Mascha Unterlehberg - Wenn wir lächeln
Gegenwartsliteratur
Verlag: Dumont Audio
ISBN-13: 978-3-755-81522-8
Dauer: 309 Minuten
Erschienen: 11.2.2025
Sprecherin: Bineta Hansen
Zum Inhalt
„Jara steht auf der alten Eisenbahnbrücke über der Ruhr und starrt ins tiefdunkle Gewässer. Anto, die gerade noch neben ihr saß, ist in den Fluss gesprungen und taucht nicht wieder auf. Das Einzige, was Jara von hier oben erkennen kann, ist der Baseballschläger, mit dem sie in dieser Nacht ein Autofenster eingeschlagen haben und der jetzt nicht sinken will.
Als Jara zum ersten Mal auf Anto trifft, ist diese zwar die schlechteste Spielerin auf dem Fußballplatz, aber trotzdem mit Abstand die mutigste. Die beiden freunden sich an, und schnell ist klar: Ihre Schwesternschaft steht über allem – sie teilen Lipgloss, Cherry Cola und Gewaltfantasien. Jeden Abend ein neuer Plan, sie haben alles im Blick und alles im Griff. Bis ihnen Stück für Stück die Kontrolle entgleitet. Und nun bleibt die Frage: Wohin mit all der Wut?“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Auf der Leipziger Buchmesse habe ich Mascha Unterlehberger in einer Lesung kennengelernt – und mit der Vorstellung ihres Debüt-Romans hat sie mich neugierig gemacht.
Es ist eine eindringliche Geschichte über zwei junge Frauen, deren intensive Freundschaft von Wut, Kraft, aber auch Zerstörung, sowie von emotionalem Druck, Rebellion und Alkohol geprägt ist. Die Geschichte beginnt mit einer dramatischen Szene und taucht anschließend ein in die Vergangenheit – in fast schon fragmenthaften Kapiteln lernt man dann Jana und Anto kennen und wie sie zueinander gefunden haben.
Es werden viele, auch schwere Themen aufgegriffen – es geht um toxische Beziehungen, patriarchale Strukturen und die Orientierungslosigkeit in der Zeit des Erwachsenwerdens. Die Atmosphäre ist dicht, die Figuren sind widersprüchlich – und gerade diese ambivalente Freundschaft zwischen Jara und Anto regt zum Nachdenken an.
So stark ich den Plot fand, so wenig hat mir die Umsetzung gefallen. Die fragmentarische Erzählweise und die häufigen Zeitsprünge haben es mir schwer gemacht, richtig in die Geschichte einzutauchen, denn die Kapitel sind oft sehr kurz und immer nur Momentaufnahme einer Situation. Dazu kommt der sehr direkte und unverblümte Schreibstil, der zwar sehr gut vor allem zu Anto passt, den ich aber als roh und verletzend empfunden habe. Vieles bleibt angedeutet und wird nicht vertieft, immer aber spürt man die Wut, die in den beiden steckt.
Jana und Anto sind zwei ganz unterschiedliche junge Frauen, so dass ich mich oft gefragt habe, was sie aneinander finden. Anto ist direkt, verletzend, wütend und sehr autark. Jana ist viel empfindsamer und wirkt immer ein wenig abhängig von Anto. Während Anto laut und sehr präsent ist, ist Jana immer deutlich leiser und unauffälliger. Ob die Wut und der Schmerz, den beide in sich tragen, sie verbindet oder ob es doch etwas anderes ist – manchmal hatte ich auch das Gefühl, dass ihre Verbindung weit über eine „klassische“ Freundinnenschaft hinaus geht. Vielleicht liegt diese schwierige Zeit des Erwachsenwerdens bei mir auch zu weit zurück, vielleicht habe ich aber auch diese Wut nicht so gespürt wie die beiden – auf jeden Fall konnte ich mich nur schwer in sie hineinfühlen.
Der Roman hat einen starken Anfang und ein offenes, nachhallendes Ende. Im Mittelteil geht diese Kraft aber leider verloren – und daran haben vor allem der Aufbau des Buches und der ungewöhnliche, durchaus aber auch atmosphärische Stil beigetragen. Dennoch bleibt es ein Buch, das wichtige Fragen stellt und besonders für Lesende interessant ist, die sich mit jugendlicher Orientierungslosigkeit und emotionalen Extremen auseinandersetzen möchten.
WERBUNG: Vielen Dank an den Dumont-Verlag für die Möglichkeit der Teilnahme an der Lesung mit der Autorin und für das Rezensionsexemplar.
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