Louise Pelt – Die Halbwertszeit von Glück
Gegenwartsliteratur, mehrere Zeitebenen
Verlag: Lübbe Audio
ISBN-13: 978-3-75401-286-4
Dauer: 740 Minuten
Erschienen: 29.2.2024
Sprecherin: Regine Lange
Zum Inhalt
„Paris 2019: Mylènes Glück steht eigentlich nichts mehr im Weg. Doch dann wird durch eine erschütternde Enthüllung ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt. Mylène fragt sich: Kann man überhaupt glücklich sein, solange man nicht weiß, wer man ist?
DDR-Grenzgebiet 1987: Einsiedlerin Johanna findet im Wald ein 17-jähriges Mädchen und versteckt es vor den Grenztruppen. Dadurch wird sie unversehens mit einer Vergangenheit konfrontiert, von der sie glaubte, sie längst hinter sich gelassen zu haben. Aber auch Erinnerungen an vergangenes Glück kommen wieder hoch. Doch darf man irgendwann wieder glücklich sein, auch wenn die eigene Schuld zu groß ist?
Los Angeles 2003: Bei einem Unglück ist Hollys Kollegin Jay ums Leben gekommen - und das nur, weil sie spontan für Holly eingesprungen ist. Von Schuldgefühlen geplagt, versucht Holly unter einem Vorwand, Jays Freund und Sohn etwas Glück zurückzugeben. Aber hätte auch sie selbst es verdient, wieder glücklich zu sein?“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Der Klappentext hat mich angesprochen, die vielen positiven Stimmen haben mich neugierig gemacht – ich mag Geschichten, bei denen verschiedene Handlungsstränge auf unterschiedlichen Zeitebenen nach und nach zusammenlaufen. Bei diesem Buch gab es für mich aber auch die eine oder andere Länge.
Im Mittelpunkt stehen drei Frauen, bei denen man zunächst nicht weiß, wie sich ihre Schicksale verknüpfen werden. Myléne führt im Jahr 2019 ein glückliches Leben in Paris – sie ist erfolgreiche Unternehmerin und fiebert ihrer Hochzeit entgegen. Als sie erfährt, dass sie eine Wohnung in Amsterdam geerbt hat, aber nicht weiß von wem, stellt das ihr ganzes Leben auf den Kopf und auch in Frage. Im Jahr 1987 ist es Johanna, die man begleitet – nach einem Schicksalsschlag hat sie ihre Heimat Dresden verlassen und lebt als Einsiedlerin in einer kleine Hütte an der Grenze zu Westdeutschland. Sie findet im Wald eine junge Frau, die auf der Flucht in den Westen angeschossen wurde – und Johanna entschließt sich, ihr zu helfen.
Die letzte Frau ist Holly – sie lebt in Los Angeles und träumt 2003 von ihrem Durchbruch als Drehbuchautorin. Als ein schwerer Unfall zum Tod einer Arbeitskollegin führt, sieht sie sich in der Verantwortung und kümmert sich um die verbliebene Familie.
Lange laufen die Erzählstränge parallel und erst im letzten Drittel verweben sich diese unterschiedlichen Lebensgeschichten miteinander. Jede der drei Frauen wird mit einem (oder auch mehreren) Schicksalsschlägen konfrontiert, und alle drei werden so gezwungen, ihr Leben und auch ihre Identität neu zu überdenken.
Am besten hat mir Johanna als Figur gefallen. Sie ist nicht sonderlich sympathisch mit ihrer grummeligen Art, und man erfährt erst nach und nach, warum sie ist, wie sie ist. Gleichzeitig lernt man sie aber auch als fürsorglichen Menschen kennen, als sie die junge Frau aufnimmt und sie gesund pflegt. Mylène habe ich als eher oberflächlichen Menschen empfunden – dass sie in eine Krise stürzt, konnte ich schon verstehen, sie suhlt sich aber geradezu in Selbstmitleid – und das immer und immer wieder. Das hat mich ein bisschen genervt. Nicht ganz so schlimm, aber auch ein wenig anstrengend ist Holly, die sich verantwortlich fühlt für den Tod eines Menschen, obwohl es ganz offensichtlich ein Unfall war, an dem sie nicht mal beteiligt war – und auch sie kann mit den Selbstvorwürfen einfach nicht aufhören – und braucht lange, um zu erkennen, dass ein neues Glück bereits auf sie wartet.
Wie die Erzählstränge miteinander verknüpft sind, verrate ich natürlich nicht, am Ende ergibt sich aber ein schlüssiges Gesamtbild. Es braucht aber lange, bis die Wege zusammengeführt sind, und gerade im Mittelteil habe ich doch die eine und andere Länge gespürt. Das lag aber nicht am Schreibstil, den habe ich als angenehm und eingängig empfunden, auch nicht an der Sprecherin Regine Lange, die allen drei Hauptfiguren mit ihrer Stimme Leben einhauchen konnte – es waren mir einfach zu viele Schlenker mit den immer gleichen Selbstvorwürfen und den anhaltenden Phasen von Selbstmitleid, die die Geschichte nicht vorwärtsgebracht haben.
Mich hat das Hörbuch ganz gut unterhalten, im Mittelteil hat es mir dann aber doch ein wenig Geduld abverlangt.
Mein Fazit
Drei Frauen zu unterschiedlichen Zeiten an ganz unterschiedlichen Orten – jede hat einen Schicksalsschlag erlitten und muss sich nun selber neu finden. Nach und nach lernt man sie besser kennen und erfährt dann auch, wie ihre Schicksale miteinander verknüpft sind. Eine unterhaltsame Geschichte, die im Mittelteil aber doch einige Längen hat – wer aber Geschichten mit sich nach und nach verknüpfenden Erzählsträngen mag, sollte sich diese unbedingt anschauen.
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