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[Rezension] Jasmin Schreiber - "Marianengraben"

Jasmin Schreiber - Marianengraben
Gegenwartsliteratur
 

Verlag: Lübbe Audio
ISBN-13: 978-3-785-78078-7
Dauer: 395 Minuten
Erschienen: 28.2.2020
Sprecherin: Maximiliane Häcke

   
Zum Inhalt
„Paula braucht nicht viel zum Leben: ihre Wohnung, ein bisschen Geld für Essen und ihren kleinen Bruder Tim, den sie mehr liebt als alles auf der Welt. Doch dann geschieht ein schrecklicher Unfall, der sie in eine tiefe Depression stürzt. Erst die Begegnung mit Helmut, einem schrulligen alten Herrn, erweckt wieder Lebenswillen in ihr. Und schließlich begibt Paula sich zusammen mit Helmut auf eine abenteuerliche Reise, die sie beide zu sich selbst zurückbringt – auf die eine oder andere Weise.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Ich habe einige begeisterte Stimmen zu diesem Buch gehört, und da mich das Thema Depression und Trauer sehr interessiert, habe ich dazu gegriffen. Manches hat mir auch richtig gut gefallen, anderes dagegen leider nicht so sehr. 

Der Einstieg ist toll und hat mich auch gepackt. Man lernt Paula kennen, eine Endzwanzigerin, die in einer tiefen Krise steckt, weil ihr kleiner Bruder Tim bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen ist. Trotz professioneller Unterstützung kommt sie mit dem Verlust nicht klar und weiß einfach nicht mehr, wie weiterleben. In diesen ersten Kapiteln lernt man nicht nur Paula mit ihrem Schmerz kennen, sondern in Rückblenden auch ihren Bruder Tim, der ein sehr aufgewecktes Kerlchen war, mit viel Interesse an der Welt, insbesondere auch an der Tierwelt, und hier ganz besonders an allen Tieren, die im Meer leben. Ihn habe ich durch diese Rückblenden, die sich dann auch durchs ganze Buch ziehen, sehr liebgewonnen und das macht den Schmerz, den Paula durchlebt, auch sehr authentisch. Im weiteren Verlauf lernt sie dann auf ungewöhnliche Weise Helmut kennen, einen älteren Herrn, der ebenfalls einen Verlust erlitten hat – und so unterschiedlich die beiden auch sind und so wenig sympathisch sie sich sind, machen sie sich dennoch gemeinsam auf einen skurrilen Roadtrip auf, der manch eher lustiges Erlebnis mit sich bringt und so das schwere Thema auflockert, bei dem sich aber auch manches ernste Gespräch ergibt, mit denen sich beide gegenseitig stützen und helfen. 

Ich habe ja schon angedeutet, dass ich die Rückblicke zu Tim sehr gemocht habe, und auch wenn Paula sich in ihrer manchmal wirklich sehr düsteren Gedankenwelt verliert, waren das Abschnitte, die mir sehr gut gefallen haben. Der Roadtrip selber aber war leider so gar nicht meines – mein Problem war nicht, dass die Idee nicht neu ist, aber was die beiden erleben, war mir zu gewollt und zu konstruiert, auch wenn mir natürlich klar ist, dass in einer fiktiven Geschichte auch mal übertrieben werden kann und darf. Auf jeden Fall hat es dem Roman die Schwere genommen, die Themen wie Tod und Trauer ja mit sich bringen, mir war es aber zu klamaukig und übertrieben.

Paula mochte ich, auch wenn ich ihre Handlungen oft nicht nachvollziehen konnte – sie hat aber ein großes Herz, was gerade in den Rückblenden zu Tim immer wieder durchkommt, aber auch in ihrem Verhalten zu Helmut, der wirklich ein schrulliger Kauz ist. Manchmal wirkt sie ein wenig kindlich und auch naiv, aber das würde ich ihrer besonderen Situation zuschreiben. 

Helmut dagegen mochte ich gar nicht – auch wenn man hier genauso sagen kann, dass es seine Form der Trauer ist; bei ihm hat mir aber etwas liebevolles gefehlt, irgendwie hat er immer nur abfällig und verletzend geredet, und das hat mir nicht gefallen. 

Der Schreibstil ist in den Passagen der Rückblenden sehr poetisch und einnehmend, vielleicht ein wenig blumig, aber berührend und emotional; ansonsten wirkt er eher jugendlich, was für mich zu den Charakteren eher nicht gepasst hat. Verstärkt wurde das für mich auch noch durch die Sprecherin Maximiliane Häcke, die eine sehr jugendliche Stimme hat und daher die ganze Geschichte wie ein Jugendbuch wirken lässt, so dass sich jüngere Zuhörer vielleicht eher angesprochen fühlen. 
Ich gebe dem Hörbuch 3 von 5 Sternen. 

Mein Fazit
Es gab einige sehr schöne und ansprechende Abschnitte in dieser Geschichte, bei der zwei ganz unterschiedliche Menschen sich zu einem Roadtrip aufmachen, nachdem beide einen wichtigen Menschen verloren haben – aber die merkwürdigen Erlebnisse, die beide dann erleben und die die Schwere aus der Geschichte nehmen, waren mir zu gewollt lustig, zu klamaukig und zu konstruiert. Ich gebe daher 3 von 5 Sternen.

3 Kommentare:

  1. Huhu!

    Oh, das hat dich ja jetzt nicht so ganz überzeugen können... Ich selber hab es ja noch nicht gelesen, aber schon eine ganze Weile auf meiner Wunschliste.

    Wenn es zu "klamaukig" wird, mag ich das auch nicht, allerdings kommt es immer drauf an, ich finde das immer schwer einzuschätzen, ob das gefallen würde oder nicht, das ist ja sehr individuell.
    Ich möchte es auf jeden Fall auch lesen und bin mal gespannt, wie es mir damit gehen wird.

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Guten Morgen Aleshanee,

      ich mag es eigentlich, wenn schweren Themen auch eine gewisse Leichtigkeit gegeben werden, es ist für mich nur immer eine Gradwanderung, dass es dann nicht zu sehr ins Lächerliche abrutscht. Da bin ich schon gespannt, wie du es empfinden wirst.

      Ich habe auch überlegt, ob es daran liegt, dass es doch eher ein Jugendbuch ist und man daher in dieser weise an das Thema herangegangen ist. Leider habe ich ja häufig Probleme mit Jugendbüchern, wobei mir das bei diesem zunächst gar nicht klar war.

      Ich wünsche dir viel Spaß!

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    2. Ich hatte das jetzt auch nicht als Jugendbuch eingeordnet - aber gut zu wissen das du es eher in dieser Richtung einschätzt. Dann kann ich etwas anders da ran gehen :)

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