Rónán Hession – Leonard und Paul
Gegenwartsliteratur
Originaltitel: „Leonard and Hungry Paul“ (2019)
Übersetzerin: Andrea O‘Brian
Verlag: Dumont Audiobook
ISBN-13: 978-3-755-81518-1
Dauer: 496 Minuten
Erschienen: 17.6.2024
Sprecher: Florens Schmidt
Buchrückentext
„Leonard und Paul sind allerbeste Freunde. Während Leonard als Ghostwriter Kinderenzyklopädien verfasst, arbeitet Paul als Aushilfspostbote. Das Leben der beiden verläuft in ruhigen, wohlgeordneten Bahnen – bis jedem von ihnen etwas widerfährt, das eine ganze Reihe von Veränderungen in Gang setzt.
Dieser hochgelobte Debütroman rückt jene Menschen in den Mittelpunkt der Erzählung, die im Alltag oftmals übersehen werden. Leonard und Paul beteiligen sich nicht am Lärmen der Welt, sondern zeichnen sich durch Eigenschaften aus, die immer seltener anzutreffen sind: Freundlichkeit, Sanftmut und Bescheidenheit.“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Das Cover war mir schon häufiger aufgefallen, jetzt wurde diese Geschichte in meinem Lesekreis ausgewählt – und ich war neugierig, was dieses Buch so besonders macht.
Leonard und Paul sind beide eher introvertierte Menschen – beide Mitte dreißig leben sie noch bei ihren Eltern. Leonard arbeitet als Ghostwriter für Kinder-Lexika, Paul als Aushilfspostbote. Sie führen ein ruhiges Leben, interessieren sich nicht für Reisen oder Partys, treffen sich am Wochenende, um Gesellschaftsspiele zu spielen und sind mit dem, was sie haben, völlig zufrieden. Doch dann geschieht bei beiden etwas, das ihre Ordnung durcheinanderwirft.
Es ist eine leise und ruhige Geschichte, die die ganze Zeit vor sich hin plätschert, ohne dass es große Höhen oder Tiefen gibt. Selbst das, was die beiden jeweils aus ihrem Alltag reißt, wird eher wie nebenbei erzählt. Vielmehr steht die Freundschaft zwischen Paul und Leonhard im Vordergrund und man bekommt viele Einblicke in ihre Gedankenwelten.
Beide Charaktere sind gut dargestellt und ich hatte auch ein gutes Gefühl für die beiden, nur waren sie mir weder synaptisch noch unsympathisch, leider eher „egal“ – und so fand ich auch die Geschichte insgesamt eher langatmig. Beide scheinen ein wenig „aus der Zeit gefallen zu sein“: sie sind liebenswürdig und freundlich, bescheiden und unscheinbar, haben keine Ecken oder Kanten und reden beide ein wenig gestelzt. Oft habe ich mich dabei erwischt, dass ich dachte, dass so doch kein Mensch redet – denn die Dialoge wirkten immer sehr hölzern.
Leonhard verliebt sich in eine Frau, und als Leser bzw. Hörer begleitet man ihn in dieser Phase – doch es sind keine überschwänglichen Gefühle, die man nun erwarten könnte, es bleibt weiter eher ruhig und verhalten, so wie Leonhard nun mal ist. Die Zeit mit seiner Angebeteten ist ganz nett, aber alles auch ein wenig unspektakulär und vernünftig. Bei Paul ist es seine Schwester, die ihn gerade ein wenig fordert – sie heiratet und liegt ihm immer in den Ohren, sich endlich von den Eltern zu lösen. Ich konnte Grace sehr gut verstehen und konnte mit Pauls Vorstellungen vom Leben nichts anfangen – und so habe ich seinen Part auch nur ungerne verfolgt.
Sprachlich ist das Buch insgesamt eher gestelzt, ich denke aber, das ist vor allem ein Mittel, um die beiden Charaktere zu zeichnen. Ich konnte das Buch gut hören, aber die Sprache wirkt immer ein wenig aufgesetzt und künstlich, passte aber hervorragend zu den Hauptfiguren. Zwischendurch gibt es auch mal ein paar schöne Botschaften, auch wenn sie haarscharf daran vorbeirutschten, zu einfachen Kalenderweisheiten zu werden.
Der Sprecher Florens Schmidt hat eine Stimmfarbe, die mir nicht so gefallen hat, die aber zur Geschichte passt – in meinen Ohren klang alles ein wenig monoton und ohne wesentliche Betonung. Das hat sicher die Charaktere unterstrichen, für mich aber auch zur Langatmigkeit beigetragen.
Insgesamt eine nette Geschichte, die ich aber leider auch schnell wieder vergessen werde.
Mein Fazit
Im Mittelpunkt stehen zwei introvertierte Mittdreißiger, deren ruhiges Leben durch zwei Ereignisse aus der Bahngerät – insgesamt eine mir zu ruhige Geschichte, die leise vor sich hinplätschert und die mich nicht packen konnte, auch wenn die Charaktere gut gezeichnet waren. Leider ein Hörbuch, das ich sicher bald wieder vergessen haben werde.
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