[Rezension] Alina Bronsky - "Der Zopf meiner Großmutter"

Alina Bronsky - Der Zopf meiner Großmutter
Gegenwartsliteratur
 

 Verlag: Roof Music            
 ISBN-13: 978-3-864-84527-7
 Dauer: 318 Minuten
 Erschienen: 9.5.2019
 Sprecherin: Sophie Rois

   
Zum Inhalt
„Max‘ Großmutter hat im Flüchtlingswohnheim ein hart-herzliches Terrorregime errichtet. Wenn sie nicht gerade gegen das deutsche Schulsystem, die deutschen Süßigkeiten oder ihre Mitmenschen und deren Religionen wettert, beschützt sie ihren einzigen Enkel vor dem schädlichen Einfluss der neuen Welt. So bekommt sie als Letzte mit, dass ihr Mann sich verliebt hat. Doch dies bedeutet ...“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Es ist jetzt die zweite Geschichte der Autorin, zu der ich greife, und ich erkenne ihr Talent, Charaktere zu zeichnen, dennoch wurde ich mit ihnen nicht wirklich warm und konnte auch den Humor nicht wirklich teilen.

Erzählt wird die Geschichte aus Sicht des kleinen Max, der zusammen mit seiner Großmutter Marga lebt. Sie ist aus Russland nach Deutschland geflohen und kommt in einem Flüchtlingsheim unter, in dem sie schnell ein „Terrorregime“ eröffnet. An nichts und niemandem lässt sie ein gutes Haar und einziges Ziel ist, ihren Enkel Max vor der schlechten Welt zu schützen und überhaupt erst mal aus ihm eine vernünftige Figur zu machen – denn sie hält nicht hinterm Berg, dass sie Max für zurückgeblieben und dumm hält. Als dann ihr Mann sie wegen einer jüngeren Frau verlässt, nimmt die Geschichte eine neue Richtung. 

Auch wenn Max als Ich-Erzähler auftritt, ist die Großmutter die eigentliche Protagonistin; und sie beherrscht die ganze Handlung so sehr, dass alle anderen Figuren nur wie blasses Beiwerk wirken. Marga hat erst mal wirklich nichts Liebenswertes – sie ist laut und herrschsüchtig, egoistisch, böse, dominant und selbstgefällig und lässt kein gutes Haar an anderen Menschen. Meint man es gut, kann man in ihr eine verletzte Mutter erkennen, aber sie weiß wirklich sehr gut, eventuelle positive Eigenschaften zu verstecken. Unter ihrer Fuchtel geht Max wirklich unter – und ich verstehe sogar, dass er neben dieser Frau keine Chance hat. 

Gerade im Hörbuch werden all diese Eigenschaften noch mal offensichtlicher, denn die Sprecherin Sophie Rois füllt die Rolle der Großmutter mit viel Leben. Der aggressiven Grundstimmung und vor allem der lauten Art, alles anzuprangern, kann man sich nicht entziehen und mehrfach habe ich überlegt, das Hörbuch abzubrechen, weil mich die Großmutter auch aggressiv macht. Vielleicht finden manche diese völlig überzeichnete Figur lustig, ich aber konnte darüber nicht lachen. Eher war ich voll des Mitleids mit Max, der unter diesem fast schon menschenverachtenden Regime der Großmutter aufwächst und immer wieder vermittelt bekommt, wie dumm er ist. Erst als sich die Handlung ein bisschen in die Richtung des fremdgehenden Großvaters verschiebt, wurde es für mich erträglicher. 

Unverkennbar ist der Stil der Autorin – es ist so eine besondere Atmosphäre, die mir auch schon in einem anderen Buch aufgefallen war, die sich durch eine untergründige Aggression, aber auch durch Kühle auszeichnet. Der Stil ist besonders – nur bin ich noch nicht sicher, ob ich ihn mag. 

Die erste Hälfte des Hörbuchs war wirklich anstrengend und schwierig, in der zweiten wurde es dann besser, und das Ende hat mich ein wenig versöhnt. Ich bin aber unschlüssig, ob ich ein weiteres Buch der Autorin versuchen werde – diese Geschichte bekommt von mir knappe 3 von 5 Sternen.

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