Peter Huth - Aufsteiger
Gegenwartsliteratur
Verlag: Droemer-Knaur-Verlag
ISBN-13: 978-3-426-44985-1
Seiten: 333 Seiten
Erschienen: 1.9.2025
Umschlaggestaltung: SO YEAH DESIGN, Gabi Braun
Umschlagabbildung: © David Pattyn /DEEPOL by plainpicture
Buchrückentext
„Felix Licht hat alles für die Karriere geopfert: Seine besten Jahre, lebenslange Freundschaften, die Zeit mit Frau und Kind. Jetzt fehlt nur noch der letzte Schritt, die Berufung zum Chefredakteur des wichtigsten Magazins des Landes. Doch dann eröffnet ihm Verleger Christian Berg, einst Modezar der neurechten Szene, jetzt geläutert und selbsternannter Retter der Pressefreiheit, dass nicht Licht den Job bekommt, sondern Zoe Rauch. Ausgerechnet Zoe – jung, schön, woke. Die Frau, an die Felix seit zwölf Jahren immerzu denken muss. Sein Leben zerbricht – und reißt alle um ihn herum in einen Mahlstrom aus gekränkten Eitelkeiten, brüchigen Lebenslügen, opportunistischer Lust an immer absurderen Fake News und Gutmenschen, die bereit sind, über Leichen zu gehen.“
Meine Meinung
Der erste Roman von Peter Huth hatte mir sehr gut gefallen, so dass ich neugierig war auf sein neues Werk. Und ich fand dieses sogar noch besser!
Im Mittelpunkt steht Felix Licht, engagierter Journalist, der nach Jahren loyaler Arbeit beim einflussreichen Magazin endlich auf die lang ersehnte Beförderung zum Chefredakteur hofft – und bitter enttäuscht wird. Statt ihm erhält überraschend die junge, selbstbewusste Zoe Rauch den Posten. Dunkelhäutig, klug, medienerfahren und bestens vernetzt verkörpert sie all das, wofür das Magazin nun stehen will: Wandel, Diversität, Zukunft. Was folgt, ist ein kraftvolles, dicht gewobenes Drama über Machtkämpfe, Ideale und persönliche Krisen in einer Gesellschaft im Umbruch: Felix wird beruflich völlig aus der Bahn gerissen, seine Ehe kriselt, sein Selbstwert bröckelt, und alte Weggefährten entpuppen sich als Gegner oder Opportunisten. Gleichzeitig muss auch Zoe ihren Platz in einer feindseligen Umgebung behaupten, in der sie nicht nur mit sachlichen Argumenten, sondern auch mit unterschwelligen Ressentiments konfrontiert ist.
Der Roman wirkt auf verschiedenen Ebenen: er ist aktuell, unterhaltsam und gesellschaftlich relevant. Dem Autor gelingt es, komplexe Themen wie Diskriminierung, Identität, Geschlechterrollen, Social Media, postpandemische Arbeitswelten und politischen Aktivismus – etwa in Form der Klimabewegung – zu einem stimmigen Gesamtbild zu vereinen, ohne belehrend zu wirken. Statt einfache Antworten zu liefern, lässt er die verschiedenen Positionen aufeinanderprallen: alt versus jung, privilegiert versus benachteiligt, bewahren versus verändern. Besonders spannend ist dabei, dass sich die Figuren nicht auf ihre Stereotype reduzieren lassen. Sowohl Felix als auch Zoe entwickeln im Laufe der Handlung Tiefe und Ambivalenz. Wo Felix zunächst als gekränkter Mann erscheint, der sich von der modernen Welt überrollt fühlt, zeigt sich im Verlauf auch eine verletzliche, reflektierende Seite. Zoe hingegen wirkt anfangs fast übermächtig, kämpft aber mit hohen Erwartungen, Einsamkeit und moralischen Dilemmata. Auch die Nebenfiguren – vom zynischen Hassblogger über den mächtigen Verleger bis zur klugen Tochter – sind zwar stereotyp, aber genau passend in diese satirische Gesellschaftskritik. Sympathisch ist keiner der Agierenden, aber das braucht es auch nicht, um beim Lesen gut unterhalten zu werden – ich fühlte mich beim Lesen so oft ertappt, erkannt, dann aber auch auch entsetzt und erstaunt und musste sogar das eine oder andere Mal lachen oder zumindest schmunzeln.
Peter Huths Schreibstil ist klar und pointiert, dabei sehr gut lesbar und eher einfach. Die Sprache bleibt nah an den Figuren, die Dialoge sind lebendig, oft ironisch zugespitzt, dabei auch klischeehaft. Besonders gelungen ist der Aufbau der Handlung: Sie entfaltet sich in einem stetigen Spannungsbogen, der Text ist mitreißend und gut lesbar. Einzelne Wendungen zeichnen sich zwar früh ab, was insbesondere durch den Prolog bedingt ist, doch mindert das nicht die Sogwirkung der Geschichte. Im Gegenteil: Man bleibt emotional involviert, weil die Konflikte real und greifbar wirken – auch, weil sie so stark in der Gegenwart verankert sind.
Mein Fazit
Ein ebenso unterhaltsamer wie kluger Roman, der es schafft, relevante gesellschaftliche Fragen in eine fesselnde Erzählung zu kleiden. Mit messerscharfer Beobachtung, gelungenem Figurenaufbau und einem Gespür für die politischen wie persönlichen Konflikte unserer Zeit gelingt ihm eine pointierte Gesellschaftskritik, die sowohl zum Nachdenken als auch zum Weitererzählen anregt. Wer literarische Spannung mit Tiefgang sucht und keine Scheu vor unbequemen Wahrheiten hat, wird mit diesem Buch viel anfangen können. Eine klare Leseempfehlung.
WERBUNG: Vielen Dank an den Droemer-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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