[Rezension] Gustave Flaubert – "Madame Bovary"

Gustave Flaubert – Madame Bovary
Klassiker
 

Originaltitel: „Madame Bovary“
Übersetzerin: Caroline Vollmann
ISBN-13: 978-3-844-90417-8
Dauer: 822 Minuten
Erschienen: 1. September 2007 (Ersterscheinung: 1856)
Sprecher: Ulrich Pleitgen 

   
Zum Inhalt 
Madame Bovary verspürt schon in den ersten Wochen ihrer Ehe ein unerklärliches Unbehagen: Die Monotonie des Alltags bedrückt sie umso mehr, als ihr Ehemann Charles seine Arbeit als Landarzt mit dumpfer Betriebsamkeit verrichtet. Die Einladung des Marquis d’Andervilliers zu einem festlichen Diner unterbricht das Einerlei der Tage und markiert einen dramatischen Wendepunkt. 

Meine Meinung
Schon lange steht dieser Klassiker auf meiner Liste der zu lesenden Bücher – ich war sehr gespannt auf diesen in seiner Zeit skandalösen Roman und vor allem darauf, wie er auf mich wirken wird.

Die hübsche Emma wird mit dem Landarzt Charles Bovary verheiratet – während er seine Frau abgöttisch liebt, ist sie mit seiner langweiligen Art und dem fehlenden Interesse an kulturellen Dingen unglücklich. Sie träumt von einem Leben, wie sie es in ihren geliebten Liebesromanen immer erfährt – und an Verehrern mangelt es nicht…

Dass das Buch bei seiner Erscheinung 1856 die Gemüter erregte, kann ich gut verstehen, denn Ehebruch war – insbesondere, wenn ihn die Frau begeht – ein Skandal. Heutzutage lässt das einen nicht mal mehr müde lächeln, dennoch verstehe ich die Einordnung dieses Buch als Weltliteratur. Gustave Flaubert hat einen angenehmen Schreibstil, der zur Mitte des 19. Jahrhunderts passt, dennoch aber gut anzuhören ist. Gelungen ist die Darstellung der Charaktere, sowohl von Emma als auch von Charles. Emma war mir nicht sonderlich sympathisch, auch wenn ich ihr empfundenes Unglück nachvollziehen kann, auf mich wirkte sie aber immer irgendwie nörgelig und jammernd, so dass in der ganzen Geschichte eine melancholische und düstere Stimmung mitschwang. Was Emma als Figur so tragisch macht, ist ihr vergeblicher Versuch, das Glück zu finden. Denn selbst wenn sie einen Menschen hat, der ihr das gibt, was sie braucht, ergeben sich dadurch andere Probleme, und immer wieder gerät sie in Not und muss sich rechtfertigen. Charles dagegen hatte mein volles Mitleid. Er ist in der Tat ein wenig langweilig, aber seine Verzweiflung, es der geliebten Ehefrau nicht recht machen zu können, hat mich berührt. 

Es geht aber nicht nur um Emma und ihr empfundenes Unglück, sondern auch um alltägliche Dinge und um die ärztliche Tätigkeit von Charles. So bekommt man auch ein Gefühl und eine Vorstellung für die damalige Zeit.  Obwohl das durchaus zu Abwechslung führte, fand ich gerade im Mittelteil einige Passagen doch sehr langatmig, und ich habe mich dabei ertappt, immer wieder mit meinen Gedanken ganz woanders gewesen zu sein. Das letzte Drittel wird dann aber doch noch mal richtig spannend – und damit hatte ich nicht gerechnet. War es vorher noch ruhig und langatmig, kommt richtig Fahrt in die Geschichte und endet dann in einer großen Tragödie. Das Ende hat mich versöhnlich gestimmt mit dem Buch, weil es schlüssig und logisch ist und dem ganzen Skandal noch eins draufsetzt.

Ich bin froh, diesen Klassiker nun endlich gehört zu haben. Sicher keine primär rein unterhaltsame Literatur, aber im Kontext der Zeit eine wichtige. Ulrich Pleitgen als Sprecher hart mir gut gefallen, auch wenn er über die langatmigen Passagen nicht hinwegtäuschen konnte. Ich gebe diesem Klassiker 3,5 von 5 Sternen.

2 Kommentare:

  1. Hallo Sabine,

    das Buch ist bei mir schon einige Jahre her und ich habe richtig durchgequält. Eigentlich mag ich Klassiker recht gern, doch es sind immer wieder welche dabei, an denen ich arg zu knabbern habe. Thematisch war es damals sicher ein Aufreger.

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Ich weiß gar nicht, wie ich es empfunden hätte, wenn ich es selber gelesen hätte. Vermutlich hätte es mir auch viel abverlangt - da ist mir dann das Hörbuch entgegengekommen.

      LG Sabine

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