[Rezension] Eva Lohmann – "Acht Wochen verrückt"

Eva Lohmann – Acht Wochen verrückt
Gegenwartsliteratur 

ISBN-13: 978-3-869-74097-3
Dauer: Ungekürzt, 274 Minuten
Erschienen: 8.12.2011
Sprecher*in: Eva Lohmann

Zum Inhalt
„„Der Tag, an dem ich in die Klapse komme, ist ein Donnerstag“ – so beginnt Eva Lohmanns autobiographischer Roman: Ihre Heldin Mila ist müde, unendlich müde und traurig. Dabei ist sie noch keine dreißig. Aber der Jobfrisst sie auf, und der Sinn ihres Daseins ist ihr aus dem Blick geraten. Mit Depression und Burnout wird sie in eine psychosomatische Klinik eingewiesen, auch wenn das bei ihren ambitionierten Eltern alles andere als populär ist und nicht nur bei ihrem Freund eine gewisse Beängstigung auslöst. Denn niemand von denen, die an einen solchen Ort kommen, ist doch normal, oder? Aber wie verrückt ist Mila eigentlich? Und kann man unter lauter Kranken überhaupt den Weg zurück ins richtige Leben finden?“ (Quelle: Piper)

Meine Meinung
Über die Stadtbibliothek wurde ich auf dieses Hörbuch aufmerksam, und da mich das Thema interessiert, habe ich auch zugegriffen. Tolle Einblicke in die Welt der Psychiatrie schenkt die Autorin dem Leser/Hörer und rückt so vielleicht auch manche Vorstellung in ein neues, wahres Bild.

Mir hat die Geschichte um Mila sehr gut gefallen. Sie ist Ende zwanzig und kommt mit einer mittelschweren Depression in eine psychosomatische Klinik. Sie schildert ihre Eindrücke, ihre Erlebnisse und vor allem auch ihre Beziehungen zu anderen auf eine sehr eindrückliche Weise und scheut sich auch nicht, den Finger mal in eine Wunde zu stecken und die Wahrheit über menschliche Seelen mit einem sehr detaillierten Blick aufzuzeigen. Und genau das hat mir so gut gefallen – sie zögert nicht, auch mal über Misserfolge zu sprechen, so dass mir ihre Schilderungen sehr authentisch erschienen sind. Auch in ihre Therapiesitzungen nimmt sie den Leser/Hörer mit und lässt einen teilhaben – und wer sich immer schon gefragt hat, wie so etwas vonstattengeht, wird hier seine Antworten finden. Denn so wie sie es schildert, kommt es der Realität sehr nahe – natürlich spielen auch die Persönlichkeiten von Therapeut und Patient eine Rolle, aber der Ablauf entspricht tatsächlich der Wirklichkeit. 

Toll fand ich auch die Darstellung der Beziehungen zu den anderen, die sich im Laufe der acht Wochen, die Mila in der Klinik ist, entwickeln – von einer zufälligen Begegnung bis hin zu echten Freundschaften. Dabei lässt die Autorin auch nicht aus, dass es doch eine „Blase“ ist, in der man für eine vorübergehende Zeit lebt, eine Blase mit eigenen Regeln und Abläufen – und doch bewegt sich etwas im eigenen Kopf (oder Körper), was dann auch nach Entlassung noch nachwirkt.

All das beschreibt die Autorin mit einer klaren Sprache und da Mila ihre Eindrücke schildert, ist es manchmal auch sehr umgangssprachlich – aber gerade das lässt das Geschilderte sehr authentisch wirken. Einzig einen Kritikpunkt habe ich bei diesem Roman – am Ende war mir alles dann doch ein wenig zu glatt, insbesondere die Erkenntnisse, die Mila aus den Gesprächen zieht, waren mir zu schnell und einfach „verinnerlicht“. Trotzdem hat mich das Hörbuch überzeugt, und auch Eva Lohmann als Sprecherin hat einen guten Job gemacht: Nicht jeder Autor hat auch Talent, ein Buch vorzulesen, diesmal aber haben sowohl Stimmfarbe als auch die Art des Vortragens sehr gut gepasst, und tatsächlich hatte ich das Gefühl, Mila selber zu hören.

Ich gebe diesem Hörbuch gute 4 von 5 Sternen.


2 Kommentare:

  1. Hallo Sabine,
    das Buch möchte ich auch unbedingt bald lesen oder vielleicht sogar auch als Hörbuch hören. Deine Rezension macht mich auf jeden Fall sehr neugierig. Gerade bei so einem Thema ist die Authentizität sehr wichtig und die scheint hier gegeben zu sein.
    Kennst du zufällig "Drüberleben" von Kathrin Wessling? Das Buch hat eine ähnliche Thematik und hat mir damals auch unfassbar gut gefallen.
    Ganz liebe Grüße, Steffi

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    1. Hallo Steffi,
      "Drüberleben" kenne ich noch nicht -. aber das schaue ich mir gleich mal an! Danke für den Tipp!

      LG Sabine

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