[Rezension] Celeste Ng - "Was ich euch nicht erzählte"

Celeste Ng - Was ich euch nicht erzählte

Familiendrama

Verlag: Der Audio Verlag
ISBN 13: 978-3-862-31660-1
Dauer: gekürzt, 466 Minuten
Erschienen: 27.5.2016
Originaltitel: „Everything I never told you“
Übersetzer: Brigitte Jakobeit
Sprecher:  Britta Steffenhagen

Zum Inhalt

„Ohio, Ende der 70er Jahre: Als die Highschool-Schülerin Lydia Lee tot aufgefunden wird, steht ihre amerikanisch-chinesische Familie unter Schock und vor einem großen Rätsel: Warum musste ausgerechnet Lydia sterben, die Lieblingstochter der Lees, beliebt und ehrgeizig? Die Tragödie hinterlässt einen tiefen Riss in der Fassade der vermeintlich intakten Familie, durch den nach und nach langgehütete Geheimnisse ans Tageslicht kommen.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung

Ich liebe Familiengeschichten, und bei all den guten Meinungen zu dieser hier musste ich einfach zugreifen – und ich wurde auch nicht enttäuscht. Zwar war es im Hörbuch manchmal schwierig, die verschiedenen Zeitebenen auseinanderzuhalten, trotzdem aber mochte ich sehr das Geflecht der verschiedenen Zeiten und Personen und wie es sich nachher zusammenfügt.

Obwohl es ein Familienroman ist, liegt die ganze Zeit eine eigenartige Spannung in der Geschichte. Im Mittelpunkt steht der Tod der Schülerin Lydia. Es sieht alles nach Selbstmord aus, doch die geliebte Tochter scheint dazu keinen Grund gehabt zu haben. In Rückblicken lernt man die Familie genauer kennen, ihre Sorgen und Nöte und all die nicht ausgesprochenen Probleme – bis sich am Ende dann auflöst, wie Lydia gestorben ist.

Es ist spannend gewesen, weil man die ganze Zeit dahin fiebert, warum und wie Lydia sterben musste. Nach außen ist Familie Lee ohne Fehl und Tadel, doch blickt man hinter die Kulissen, ergibt sich ein Geflecht aus Angst und Sorge, Sehnsucht und Geheimnis. Dabei wird jeder einzelne der Familie genau bertachtet, und ganz unterschiedlich sind die zum Teil unerfüllten Bedürfnisse. Viele Themen werden aufgegriffen, es geht um Integration und Selbstverwirklichung – um Fehler bzw. Erfahrungen, die die Eltern machten, vor denen die Kinder verschont bleiben sollen; nur fragt sie leider keiner danach.

Die einzelnen Charaktere sind sehr gut gelungen. War es im Hörbuch anfangs etwas schwierig, die verschiedenen Personen zuzuordnen, hat sich das im Laufe der Geschichte aber gegeben. Und dann konnte ich mich gut in jeden hineinversetzen, weil die Figuren gut gezeichnet waren und man viele Einblicke in die Gedankenwelt der Einzelnen erhalten hat. Auch die Sprache war sehr angenehm, ruhig und bedacht, eindringlich und voller Intensität. Britta Steffenhagen hat die Geschichte zudem souverän vorgetragen, und ihre angenehme, eher tiefe Stimme passte wunderbar zum Drama der Familie.

Mir hat das Hörbuch sehr gut gefallen, nur wegen der anfänglichen Verwirrung bezüglich Zeitebenen und Personen ziehe ich einen Stern ab – ich gebe 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit

Ein intensives und eindringliches Familiendrama mit wunderbaren Charakteren und einer sich langsam immer mehr aufbauenden Spannung. Anfänglich war ich wegen der verschiedenen Zeitebenen etwas verwirrt, das hat sich aber im Laufe gegeben. Ein interessantes Familienportrait, dem ich gerne 4 von 5 Sternen gebe.