[Rezension] Philippe Claudel – "Monsieur Linh und die Gabe der Hoffnung"

Philippe Claudel – Monsieur Linh und die Gabe der Hoffnung
Gegenwartsliteratur

Verlag: Kindler-Verlag
ISBN 13: 9-78-3-463-40498-1
Seiten: 127 Seiten
Erschienen: 21.6.2006
Originaltitel: „La petite fille de Monsieur Linh“
Übersetzer: Christiane Seiler

Buchrückentext
„Monsieur Linh ist der Einzige, der weiß, dass er so heißt: alle anderen, die seinen Namen kannten, sind tot. Nur er und seine kleine Enkelin, gerade ein paar Wochen alt, haben den Bombenangriff auf ihr Heimatdorf überlebt. Monsieur Linh flieht und gelangt nach langer Reise in eine kalte, verregnete Stadt, deren Namen er nicht aussprechen kann. In dem Flüchtlingswohnheim fühlt er sich einsam und verloren. Kraft geben ihm nur sein kleines Mädchen und der dicke Monsieur Bark, den er auf einem seiner Spaziergänge durch die fremde Stadt kennen gelernt hat. Der eine versteht die Sprache des anderen nicht, doch sie erzählen sich ohne Worte von Glück, Trauer, Sehnsucht und Hoffnung - und teilen ein trauriges Geheimnis.“

Meine Meinung
Ich weiß noch gar nicht, was ich von dem Buch halten soll, weil es im letzten Drittel einige unerwartete Wendungen gibt, die das Buch immer noch bei mir nachhallen lassen – eins aber kann ich sagen: Philippe Claudel ist ein Meister der Sprache und weiß einfach, Atmosphäre zu schaffen und Emotionen zu erzeugen.

Monsieur Linh und seine Enkeltochter überleben als einzige der Familie einen Bombenanschlag in der Heimat, der das ganze Dorf auslöscht. Ihn verschlägt es in ein Flüchtlingsheim irgendwo in Frankreich – wo genau das liegt, wird nie erwähnt, spielt für die Geschichte aber auch keine Rolle. Dort fühlt Monsieur Linh sind alleine und einsam, nicht nur, weil er die fremde Sprache weder spricht noch versteht, sondern auch, weil er diese ihm fremde Welt mit der ganz anderen Kultur nicht versteht. Er wagt Spaziergänge rund um den Block und lernt da einen älteren Herrn kennen – auch ihn kann er wegen der Sprache nicht verstehen, trotzdem verbindet die beiden etwas und es entwickelt sich eine sehr ungewöhnliche Freundschaft,.

Mehr will ich zum Inhalt gar nicht verraten, denn danach gibt es einige Wendungen, die mich sehr nachdenklich und an einigen Stellen auch ratlos gemacht haben. 

Es ist vor allem die Sprache, die mich zu Beginn beeindruckt hat – die ganze Geschichte ist im Präsens geschireben, und auch wenn ich das sonst nicht gerne mag, hat es dieser Geschichte einfach gepasst. Die Sätze sind kurz und einfach, dafür aber prägnant und klar – umso mehr erstaunt es, dass der Autor mit diesem einfachen Schreibstil so viel Wärme und Emotionen erzeugen kann.

So richtig nahe bin ich Monsieur Linh nicht gekommen, trotzdem aber haben mich seine Verlorenheit und seine Not in diesem fremden Land sehr berührt. Hier spielen Gefühle wie Freundschaft, Geborgenheit und Wärme eine große Rolle. Gerade auch in seiner Beziehung zu seinem neuen Freund kommen diese Gefühle dann schnell an die Oberfläche und es ist unglaublich, wie die beiden eine Verbindung miteinander schaffen, ohne dass sie die Sprache des anderen sprechen und sich somit auch mit Worten nicht austauschen können.

Das letzte Drittel wartet mit einigen Überraschungen auf und hat mich zwischendurch auch wirklich nach Luft schnappen lassen, weil ich damit nicht gerechnet habe. Das Ende ist dann tragisch-schön, lässt mich aber mit vielen Fragen zurück – ein Buch also, das zwar schon beim Lesen gefällt, dass seine vollständige Wirkung aber nach Beenden und viel Nachhall in mir als Leserin entfaltet. Ich gebe 4/5 Sternen.

Mein Fazit
Eine eindrückliche Geschichte, die in klarer und präziser Sprache erzählt wird, die trotzdem aber eine unglaubliche Atmosphäre schafft und eine Menge an Emotionen erzeugt. Es geht um Freundschaft und Liebe, um Trauer und Einsamkeit, um die Macht des Wortes, aber auch um Willkür und Abhängigkeit. Ein Buch, das bei mir viele Fragen offenlässt und immer noch bi mir nachhallt – ich gebe 4 von 5 Sternen.  


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