[Rezension] Anthony McCarten – "Ganz normale Helden"

Anthony McCarten – Ganz normale Helden 
Gegenwartsliteratur
 

Umschlagfoto: © Sylvia Serrado (Ausschnitt)
ISBN 13: 978-3-257-06794-1
Seiten: 454 Seiten
Erschienen: 28. August 2012
Originaltitel: „In the Absence of Heroes“
Übersetzer: Manfred Allié, Gabriele Kempf-Allié

   
Buchrückentext
„Moderner Schauplatz Internet: Ein Roman darüber, dass man manchmal in eine virtuelle Welt abtauchen muss, um letztlich mit der realen Welt klarzukommen. Ein Roman über einen Vater, der seinen Sohn ans World Wide Web verliert und ihn dort zurückgewinnen will.“

Meine Meinung
Das Thema des Buches hat mich sehr angesprochen, und so wie ich am Anfang der Geschichte gefesselt war, so hat mich die Umsetzung in der zweiten Hälfte leider enttäuscht.

Das Internet als Zuflucht, als Trost oder auch als echte Parallelwelt zum real life – das sind die Themen dieses Romans und können gar nicht aktueller sein. Nach dem Tod des jüngsten Sohnes Donald zerfällt die Familie – die Mutter kann auch nach einem Jahr nicht aufhören zu trauern und tauscht sich digital mit Gott aus. Sohn Jeff sieht sich völlig zurück, nachdem er vergeblich versucht hat, über den Tod seines Bruders hinwegzukommen. Zuflucht findet er in einem Online Game, wo er nicht nur Geld verdient, sondern auch neue Seiten an sich selbst entdeckt. Vater Jim merkt, dass sein Sohn ihm immer mehr entgleitet und nur zufällig entdeckt er die Online-Welt, in die er sich geflüchtet hat. Jim versucht nun, dort wieder an seinen Sohn heranzukommen – und gerät immer tiefer in einen Strudel aus Spielsucht und Realitätsflucht. 

Das Thema ist wichtig, und deshalb hat es mich auch total angesprochen. Die verschiedenen Arten, wie die Familienmitglieder sich in die digitale Welt stürzen, wie diese sie beeinflusst und was es mit ihren Leben in der Realität macht, ist erschreckend und faszinierend zugleich. Während in der ersten Hälfte alles noch darauf ausgerichtet scheint, die Familie wieder zusammenzubringen, verliert sich diese Motivation in der zweiten Hälfte, und die Figuren scheinen immer mehr auf der Suche nach dem eigenen Glück oder auch nach dem eigenen Sieg. Sehr gut geschildert fand ich, wie diese Online-Welt das reale Leben beeinträchtigt und sich immer mehr in die Gedanken des Einzelnen hineindrängt – bis zum völligen Verlust der eigenen Realität. Das Ende war mir dann zu versöhnlich und hat nicht richtig zum Rest gepasst, dafür war mir die Entwicklung insbesondere von Jim und Jeff zu extrem. 

Der Schreibstil ist sehr modern und umgangssprachlich – sowohl in der realen Welt, umso mehr nochmal in der digitalen. Das muss man mögen – anfangs fand ich den Wechsel des auktorialen Erzählers und der original wiedergegeben verschiedenen Chats noch spannend, im Verlauf jedoch nur noch anstrengend. Die Charaktere waren mir alle nicht sonderlich sympathisch, auch wenn ich deren Trauer und Gefühle gut nachvollziehen konnte – keiner von ihnen aber hat mich in irgendeiner Weise fasziniert oder neugierig gemacht. Deshalb habe ich mich die ganze Zeit auch irgendwie außen vor gefühlt und nicht richtig mit den Figuren gefiebert.

Die Idee des Buches fand ich wirklich großartig, ich hatte nur irgendwie gedacht, dass sie anders umgesetzt würde – ich gebe 3,5 von 5 Sternen 

Mein Fazit
Eine tolle Idee, deren Umsetzung mir leider nicht ganz zugesagt hat – dazu kommt, dass mir die Charaktere alle nicht sympathisch waren und ich deshalb auch nicht richtig eintauchen konnte. Der Schreibstil ist modern und umgangssprachlich, passt aber zur Geschichte. Ich gebe 3,5 von 5 Sternen.


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