[Rezension] Stig Sæterbakken – "Durch die Nacht"

Stig Sæterbakken – Durch die Nacht
Gegenwartsliteratur

Verlag: Lübbe Audio
ISBN 13: 978-3-96519-137-2
Dauer: ungekürzt, 454 Minuten
Erschienen: 25. Okt. 2019
Originaltitel: „Gjennom natten“
Sprecher: Oliver Siebeck

Zum Inhalt
„Karl Meyer ist Zahnarzt und führt ein durch und durch bürgerliches Leben. Doch als sein erst achtzehnjähriger Sohn Ole-Jakob Suizid begeht, droht es die Familie zu zerreißen. Karls Frau Eva steht unter Schock, die Tochter Stine verstummt. Auch Karl ist in seiner Trauer gefangen. Er denkt zurück an sein Kind, vor allem aber an das, was die Familie schon vor dessen Tod auf eine Belastungsprobe stellte: Karls Liebschaft mit der deutlich jüngeren Mona. Ist es diese Affäre, die Ole-Jakob in den Tod getrieben hat? Die Schuldfrage steht im Raum – und Karl läuft davon. Er begibt sich auf eine Reise in die Slowakei. Dort hofft er, Erlösung zu finden: in einem Haus, in dem man, so heißt es, mit seinen tiefsten Ängsten konfrontiert wird – und das man entweder gebrochen oder geheilt verlässt.“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung
Am Anfang hat mich das Buch – vor allem wegen seiner Stimmung und Atmosphäre - noch begeistert; leider hat sich diese Begeisterung nach und nach verloren, und das letzte Drittel hat es mir mit seinen surrealen Ansätzen noch mal schwerer gemacht. 

Die angeschnittenen Themen im Buch sind schwer – es geht um Liebe und Betrug, um Trauer und Verlust, und letztlich auch um eine Reise zu sich selbst. Es war vor allem die Stimmung, die mich anfangs völlig gepackt hat – diese Melancholie und Traurigkeit, die jedes Wort durchtränkt. Nach und nach taucht der Leser bzw. Hörer immer tiefer ein in die Geschichte Karls, die letztlich zum Tod seines Sohnes führt. 

War es zunächst die Trauer, die im Vordergrund stand und die tatsächlich auch tief berührt, hat sich – zumindest habe ich es so empfunden – immer mehr auch Selbstmitleid in die Stimmung rein gemischt. Und ab einem gewissen Punkt hat mich das auch mehr und mehr gestört – als Hörer habe ich mich immer wieder dabei ertappt, dass ich mit meinen Gedanken woanders war, am meisten wohl, weil die Geschichte so einlullend erzählt war und immer und immer wieder der Schmerz und das Selbstmitleid thematisiert wurde. Einen roten Faden konnte ich kaum entdecken – es sei denn, es ging einfach darum, Verzweiflung, Selbstmitleid und von mir aus auch Trauer zu thematisieren. Erst spät kommt dann das im Klappentet schon angepriesene mystische Haus in der Slowakei ins Spiel – und ab hier hat mich der Autor dann völlig verloren, da es mir zu surreal wurde und ich nicht mochte, nicht mehr zu wissen, was Realität und was erträumt ist.

Der Sprecher Oliver Siebeck ist mit seiner leicht rauchigen Stimme eine wunderbare Sprecher-Wahl. Dennoch bin ich nicht sicher, ob diese Geschichte als Buch selber gelesen vielleicht besser für mich funktioniert hätte. So kann ich leider nur 3 von 5 Sternen vergeben. 

Mein Fazit
Meins war es nicht – so sehr ich die Atmosphäre anfangs mochte, so sehr fehlten mir nachher Höhen und Tiefen in der Geschichte. Stets schien sie auf eine Welle zu schwimmen und immer mehr wandelte sich die initiale Trauer in Selbstmitleid – und immer mehr hat der Autor mich damit auch verloren. Ich kann leider nur 3 von 5 Sternen vergeben. 


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