatte ich aber sehr spannende Lesestunden und bin geradezu durchgeflogen durch das Buch. Ich gebe 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit

Großartig gezeichnete Charaktere machen diesen Thriller aus, der über viele Seiten eine kaum auszuhaltende Spannung bietet und mir so fesselnde Lesestunden geschenkt hat. Man sollte wissen, dass es einige sehr brutale Szenen gibt, ich zumindest habe sie zum Teil nur oberflächlich lesen können, weil ich es nicht gut aushalten konnte. Ich gebe diesem Thriller 4 von 5 Sternen.