[Rezension] Kati Naumann - "Was uns erinnern lässt"

Kati Naumann - Was uns erinnern lässt
2 Zeitebenen

Verlag: Harper Collins
Umschlaggestaltung: bürosüd, München
Umschlagabbildung: mauritius images /Harald Svhön, Getty Images /Armstrong, Roberts /ClassicStock
ISBN 13: 978-3-959-67247-4
Seiten: 415 Seiten
Erschienen: 1. März 2019

Buchrückentext
„1977: Das Zuhause der vierzehnjährigen Christine ist das ehemals mondäne Hotel Waldeshöh am Rennsteig im Thüringer Wald. Seit der Teilung Deutschlands liegt es hinter Stacheldraht in der Sperrzone direkt an der Grenze. Schon lange findet kein Wanderer mehr den Weg dorthin. Ohne Passierschein darf niemand das Waldstück betreten, irgendwann fahren weder Postauto noch Krankenwagen mehr dort hinauf. Fast scheint es, als habe die DDR das Hotel und seine Bewohner vergessen. 
2017: Die junge Milla findet abseits der Wanderwege im Thüringer Wald einen überwucherten Keller und stößt auf die Geschichte des Hotels Waldeshöh. Dieser besondere Ort lässt sie nicht los, sie spürt Christine auf, um mehr zu erfahren. Die Begegnung verändert beide Frauen: Während die eine lernt, Erinnerungen anzunehmen, findet die andere Trost im Loslassen.“

Meine Meinung
Ich hatte viel Gutes über diesen Roman gehört, und da mich die Geschichte Deutschlands sehr interessiert, war ich gespannt und neugierig. Zwar wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt, trotzdem hatte ich dann vor allem in der zweiten Buchhälfte doch meine unterhaltsamen Lesestunden.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen – in der Gegenwart findet Milla einen vermeintlichen „Lost place“ im Thüringer Wald, einen alten Keller, der zu einem Hotel gehörte. Sie macht sich auf die Suche nach der dazugehörigen Geschichte und wird fündig. Nach und nach erfährt sie nun, was mit dem Hotel während der 1930-1970er passierte.

Ich habe lange gebraucht, um richtig in der Geschichte anzukommen. Dabei ist das Thema, nämlich Zwangsumsiedlungen in der ehemaligen DDR, ein wirklich spannendes. Bei mir aber ist der Funke erst in der zweiten Buchhälfte richtig übergesprungen, davor habe ich das Geschehen eher als gekünzelt und langatmig empfunden.

Vielleicht lag es an den Charakteren, von denen mir nur wenige ans Herz gewachsen sind. Milla in der Gegenwart war mir nicht unsympathisch, aber richtig warm wurde ich mit ihr auch nicht. Ich habe sie an manchen Stellen als übergriffig empfunden, wie sie sich in die Geschichte reinwuselt und letztlich auch in das Familiengeschehen der Dressels einmischt. Ihren Sohn Neo dagegen mochte ich sehr, weil er so unangepasst und selbstbewusst war, dabei aber auch seinen kindlichen Charme nicht verloren hat. Leider nur spielte er eine eher untergeordnete Rolle. Richtig gerne mochte ich aber Christine Dressel – eine der Dressels, die den Leser in die Vergangenheit entführt hat und die mit ihren Erinnerungen nicht geizte Sie hat eine offene und herzliche Art, im Gegensatz zu manch anderem Dressel, der eher feindselig, skeptisch und meist übellaunig daherkam. Interessant fand ich noch Elvira, auch eine Dressel, die im Verlauf noch eine wichtige Rolle spielt, und die so spannend war durch ihre geheimnisvolle und eigenwillige Art und Weise – fast schon feindlich hat sie sich Milla gegenüber verhalten, obwohl man doch ihr verletztes Herz durch die kalte Fassade spüren konnte.

Eigentlich ist es eine Familiengeschichte und da gerade die Vergangenheit eher im ländlichen Gebiet spielte, hat man oft das Gefühl einer längst vergangenen Zeit, in der es sehr ruhig zuging – von den politischen Umbrüchen bekommt man erst spät etwas mit und selbst dann wird es doch nur sehr gemäßigt dargestellt. Während also in der ersten Hälfte vor allem die Figuren vorgestellt werden und die Handlung nur leise vor sich hinplätschert, kommt erst in der zweiten Hälfte etwas Schwung in die Geschichte und es wird spannender. Und ab da war ich dann auch neugierig, wie es weitergeht, erst da war ich richtig drin in der Geschichte.

Zum Schreibstil kann ich gar nicht viel sagen, er war weder schlecht noch gut, eher unaufgeregt und gut lesbar. Richtig Atmosphäre konnte er nicht schaffen, dafür aber konnte die Geschichte selber dann in der zweiten Hälfte fesseln. Ich gebe dem Buch insgesamt knappe 4 von 5 Sternen, weil ich das Thema sehr interessant und wichtig finde und ich in der zweiten Hälfte trotz aller Schwächen dann doch gut unterhalten wurde.   

Mein Fazit
Die Geschichte braucht lange, um in Fahrt zu kommen und mich dann auch zu fesseln. Manche Charaktere fand ich leider sehr überzogen und wenig authentisch, andere dagegen machten neugierig, weil sie etwas zu verstecken schienen. Das Thema der Zwangsumsiedlung fand ich sehr interessant und hier habe ich tatsächlich auch einiges mir Neue erfahren. Insgesamt hat es aber lange gedauert, bis ich in der Geschichte richtig drin war, so dass ich knappe 4 von 5 Sternen vergebe.

WERBUNG: Vielen Dank an den Verlag Harper Collins für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

1 Kommentar:

  1. Liebe Sabine,
    dass du Schwierigkeiten mit meinem Monatshighlight aus dem letzten Monat hattest, habe ich ja schon in der LR zu "Mehr als tausend Worte" gelesen. Schade, denn mich hat der Roman wirklich begeistert!
    Manche Figuren sind allerdings wirklich nicht so sonderlich sympathisch, aber ich fand es okay. Mir gefiel vorallem die geschichte dahinter, da ich als Österreicherin ja nicht viel von diesem Grenzgebiet mitbekommen habe.
    Liebe Grüße
    Martina

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