[Rezension] Barbara Leciejewski – "Solange sie tanzen"

Barbara Leciejewski – Solange sie tanzen 
Gegenwartsliteratur

Verlag: Tinte und Feder
Umschlaggestaltung: bürosüd, München
ISBN 13: 978-2-919-80906-6
Seiten: 368 Seiten
Erschienen: 14. Mai 2019

Buchrückentext
„Ada Friedberg ist eine alte Dame, die sich von nichts und niemandem unterkriegen lässt, nicht einmal vom plötzlichen Tod ihres über alles geliebten Mannes Hans. Sie vermisst ihn schmerzlich, aber sie muss sich schließlich um ihren Boxer Hemingway kümmern. Der Hund verleiht ihrem Alltag nicht nur Freude, sondern auch Struktur und Orientierung, was dringend nötig ist, denn Ada wird allmählich vergesslich und bringt immer mehr durcheinander.
Doch dann findet sie einen neuen Zeitvertreib, für den sie lediglich ein Fernglas und ihren gemütlichen Platz am Fenster ihres Wohnzimmers benötigt. Von dort aus beobachtet sie die Leute in ihrer Nachbarschaft. Als sie eines Tages beim abendlichen »Fernsehen« in einem alten Haus ein tanzendes Paar entdeckt, erinnert sie dieser Anblick an die erste Zeit ihrer großen Liebe zu Hans. Abend für Abend kehrt sie nun zu den beiden Tänzern zurück. Während die Vergangenheit erwacht, verschwimmt die Gegenwart mehr und mehr, doch das tanzende Paar gibt Ada Halt. Solange sie tanzen …“

Meine Meinung
Ich weiß gar nicht mehr, warum dieses Buch auf meinem Wunschzettel gelandet ist, da es aber vermutlich eine Empfehlung war, habe ich den Klappentext gar nicht mehr gelesen und mich direkt ins Lesevergnügen gestürzt – und ich wurde tatsächlich auch mit schönen Lesestunden belohnt.

Es ist eine ruhige Geschichte, die erzählt wird – eine Geschichte, die das Leben schreibt und die ohne großes Tamtam auskommt. Im Mittelpunkt steht die ältere, aber immer noch rüstige Ada Friedberg; nach dem plötzlichen Tod ihres Ehemannes bleibt ihr nur noch Hemingway, ihr mittlerweile auch schon alternder Boxer-Rüde. Die beiden haben sich mit ihrem neuen Leben gut arrangiert, trotzdem aber blickt sie auch gerne zurück in die Vergangenheit, auf die Jahre mit Hans, ihrer großen Liebe. Und in einem ständigen Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit erfährt man nach und nach Adas ganze Geschichte.

Ich mochte die ältere Dame, die einen ganz robusten Eindruck macht und trotz des Schmerzes, den der Tod ihres Mannes mit sich gebracht hat, immer noch die schönen Seiten des Lebens zu schätzen weiß. Ada ist ein Charakter, der authentischer nicht sein könnte, mit all ihren Ecken und Kanten, ihrer Lebensgeschichte, aber auch dem Lauf der Dinge – sie wird nämlich zunehmend vergesslicher. Gerade im letzen Viertel des Buches steht diese Demenz immer mehr im Vordergrund und ich bin unsicher, ob ich diesen Part für die Geschichte wirklich gebraucht hätte – auf mich wirkte es ein bisschen wie „hinten angetackert“, dabei erklärt die Autorin im Nachwort, warum der Roman letztlich diese Wendung nimmt. Während die Geschichte vorher eine angenehme, wenn auch an manchen Stellen eher melancholische Atmosphäre hatte, habe ich sie im letzten Viertel als bedrückt und gequält empfunden. Außerdem hat sich irgendwie die Erzählgeschwindigkeit geändert – während vorher den vielen verschiedenen Erlebnissen viel Zeit eingeräumt wurde – was mir sehr gut gefallen hat – wirkte das im letzten Viertel etwas gedrungen und überstürzt. Ich finde das Thema sehr wichtig, daher hätte ich mich – wenn man es dann noch mit aufnimmt in die Geschichte – über mehr Tiefgang gefreut.

Trotzdem habe ich die Lektüre genossen. Ada hat ein großes Herz und ihre Geschichte ist einfach schön, ohne dass sie kitschig ist. Die Autorin hat zudem einen angenehmen, sehr warmen Schreibstil – rasch sind die Seiten dahin geflogen, weil der Stil so leicht und lebendig ist. Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Eine warmherzige und einfach schöne Geschichte um eine ältere Dame – eine Geschichte, die das Leben schreibt und die sehr authentisch und glaubhaft ist. Dazu passt auch der Schreibstil der Autorin, der angenehm und warm ist und einfach wunderbar zur liebenswerten Protagonistin passt. Ich gebe 4 von 5 Sternen.


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