[Rezension] Sigrid Nunez – "Was fehlt dir"

Sigrid Nunez – Was fehlt dir
Gegenwartsliteratur 

Umschlaggestaltung: zero-media.net, München, unter Verwendung eines Bildes von Nick Cudworth /Private Collection /© Portal Painters /Bridgeman Images und © Michael Phleghaar
ISBN-13: 978-3-351-03875-5
Seiten: 222 Seiten
Erschienen: 19.7.2021
Originaltitel: „What are you going through“
Übersetzer*in: Anette Grube

Klappentext
„Was hat das Schicksal anderer Menschen mit dem eigenen zu tun? Die New Yorker Erzählerin findet Antworten auf diese Frage in der Begegnung mit ganz unterschiedlichen Menschen, ihrer Traurigkeit, ihrem Mut, ihrer Zuversicht: Ob mit einer verflossenen Liebe, einer verunsicherten Airbnb-Gastgeberin oder einer Jugendfreundin, die unheilbar krank ist.“

Meine Meinung
Mich hatte „Der Freund“ von der Autorin sehr begeistert, daher war für mich klar, dass ich auch ihren neuen Roman lesen werde. Vielleicht hatte ich die falschen Erwartungen, denn so richtig überzeugt hat mich das Buch leider nicht.

Es ist schwer, den Inhalt zusammenzufassen – vordergründig könnte man meinen, es geht um eine Erzählerin, die ihre an einer tödlichen Erkrankung leidende Jugendfreundin in ihren letzten Tagen begleitet. Doch das ist es gar nicht, was im Vordergrund steht, vielmehr sind es Gedanken zu Menschen und Szenarien, die scheinbar ohne roten Faden aneinander gereiht sind und die mir das Lesen zum Teil sehr schwer gemacht haben. Fast könnte man meinen, es ist eine Aneinanderreihung von Essays, die mal interessanter, mal langatmiger daherkommen: Da gibt es zu, Beispiel die Lesung eines Misanthropen, die Erfahrungen einer ältliche Airbnb-Gastgeberin, Gedanken um die Schriftstellerei im allgemeinen oder auch um eine Katze, die ein Zuhause sucht; vor allem aber um Begegnungen mit Menschen, die besonders und andersdenkend sind. Manche Kapitel haben mich durchaus gefesselt, manche aber haben mich auch angestrengt oder gelangweilt – am meisten gestört hat mich aber, dass nicht der Eindruck eines Romans entsteht, sondern man das Gefühl hat, eine Aneinanderreihung von Essays zu lesen. In der zweiten Buchhälfte wird die Erzählweise etwas stringenter, und inhaltlich fokussiert sich das Geschehen auf die erkrankte Freundin. Trotzdem hat mich die Umsetzung der Idee, ein Buch über Verbundenheit und Mitgefühl zu schreiben, nicht überzeugt.

Die namenlose Erzählerin bleibt leider sehr blass, obwohl sie viele ihrer Gedanken preisgibt; trotzdem konnte ich sie nicht so recht fassen. Bei ihr fehlt mir die eigene Geschichte, die zwar immer mal wieder anklingt, aber leider doch mehr im Dunkeln bleibt. Viel besser gefallen als Person hat mir da ihre Jugendfreundin – die ist klar in ihren Aussagen, mit ihrer Geschichte sehr authentisch, und mit ihr hatte ich tatsächlich auch Mitgefühl.

Ansprechend finde ich auch den Schreibstil der Autorin – er ist klar und direkt, es gibt keine Schnörkel oder blumigen Beschreibungen, dafür viele Gedankengänge, denen ich mal besser, mal schlechter folgen konnte, die aber zum Teil sehr inspirierend waren und mich auch zum Nachdenken angeregt haben. 

Als Roman hat mich das Buch leider nicht überzeugen können, eher sollte man es als Sammlung von Essays sehen – dann hätte ich damit anders umgehen können. Ich bin jetzt wirklich unsicher, ob ich der Autorin eine weitere Chance geben soll, dieses Buch aber bekommt von mir leider nur 3 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Eine schwierige Lektüre, weil ihr der rote Faden fehlt und es nicht an einen Roman erinnert, sondern vielmehr an eine Sammlung von Essays. Manche Kapitel haben mir sehr gut gefallen, viele aber auch gar nicht – dabei ist die Sprache klar und direkt und gut lesbar. Die Erzählerin der Geschichte bleibt fremd und blass, mit ihr konnte ich mich leider nicht anfreunden – das hat die Lektüre natürlich noch mal schwieriger gemacht. Meine Erwartungen hat das Buch leider nicht erfüllt – ich gebe 3 von 5 Sternen, weil es für mich doch ein paar gute Anregungen zum Nachdenken gab.

WERBUNG: Vielen Dank an "Vorablesen" und den Aufbau-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.



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