[Rezension] Helga Glaesener - "Das Seehospital"

Helga Glaesener - Das Seehospital
Historischer Roman

Verlag: Rororo
Umschlaggestaltung: any.way, Barbara Hanke /Cordula Schmidt
Umschlagabbildung: akg-images, mauritius images /Paul Fearn /Alamy
ISBN 13: 978-3-499-27410-7
Seiten: 461 Seiten
Erschienen: 19. Februar 2019

Buchrückentext
„Amrum, 1920: Nur widerwillig kehrt Frida zur Beerdigung des Großvaters zurück auf ihre nordfriesische Heimatinsel. Der alte Kapitän Kirschbaum gehörte zu Amrum wie die Wellen zum Strand. Aber für Frida hatte er zuletzt kein gutes Wort übrig. Ihren Traum, in Hamburg Medizin zu studieren, hielt er für Weiberflausen und drehte ihr den Geldhahn kurzerhand zu. Dabei hätte der Insel-Patriarch eine vertrauenswürdige Ärztin in dem kleinen Hospital, das er für lungenkranke Kinder gestiftet hat, gut gebrauchen können. Nach seinem Tod droht der Einrichtung nun wegen Geldmangels das Ende. Aber was wird dann aus den kleinen Patienten? Fridas Mutter will aus der imposanten Strandvilla lieber ein exklusives Kurhotel machen. Auch von ihren beiden Schwestern kann Frida keine Hilfe erwarten. Dennoch nimmt sie den Kampf auf – und ahnt nicht, wie hoch der Preis für sie und ihre Familie sein wird...“

Meine Meinung
Mich hat das Cover sehr angesprochen und nach Lesen des Klappentextes hatte ich direkt Lust auf eine Insel-Geschichte – und das dann auch noch im historischen Setting. Prima! Dass es dann ganz anders kam als erwartet, hat mich zwar verwundert, dem Lesespaß aber keinen Abbruch getan.

Man könnte vermuten, dass das Seehospital im Mittelpunkt der Geschichte steht, dem ist aber nicht so: Vielmehr geht es um drei Schwestern, die alle ganz unterschiedlich sind und auch unterschiedliche Wege einschlagen – und dies ist nicht nur spannend erzählt, sondern es gibt auch noch viele Einblicke in das Leben der 1920er Jahre.

Frida studiert – sehr zum Leidwesen der Familie – Medizin in Hamburg; das ist zu dieser Zeit noch sehr ungewöhnlich und wird von vielen auch nicht recht akzeptiert. Ganz anders sind da ihre beiden Schwestern Emily und Lou, die völlig in das Inselleben integriert sind und für die eine gewinnbringende Hochzeit die höchste Priorität hat. Alles ändert sich aber, als der Großvater stirbt – er hat die Familie zusammengehalten und jetzt scheint alles auseinanderzubrechen. 

Frida mochte ich sehr gerne – sie verfolgt ihren Lebenstraum und stellt sich damit gegen die Konventionen, das aber nimmt sie für ihren Traum in Kauf. Sie ist mutig und ehrgeizig, packt an, wo es sein muss und hat ein großes Herz. Ihre Schwester Lou ist da ganz anders. Sie wirkt zunächst glücklich in ihrer Rolle als Inseltochter – als es jedoch konkret wird und eine Hochzeit bevorsteht, fühlt sie sich eingeengt und geht eigene Wege. Was genau das bedeutet, verrate ich natürlich nicht – es ist aber spannend und abenteuerlich, oft auch erschreckend und berührend. Mit Lou habe ich sehr mitgefühlt, naiv und unschuldig wie sie ist, stolpert sie in ein Schicksal hinein, einfach weil sie ein großes Herz hat und helfen möchte. Auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet, auch wenn ich die Eltern etwas überzogen dargestellt und so nicht authentisch fand.

Während es in der ersten Hälfte noch eher ruhig zugeht und man Frida näher kennenlernt, die unterschiedlichen Beziehungen in der Familie und natürlich auch die Not des Seehospitals, ist die zweite Hälfte dann viel spannender und dramatischer. Es sind dann Lou und ihre Geschichte, die in Hamburg spielt, die mehr in den Fokus rücken. Auf jeden Fall war es spannend, und gerade in der zweiten Hälfte konnte ich das Buch nur schlecht aus der Hand legen. 

Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, lebendig und voller Atmosphäre – egal, ob es um die Ruhe und Beharrlichkeit auf der Insel Amrum geht oder um die Quirligkeit in Hamburg. Ich habe mich insgesamt sehr wohl gefühlt in der Geschichte und gebe daher gute 4 von 5 Sternen. Einen Stern ziehe ich ab, weil ich doch etwas andere Erwartungen hatte und ich den Titel des Buches nicht ganz so glücklich gewählt finde.

Mein Fazit
Eine tolle Geschichte, in die ich abgetaucht bin und die mich in die 1920er Jahre in Hamburg und auf Amrum entführt hat. Die Charaktere mochte ich gerne und habe sehr mitgefühlt, in der zweiten Hälfte wird es dann auch richtig spannend durch eine Wendung, mit der ich gar nicht gerechnet habe. Ich hatte wirklich schöne Lesestunden und gebe dem Buch gute 4 von 5 Sternen.

WERBUNG: Vielen Dank an den Rowohlt-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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