[Rezension] Konrad Pilger - "Bomben auf Auschwitz"

Konrad Pilger - Bomben auf Auschwitz
Historischer Roman

Verlag: Scheinwerfer Verlag
ISBN 13: 978-3-948-09802-5
Seiten: 152 Seiten
Erschienen: 28.1.2019

Buchrückentext
„England, 1944. Emily Brown ist Auswerterin von Luftbildern. Zufällig entdeckt sie bei ihrer Arbeit ein Konzentrationslager. Emily ist entsetzt – und sie fasst einen Plan. Mit Waffengewalt dringt sie in das Büro von Arthur Harris ein, dem Chef des Bomberkommandos, und verlangt, aus der Luft anzugreifen. Um sein Leben zu retten, erteilt Harris den Befehl. Emily will ihn erst verlassen, wenn die Bomben gefallen sind. Während der Stunden des Wartens entspinnt sich zwischen den beiden ein psychologisches Duell.“

Meine Meinung
Mich interessieren Bücher, die sich - in welcher Form auch immer - mit den Weltkriegen oder dem Holocaust beschäftigen, dieses hier hat mich durch den ungewohnten Plot nochmal mehr angesprochen. Und ich wurde nicht enttäuscht – historisch sehr gut recherchiert, wagt der Autor ein ungewöhnliches psychologisches Duell zwischen zwei Menschen mit ganz unterschiedlichen Einstellungen und Meinungen – und stellt somit auch die Frage in den Raum, ob die Alliierten seinerzeit anders mit dem Problem der Deportationen hätten umgehen müssen oder können.

Das Buch braucht nicht viele Charaktere, eigentlich sind es nur zwei, die die ganze Geschichte ausmachen. Emily Brown ist Auswerterin von Luftbildern und entdeckt zufällig ein Konzentrationslager. Mit Waffengewalt dringt sie beim Chef des Bomberkommandos, Arthur Harris, ein und zwingt ihn zum Umleitung eines Kampffliegers. Bis es zur Erfüllung des Befehls kommt, entspinnt sich zwischen den beiden ein interessanter Schlagabtausch über die unterschiedlichen Meinungen über die Vorgehensweisen in diesem Krieg.

Es gibt neben diesem Haupt-Erzählstrang noch zwei weitere, die meines Erachtens aber gar nicht notwendig gewesen wären und die die Geschichte nur ein wenig unterstützen – zum einen wird die Deportation einer jüdischen Familie aus Sicht eines kleinen Jungen erzählt, zum anderen die Eindrücke eines Piloten einer Aufklärungsfliegerstaffel, der aus der Luft Zeuge der Deportationen wird und seinem eigentlichen Befehl nicht nachkommt.

Die Charaktere sind großartig gezeichnet, lassen tief in ihre Einstellungen und Beweggründe blicken und schaffen so zu polarisieren – denn in allem steckt ein Stückchen Wahrheit, jede Fgur hat gute, aber auch böse Seiten in sich. Die Diskussion, die sich zwischen Emily und Arthur entspannt ist wie ein Ping-Pong-Spiel. Fantastisch recherchiert, tauschen die beiden Argumente aus oder – besser gesagt – spielen sie sich zu, und der jeweils andere reagiert mit einem Gegenargument; und mal ist es Emily, die mit ihrer Argumentation überzeugt, mal Arthur. Die Auflösung des Dilemmas finde ich großartig – mehr aber will ich dazu gar nicht sagen.

Ich kann mir dieses Buch gut als Theaterstück vorstellen, da es einer Charakterstudie sehr nahe kommt – es gibt fast nur Dialoge und somit direkte Rede; und hier passt der Stil und die Wortwahl zu den jeweiligen Figuren (auch wenn es am Ende eine Überraschung gibt). Die wenigen Szenen, die nicht in wörtlicher Rede sind, haben eine klare Sprache, direkt und auf den Punkt.

Einen halben Stern ziehe ich nur ab, weil mir die Nebenerzählstränge zu kurz waren und ich hier gerne noch weiter abgetaucht wäre – alternativ hätte man sie auch weglassen können; so aber bleiben die Fäden dieser Nebenhandlungen ein bisschen im Raume hängen. 

Dieser kleine Kritikpunkt bedeutet aber nicht, dass das Buch nicht großartig ist und ich es jedem empfehle, der sich gerne mit dem Thema Holocaust und Weltkrieg beschäftigt. Ich gebe 4,5 von 5 Sternen für diesen grandiosen Schlagabtausch und die exzellente historische Recherche.

Mein Fazit
Ein großartiges, vor allem psychologisch interessantes Duell zwischen zwei sehr gut ausgearbeiteten Charakteren mit ganz unterschiedlichen Meinungen zum Thema Umgang mit den Konzentrationslagern zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Jedem, den diese Themen interessieren, empfehle ich die ungewöhnliche Geschichte, die sehr gut recherchiert wurde und einen interessanten Bogen durch die gesamte Weltgeschichte schlägt. Ich gebe 4,5 von 5 Sternen.

WERBUNG: Vielen Dank an den Scheinwerfer-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

1 Kommentar:

  1. Guten Morgen :)
    Durch den TTT bin ich über dieses Buch gestolpert. Ich lese zwar eher selten historisch, schaue mir aber auch immer mal wieder Bücher an, die besonders in der Zeit der Weltkriege spielen. Ich finde das Thema ebenso interessant, wie erschütternd und was du hier schreibst, klingt auf jeden Fall nach einer interessanten Story, die auch geschichtlich gut recherchiert ist. Daher wandert es auf jeden Fall mal auf die Merkliste. Danke für den tollen Einblick! :)
    Liebe Grüße
    Dana

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