[Rezension] Walter Tevis – "Das Damengambit"

Walter Tevis – Das Damengambit

Zeitgenössische Literatur
 

Verlag: Diogenes-Verlag

Umschlagabbildung: Anya Taylor-Joy in ›The Queen’s Gambit‹, © Netflix

ISBN-13: 978-3-257-69419-2

Dauer: 642 Minuten

Erschienen: 8. Juni 2021

Originaltitel: „The Queen’s Gambit“

Übersetzer: Gerhard Meier

Sprecherin: Luise Helm

   

Zum Inhalt

„Mit acht entdeckt Beth Harmon im Waisenhaus zwei Möglichkeiten, der harten Realität zu entfliehen: die grünen Beruhigungspillen, die den Kindern täglich verabreicht werden. Und Schach. Das Mädchen ist ein Ausnahmetalent und gewinnt Turnier um Turnier, mit 16 spielt sie gegen lauter erwachsene Männer um die US-Meisterschaft. Ihr Weg führt steil nach oben, doch bei jedem Schritt droht der Abgrund von Sucht und Selbstzerstörung. Denn für Beth steht viel mehr auf dem Spiel als Sieg und Niederlage.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung

Ich hatte natürlich von der gleichnamigen Serie gehört, sie aber nicht gesehen – als mir dann aber gesagt wurde, dass dieses Buch genau in mein Beuteschema passt, habe ich mich sehr gefreut, das Hörbuch gefunden zu haben. Und tatsächlich – ich war begeistert!

Im Mittelpunkt steht Beth Harmon, die schon als Kind die Leidenschaft zum Schach entdeckt und deren weiteres Leben man verfolgt. Klingt erst mal langweilig – ist es aber nicht. Auch wenn man selber diesem Königsspiel nicht verfallen ist, hat man Spaß an diesem Roman. Denn er ist packend und fesselnd erzählt, gibt tolle Einblicke in diese mir ganz fremde Welt und hat mich mitfühlen lassen mit der zwar sehr eigenen, aber durchaus auch liebenswerten Protagonistin.

Dabei hat der Autor einen ganz eigenen Stil, mit dem er Beths Werdegang beschreibt – nämlich trocken und präzise und ohne jeglichen Schnörkel. Mir hat das sehr gut gefallen und ich finde, es passt auch sehr gut zum Inhalt – denn natürlich werden hier einige Schachpartien beschrieben, und ja, es mag trocken anmuten, aber durch diese präzise Beschreibung von Zügen und Gedanken ist eine ganz eigene Spannung entstanden und ich habe bei jeder Partie mit gefiebert!

Beth Harmon ist ein sonderbarer Charakter: Im Buch wird sie – zumindest in jungen Jahren - als hässlich beschrieben, eher unscheinbar, aber dafür mit ihrem Talent durchdringend und einnehmend. Sie hat auf den ersten Blick nichts liebenswertes, schaut man aber hinter ihre stoische und harte Fassade, versteckt sich da eine verletzliche Frau. Es scheint nur zwei Dinge zu geben, die sie am Leben halten – das sind die geheimnisvollen grünen Pillen, die ihr gut tun und die sie entspannen lassen, und das Schachspiel. Mich hat beeindruckt, wie sie langsam die von Männern dominierte Schachwelt durchdringt und wie zielstrebig sie ihr Ziel verfolgt – nämlich den führenden russischen Großmeister zu besiegen. Der Weg ist oft steinig, und es gibt einige Niederlagen – aber immer wieder steht Beth auf und kämpft weiter.

Mich hat der Autor völlig eingenommen und wie durch einen Sog bin ich eingetaucht in diese mir fremde Welt des Schachs. Ich fand die Geschichte spannend und fesselnd und konnte nur sehr schlecht Pausen beim Hören zulassen. 

Luise Helm als Sprecherin fand ich großartig – sie hat diese ganze Atmosphäre so gut eingefangen und ihre Stimme passte sehr gut zum Charakter der Beth Harmon. Ihre Leistung hat nicht unbeträchtlich dazu beigetragen, dass mir das Hörbuch so gut gefallen hat – auf jeden Fall empfehle ich es daher weiter und gebe 5 von 5 Sternen.