[Rezension] Gianni Solla - "Bei Licht ist alles zerbrechlich"

Gianni Solla - Bei Licht ist alles zerbrechlich
Gegenwartsliteratur
 

 Originaltitel: ‎„Il ladro di quaderni“ (30.5.2023)
 Übersetzerin: Verena von Koskull
 Verlag: Diogenes-Verlag
 ISBN-13: 978-3-257-69591-5
 Dauer: 469 Minuten
 Erschienen: 22.8.2024
 Sprecher: Florian Schmidtke

   
Zum Inhalt
„Davide und Teresa träumen sich schon lange weg von ihrem Dorf, weg von den vorgezeichneten Wegen. Doch an einem Tag im Jahr 1942 steht da plötzlich Nicolas, einer von 36 zwangsumgesiedelten Juden aus Neapel. Es wird der Sommer ihres Lebens. Bis der Krieg auch ihr Dorf erreicht – und die zarten Bindungen zwischen den dreien zerreißt. Sie verlieren sich aus den Augen, doch nie ganz aus dem Sinn. Bis ihre Schicksale sich vertauschen.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Davide und Teresa wachsen in einem italienischen Dorf während der Zeit des Faschismus auf. Der Alltag ist hart, Davides Vater brutal, sein Weg als Schweinehirt vorgezeichnet. Als 1942 der jüdische Junge Nicolas aus Neapel ins Dorf zwangsumgesiedelt wird, verändert sich für Davide und Teresa vieles. So unterschiedlich sie sind, werden sie doch zu Freunden und der Sommer zum Sommer ihrer Leben. Doch mit dem Fortschreiten des Krieges erreichen Gewalt und politische Härte auch das Dorf. Ein brutaler Übergriff zerstört das zarte Band zwischen den Jugendlichen, erst Jahre später führt das Leben sie erneut zusammen. 

Man begleitet die drei Freunde über mehr als ein Jahrzehnt hinweg. Dabei geht es sowohl um den harten Alltag zur Zeit des Faschismus und dem Privileg, Bildung zu erfahren, aber auch um Themen wie Schuld, Freundschaft, Vertrauen und Vergebung.  

Besonders beeindruckt hat mich der leise, präzise Sprachstil. Ohne große Dramatik, aber mit viel Gespür für Zwischentöne erzählt der Autor von Freundschaft, Reue und dem Wunsch, über sich hinauszuwachsen. Der Nationalsozialismus und Mussolini bilden zwar den historischen Rahmen, stehen aber nie im Vordergrund. Es geht vielmehr um individuelle Lebenswege, um Bildung als Ausweg und um das Ringen um Selbstbestimmung unter widrigen Bedingungen.

Die Figuren sind alle gut gestaltet – gerade Davide, auf dem der Fokus des Erzählens liegt, hat mich wirklich beeindruckt. Er ist sehr nahbar, weil er eben nicht nur gut ist, sondern auch Fehler hat und macht, andererseits ist er beharrlich und hält fest an dem, was ihm wichtig ist. Und zeigt so letztlich, was man alles erreichen kann, auch wenn es erst mal unmöglich erscheint. 

Ich muss aber auch gestehen, dass mich die Geschichte im Laufe der Zeit etwas verloren hat. Vielleicht war hier dann doch einiges zu unaufgeregt erzählt. Während mich die Zeit der Kindheit und Jugend der drei Hauptfiguren wirklich gefesselt hat, blieb der Abschnitt ihres Wiedertreffens als Erwachsene eher blass. Schon jetzt, wenige Wochen nach Beenden des Hörbuchs, habe ich nur wenig Erinnerung an diesen letzten Teil des Buches. 

Gerade aber den Schreibstil mochte ich sehr gerne, so dass ich den Autor weiter verfolgen werde.

Mein Fazit
Ein ruhiger, atmosphärisch dichter Roman, der durch starke Figuren und einem sensiblen Erzählton besticht Die Themen Freundschaft, Schuld und der Wunsch nach einem anderen Leben sind eindringlich dargestellt. Trotz kleiner Schwächen im letzten Drittel hatte ich schöne Stunden mit diesem leisen, aber eindringlichen Hörbuch.


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