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[Rezension] Katja Maybach – "Melodie der Erinnerung"

Katja Maybach – Melodie der Erinnerung
2 Zeitebenen 

ISBN-13: 978-3426639962
Seiten: 464 Seiten
Erschienen: 12. Juli 2010

Zum Inhalt 
„Die Journalistin Kate Johnson wittert die Story ihres Lebens. Es geht um die „Desaparacidos“ in Argentinien. Sie reist dorthin, um den ehemaligen Regimegegner Carlos Campora zu treffen. Aber vor Ort kommt alles ganz anders als geplant. Kate erfährt die Geschichte von Carlos´ Wurzeln, seiner Familie in Deutschland. Es ist vor allem die Geschichte der drei Schwestern Tatjana, Fee und Stella, deren Schicksal sich in den politisch aufgeheizten Tagen um den 9. November 1923 in München entscheidet.“ (Quelle: Amazon)

Meine Meinung
Das Buch steht schon sehr lange bei mir – ich hatte es gekauft, als mich ein anderes Buch der Autorin sehr begeistert hatte, der Grund, dass ich es nicht so schnell gelesen habe, war der, dass mich die Autorin mit einem anderen Werk enttäuscht hatte. Wie dumm von mir, dass dieser Schmöker so lange hier ungelesen gestanden hat, denn ich hatte tolle Lesestunden.

Das Buch spielt auf mehreren Zeitebenen. Es beginnt in Argentinien, im Jahr 1982 – dort hat sich die Journalistin Kate um die Befreiung des Freiheitskämpfers Carlos bemüht. Seine Familiengeschichte ist eine sehr bewegende, und die wird in dem anderen Handlungsstrang erzählt: er beginnt im Jahr 1923, als es politisch in Deutschland wieder zu brodeln beginnt und erzählt die Geschichte der drei unterschiedlichen Schwestern Tatjana, Fee und Stella. Mehr will ich zum Inhalt nicht verraten, denn man hat viel mehr von der Geschichte, wenn man ohne Vorwissen reinfallen kann und immer wieder überrascht wird von dem, was alles geschieht. Dabei hat die Autorin nicht übertrieben, denn alles, was hier geschildert wird, hätte genauso auch passieren können.

Am Anfang hatte ich etwas Probleme reinzukommen, weil mich der Erzählstrang in Argentinien nicht so interessiert hat und am Anfang auch noch nicht klar, wohin die Geschichte führt. Außerdem fand ich hier den Schreibstil merkwürdig – eine Mischung aus verklärt und verträumt; der hat mir gar nicht zugesagt. Aber nach ca. 30 Seiten ging es dann nach Deutschland, und man taucht ein in die Geschichte der drei ungleichen Schwestern – hier war dann auch gleich der Schreibstil ganz anders und die Geschichte hat mich sofort gefesselt. Tatjana träumt von einem Leben an der Seite Philipps, mit dem sie liiert ist und hofft auf seinen Heiratsantrag – doch der kommt einfach nicht, und Philipp macht auch keinen Hehl draus, dass er sich nicht fest binden will. Fee dagegen steht kurz vor der Hochzeit mit Carl – doch ein grausames Schicksal zerstört ihren Traum und lässt sie so ganz neue Lebenswege einschlagen. Stella hat den Traum eines eigenen Modelabels – doch es fehlt an Geld, um sich etwas Eigenes aufzubauen. 

Die Charaktere sind großartig gezeichnet, so dass sie sehr authentisch wirkten und ich sie mir im realen Leben sehr gut vorstellen kann: Tatjana mit ihrem verträumten Blick fernab jeder Realität, Fee mit einer ungeheuren Kraft und Energie, dem Schicksal zu strotzen und Stella mit Ehrgeiz und Mut, ihren Weg zu gehen und ihre Frau zu stehen. Alle drei haben gute, aber auch schlechte Seiten, Ecken, Kanten und liebenswerte Züge, so dass es spannend war, sie in ihrer Geschichte zu begleiten. Dagegen bleiben Kate und Carlos aus dem Handlungsstrang in Argentinien sehr blass und für mich unnahbar.

Was die drei erleben, bis sich der Kreis dann in Argentinien schließt, ist erschreckend, beeindruckend und packend zugleich. Die Autorin schafft es, eine unglaubliche Spannung aufzubauen, die mich das Buch hat nur ungerne beiseitelegen lassen. Zum Glück sind die Kapitel um Kate und Carlos immer nur kurz, denn da hatte ich das Gefühl, jemand anders hat sie geschrieben, und die haben mir überhaupt nicht gefallen – sobald es aber zurück zu den Schwestern ging, war ich wieder sofort gepackt und gefesselt.

Ich hatte interessante Einblicke in das Leben zwischen den Kriegen und habe tatsächlich – obwohl ich schon viele Geschichten in dieser Zeit spielend gelesen habe – noch mal neue Aspekte erfahren, die ich sehr aufschlussreich fand. Die spannende Geschichte hat mir zudem tolle Lesestunden geschenkt, so dass ich gute 4 von 5 Sternen vergebe.   

Mein Fazit
Eine tolle Geschichte um drei ungleiche Schwestern, deren Weg beginnend im Jahr 1923 bis in die 1980er Jahre erzählt wird. Es gibt viele Überraschungen und Wendungen, die die Geschichte sehr spannend gemacht haben, ohne dabei an Authentizität zu verlieren. Ein anderer Erzählstrang spielt in Argentinien, im Jahr 1982 – hier laufen nachher auch alle Ereignisse zusammen, trotzdem hat mir dieser gar nicht gefallen. Zum Glück waren diese Abschnitte nur selten und dann auch kurz, so dass ich insgesamt tolle Lesestunden hatte und dem Buch insgesamt gute 4 von 5 Sternen vergebe.


2 Kommentare:

  1. Hallo Sabine,

    oh ja, Katja Maybach schreibt wunderbar, diesen Roman kenne ich aber noch nicht. Ich habe schon gedacht, es wäre ein neuer Titel, der mir nicht aufgefallen sein könnte.

    Bei Romanen mit verschiedenen Erzählsträngen geht es mir auch häufig so, dass ich einen Strang besonders liebe und andere weniger. Dadurch hat das Buch aber dann auch genügend Zugkraft, damit ich am Ball bleibe.

    Liebe Grüße
    Barbara

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    1. Hallo Barbara,

      ich war so begeistert, dass ich jetzt direkt mal geschaut habe, was es noch so von ihr gibt. Wie dumm von mir, wegen eines nicht so überzeugenden Buches, sie gar nicht mehr weiterzuverfolgen ...

      LG Sabine

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