Charlotte McConaghy - "Die Rettung"

Charlotte McConaghy - Die Rettung
Roman
 

 Originaltitel: „Wild Dark Shore“ (4.3.2025)
 Übersetzer: Jan Schönherr
 ISBN-13: 4-069-828-38388-3
 Dauer: 651 Minuten
 Erschienen: 30.05.2025
 Sprecherin: Elisabeth Günther

   
Zum Inhalt
„Auf der kleinen Insel Shearwater gibt es eine Forschungsstation und einen Bunker, um Saatgut krisenfest aufzubewahren. Dominic Salt lebt mit seinen drei Kindern allein auf dieser einsamen Insel, die langsam vom Meer verschlungen wird und in ein paar Wochen auch von ihnen verlassen werden muß. In einer folgenreichen Sturmnacht wird eine Frau an die Küste gespült. Sie ist schwer verletzt, fast erfroren. Wer ist die Fremde? Und wie ist sie ausgerechnet nach Shearwater geraten?
Während die Kinder sich von ihrer atemberaubend schönen wilden Insel verabschieden müssen, von den Seelöwen und Albatrossen, den sturmumtosten Klippen und versteckten Senken, beginnen die fünf Menschen, einander zu umkreisen, ihre Sehnsüchte und Geheimnisse zu teilen und sich zu fragen: Welche Entscheidungen müssen wir treffen, um die Menschen zu schützen, die wir lieben?“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Dominic Salt lebt mit seinen drei Kindern auf einer abgelegenen Insel im Südpolarmeer. Einst von einem Forschungsteam bewohnt, um Saatgut krisensicher aufzubewahren, ist der Ort mittlerweile verlassen, denn der Meeresspiegel steigt und macht ein Leben dort zunehmend unmöglich. Die Familie bereitet sich auf die Rückkehr auf das Festland vor, als nach einem schweren Sturm eine bewusstlose Frau an die Küste gespült wird. Wer sie ist und wie sie an diesen entlegenen Ort gelangt ist, bleibt zunächst unklar. Während der Abschied von der wilden Insel näher rückt, lernen sich die fünf besser kennen – und verborgene Sehnsüchte und Geheimnisse kommen ans Licht. 

Die Grundidee ist aktuell und gut, gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels und seiner Folgen. Auch der Einstieg hat mir sehr gut gefallen: Die Begegnung mit der angespülten Rowen macht neugierig, denn man fragt sich, wer ist sie und wo kommt sie her. Und auch das Szenario der abgelegenen Insel bietet viel Potenzial für Atmosphäre, die Abgeschiedenheit dagegen Raum für Konflikte.

Erzählt wird abwechselnd aus Sicht der verschiedenen Figuren. Doch obwohl zu Beginn jedes Kapitels klar benannt wird, aus wessen Sicht berichtet wird, konnte ich mich dennoch nicht gut einfühlen. Das lag vor allem daran, dass ich den Charakteren einfach nicht näher gekommen bin und auch daran, dass die Erzählstimme bei allen gleich klang – für mich verwirrend, wenn sowohl Männer als auch Frauen, Kinder und Erwachsene berichten. Die Figuren blieben für mich auf Distanz, und selbst zu den Kindern konnte ich keine echte Beziehung aufbauen. Sie schienen mir nicht altersgerecht dargestellt, Dominic und Rowen haben dagegen Entscheidungen getroffen, die ich nicht verstehen konnte. Warum Rowen sich so verbunden fühlt, habe ich ebenfalls nicht verstanden, auch die Rolle, die sie selber wählt und dann auch ausfüllt, passte für mich nicht. 

Das Genre lässt sich für mich nur schwer einordnen. Elemente sind vorhanden von einem Klimathriller, einer Dystopie, einer Abenteuergeschichte und sogar von einer Romanze, jedoch nicht konsequent genug durchgezogen, um als eines davon wirklich zu überzeugen. Besonders im Mittelteil hatte ich das Gefühl, dass sich die Handlung kaum vorwärts bewegt. Eingestreute Informationen über Pflanzen und Naturphänomene sind zwar interessant, wirkten aber eher wie thematische Einschübe und weniger als integrierter Teil der Erzählung. So ist bei mir der Eindruck geblieben, dass sich die Handlung im Kreis dreht und ich leider gelangweilt war. Im letzten Drittel überrascht die Geschichte mit einer Wendung, die ich nicht erwartet hätte – gemocht habe ich sie nicht, aber sie brachte etwas Schwung in die Geschichte. Das Ende ist durchaus emotional, richtig betroffen war ich aber dennoch nicht. 

Sprachlich ist der Roman durchaus gelungen: Der Stil ist angenehm, stellenweise poetisch, mit stimmungsvollen Naturbeschreibungen. Diese Beschreibungen waren atmosphärisch, und gleichzeitig fiel es mir schwer, mir die Insel wirklich vorzustellen: Gänge, Tunnel und Tresore auf einer Insel mit tollen Tieren und üppiger Vegetation – mmh.

Die Sprecherin des Hörbuchs, Elisabeth Günther, liest ruhig und mit angenehmer Stimme. Ihre Interpretation ist solide, schafft es aber nicht, der Geschichte zusätzliche Tiefe oder Spannung zu verleihen.

Insgesamt hatte ich mir von diesem Hörbuch mehr erhofft. Trotz einzelner schöner Passagen und eines interessanten Grundthemas hat mich die Erzählung nicht wirklich berührt. Ich wollte es mögen – habe mich am Ende aber eher durchgekämpft.

Mein Fazit
Ein atmosphärischer Roman mit aktuellem Thema und stimmungsvoller Kulisse, der mich aber nicht in seinen Bann ziehen konnte – die Figuren sind mir fremd geblieben, die Handlung wird sehr langsam erzählt, und erst im letzten Drittel kommt Schwung in die Geschichte. Ein Hörbuch, das ich wirklich mögen wollte – am Ende aber eher durchgestanden habe.


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