Laura Purcell - Die stillen Gefährten
Grusel, historischer Roman
Originaltitel: „The Silent Companions“ (2017)
Übersetzerin: Eva Brunner
Verlag: Festa-Verlag
ISBN-13: 978-3-865-52879-7
Seiten: 448 Seiten
Erschienen: 2.2.2021
Umschlagabbildung: AdobeStock – Marta Jonina/ magicmary/ paprika/ annetito
Zum Inhalt
„England, 1866: Als Elsie den reichen Erben Rupert Bainbridge heiratet, glaubt sie, nun ein Leben im Luxus vor sich zu haben. Doch nur wenige Wochen nach ihrer Hochzeit ist sie bereits verwitwet. Und dazu schwanger. Elsie bezieht das alte Landgut ihres verstorbenen Mannes. Da ihre neuen Diener ihr gegenüber äußerst reserviert sind, hat Elsie nur die ungeschickte Cousine ihres Mannes zur Gesellschaft. Zumindest glaubt sie das. Doch in ihrem neuen Zuhause existiert ein verschlossener Raum. Als sich dessen Tür für sie öffnet, findet sie ein 200 Jahre altes Tagebuch und eine beunruhigende, lebensgroße Holzfigur – eine stille Gefährtin...“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Schon lange wollte ich ein Buch von Laura Purcell lesen, nachdem ich die sympathische Autorin auf der Leipziger Buchmesse kennengelernt hatte. Und ich habe einige andere Bloggerinnen gefunden, mit denen ich mich zu „Die stillen Gefährten“ austauschen konnte.
Elsie Bainbridge, Tochter eines Streichholzfabrikanten, war nur kurz mit Rupert Bainbridge verheiratet, bevor er bei einem Unfall ums Leben kam. Sie zieht gemeinsam mit seiner Cousine Sarah auf das abgelegene Landgut „The Bridge“. Im Dorf begegnet man ihr mit spürbarer Zurückhaltung, denn um das herrschaftliche Anwesen ranken sich dunkle Gerüchten. Es heißt, ein Fluch laste auf dem Haus, seit im 17. Jahrhundert eine Vorfahrin der Bainbridges als Hexe verbrannt wurde. Und auch Elsie ist das Haus nicht geheuer – nicht nur hört sie komische Geräusche, sondern es tauchen auch Holzfiguren auf, die sogenannten „Stillen Gefährten“, die sie zu beobachten scheinen.
Es war wirklich gruselig und spannend! Der Roman entfaltet sich auf drei Zeitebenen: Es gibt eine Rahmenhandlung, die 1867 in einer psychiatrischen Einrichtung spielt. Elsie ist dort mit schweren Brandverletzungen untergebracht – bisher hat sie zu den Ereignissen geschwiegen, doch ihr behandelnder Arzt schafft es, sie zu überzeugen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Der zweite Handlungsstrang schildert die mysteriösen Geschehnisse auf „The Bridge“, zeitlich kurz vor der Rahmenhandlung. Das Tagebuch der Anne Bainbridge liefert dagegen Einblicke in das Jahr 1635 – und schnell wird klar, dass dessen Inhalte sich über Jahrhunderte hinweg als folgenreich erweisen.
Die Charaktere sind alle gut gezeichnet – manche sind etwas undurchsichtig, was natürlich die Spannung erhöht, denn jeder scheint irgendein Geheimnis mit sich rumzutragen und jeder hat auch eine andere Wahrnehmung der Ereignisse. Elsie ist nicht unbedingt eine Sympathieträgerin, mir hat aber ihre zupackende und entschiedene Art sehr gefallen – um so tragischer ist es dann mitzuerleben, wie sie immer mehr eingenommen wird von den gruseligen Ereignissen auf „The Bridge“.
Sarah ist die ungeliebte Cousine von Elsies verstorbenem Mann – Elsie kann sie nicht ausstehen, warum, ist mir nicht so richtig klar geworden. Sie wirkt zwar oft etwas einfältig und naiv, letztlich aber bringt sie auch Wärme in das heruntergewirtschaftete Haus und steht Elsie trotz ihrer Verachtung treue zur Seite.
Diese stillen Gefährten waren ein sehr interessantes Phänomen – insbesondere auch, weil wir in unserer Leserunde alle ganz unterschiedliche Vorstellungen von den Figuren hatten. Letztlich habe ich sie mir als lebensgroße Holzreliefs vorgestellt – und die Vorstellung, dass sie plötzlich auftauchen, einen mit den Augen verfolgen und sie sich schließlich auch wirklich kratzend und schlurfend über den Boden bewegen, ist schon sehr gruselig. Da hat die Autorin wirklich Phantasie bewiesen.
Der Schreibstil ist der Zeit angemessen, schafft aber vor allem eine unglaubliche Atmosphäre: Ich hatte viele Bilder vor Augen, das Anwesen, die Holzfiguren, die Geräusche – es ist wirklich eine düstere und prickelnde Stimmung, die von Anfang an in der Geschichte herrscht. Nach und nach werden immer mehr Dinge enthüllt – und natürlich ist man gespannt auf die Auflösung, warum Elsie schließlich in einer psychiatrischen Anstalt gelandet ist. Interessant ist dann das Ende – denn das lässt auch Möglichkeit für eigene Spekulationen – und genau das haben wir in unserer Leserunde auch gemacht; und es war sehr interessant, wie unterschiedlich das Ende interpretiert wurde.
Mein Fazit
Ein ausgesprochen gelungener, atmosphärisch dichter Roman, der – was den Gruselfaktor angeht – genau meinen Geschmack getroffen hat. Am Ende bleibt dann doch viel Raum für eigene Spekulationen – ein Umstand, der zu Diskussionen einlädt. Dennoch hätte ich mir da ein konkreteres Ende gewünscht. Trotzdem von meiner Seite eine Empfehlung, wenn man in einen historischen Schauerroman eintauchen möchte.
Hallo Sabine!
AntwortenLöschenSo richtig gruseln konnte ich mich zwar nicht (das ist mittlerweile auch echt schwierig geworden bei mir), aber die unheimliche Atmosphäre hat die Autorin hier für mich wieder mal perfekt rüber gebracht! Auch diese Holzfiguren mit all ihren unheimlichen Details und Bewegungen fand ich ausgesprochen gut inszeniert.
Das Ende... naja, an sich bleiben natürlich zwei Möglichkeiten der Auflösung, je nachdem wie man dazu steht, ob man das "übernatürliche" für wahr hält oder nicht. Ich fand das sehr genial, eben weil sie es so klug verstrickt hat, dass tatsächlich beide Möglichkeiten bestehen.
Willst du denn jetzt noch eins von ihr lesen? Auf welches würde deine Wahl fallen?
Liebste Grüße, Aleshanee
Hallo Aleshannee,
Löschenja - ich werde nochmal eins lesen. Ich habe mich ja schon locker mit Gisela für den Herbst verabredet - da wird es wohl "Das Korsett" sein. Letztes Jahr hatte Laura Purcell auf der LBM das auch als ihr liebstes vorgestellt - ich bin gespannt!
LG Sabine
Ich mochte bisher alle sehr, aber Das Korsett sticht für mich auch raus :)
LöschenDann scheint es eine gute Wahl zu sein. :-)
LöschenHallo Sabine,
AntwortenLöschenich habe mich schon auch leicht gegruselt als ich das Buch gelesen habe. Man hat ja überhaupt keine Ahnung, was da in dem Haus mit den Gefährten vor sich geht und die Stimmung empfand ich als total schaurig. Von den "stillen Gefährten" hatte ich damals sogar einen Alptraum: Ich dachte, dass bei mir im Schlafzimmer einer sei und bin total verstört aufgewacht. :D
Oben sehe ich schon, dass "Das Korsett" das nächste Purcell-Buch werden soll. :) Ich schließe mich Aleshanee und der Autorin an, denn das ist wirklich ihr gelungenenster Roman bisher.
Viel Spaß damit!
Liebe Grüße
Nicole
Hallo Sabine
AntwortenLöschenMir hat das Buch auch sehr gut gefallen. Es konnte mich stellenweise schon sehr gruseln. Jetzt freue ich mich auf Das Korsett.
Liebe Grüße