[Rezension] Petra Schier - "Tod im Beginenhaus"

Petra Schier - Tod im Beginenhaus (Adelina-Reihe #1)
Historischer Roman

Verlag: rororo-Verlag
Umschlaggestaltung: any.way, Barbara Hanke /Cordula Schmidt
Umschlagabbildung: J. E. Millais, Das Tal der Stille, akg images
ISBN-13: 978-3-499-23947-2
Seiten: 347 Seiten
Erschienen: 1. November 2005

Buchrückentext
„Herbst in Köln. In einem Spital der Beginen stirbt ein verwirrter alter Mann. Und das war nur der erste Tote. Eine Seuche? Adelina, die Tochter des Apothekers, glaubt nicht daran. Doch wem nützt der Tod der armen Kranken? So selbstlos sich die frommen Frauen um die Geistesschwachen kümmern, mit jeder Leiche rückt die Schließung des Beginenhauses näher. Adelina hegt einen Verdacht, und den will sie beweisen, so sehr ihr Vater um den Ruf seiner eigensinnigen Tochter fürchtet. Aber heiraten will die ohnehin nicht. Schon gar nicht ihren seltsamen Untermieter, den Medicus Burka. Oder vielleicht doch?“

Meine Meinung
Dies ist der erste Band einer 6teiligen Reihe, die im mittelalterlichen Köln spielt und bei der die Apotheker-Tochter Adelina im Mittelpunkt steht. Immer wieder gerät sie unfreiwillig in düstere Machenschaften – im ersten Band sind es unheimliche Todesfälle im Beginenhaus und eine tückische Krankheit wird dafür verantwortlich gemacht. Doch Adelina glaubt nicht an diese Krankheit – sie denkt, dass die Menschen vergiftet wurden und macht sich auf, den Mörder zu finden.

Mir hat das Buch richtig gut gefallen und gerade als Einstieg in das historische Genre finde ich es sehr gelungen. Es ist kein reiner historischer Krimi, sondern eher eine Mischung aus Liebesgeschichte, Abenteuerroman und historischem Krimi. Dabei ist das Buch sehr gut lesbar durch einen einfachen, aber dennoch zur Zeit passenden Schreibstil, der durch viele Dialoge sehr lebendig wirkt, so dass die Seiten rasch dahinfliegen. 

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Adelina, die Tochter des Apothekers Albert Merten. Ich habe ein bisschen gebraucht, um sie tatsächlich ins Herz zu schließen, da sie sich nicht immer von ihrer besten Seite zeigt. Zwar trägt sie ihr Herz am rechten Fleck, hat aber zudem auch einen ziemlich Dickkopf und schert sich nicht um die damals gültigen Konventionen. Dass sie damit immer wieder aneckt und sich auch selber in Gefahr bringt, kann man sich gut vorstellen – und manches Mal hätt ich Adelina auch am liebsten geschüttelt, wenn sie mal wieder geradewegs in eine Gefahr hineintappt. Aber gerade dieser Gerechtigkeitssinn, der sie oft antreibt, hat mich auch sehr beeindruckt,  genauso wie ihr Mut, die Dinge anzupacken – denn solcher Tatendrang war im Mittelalter für eine Frau sehr ungewöhnlich. Aber auch die anderen Charaktere sind schön gezeichnet – egal ob es um den anfangs sonderbaren Medicus Burka geht, der als Untermieter bei den Mertens wohnt, der kleine, leider etwas zurückgebliebene Bruder Adelinas, der nicht ohne Aufsicht sein kann oder auch ihr Vater, der zunehmend verwirrt ist und so seinen Alltag nicht mehr zu meistern weiß. 

In der Geschichte geht es nicht nur um die merkwürdigen Todesfälle im Beginenhaus, vielmehr lernt man auch einiges über das Alltagsleben im historischen Köln: was ein Apotheker alles so zu tun hat, was für Arbeiten in einem Haushalt anfallen oder man begleitet Adelina zu ihren täglichen Gängen auf den Markt oder auch ins Beginenhaus. Kurze Einblicke gibt es auch in die Heilkunst der damaligen Zeit, die sind aber wirklich nur sehr oberflächlich angeschnitten – Sorge, dass es zu viel an Beschreibungen gibt, muss man nicht haben, langweilig ist es wirklich zu keinem Zeitpunkt geworden. Dafür sorgen auch die Neckereien zwischen Adelina und Meister Burka, die ich wirklich unterhaltsam fand, auch wenn ich Adelina hier manches Mal doch sehr frech und vorlaut empfunden habe.

Der Kriminalfall selber hat mich leider nicht so gepackt – die Motive und Hintergründe fand ich nicht glaubhaft und etwas konstruiert, dafür aber fand ich die – wenn auch nur oberflächlich angeschnittenen - medizinischen Aspekte sehr interessant. Während die Kriminalgeschichte in den ersten zwei Dritteln eher nebenher läuft, ändert sich das im letzten Drittel und steuert auf ein kleines Finale zu, wo es dann auch richtig spannend ist und ich mit Adelina gefiebert habe. Aber auch die ersten zwei Drittel konnten mich fesseln, weil ich die Geschichte interessant fand und ich natürlich auch wissen wollte, wie es weitergeht.

Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten und für zwischendurch kann ich diesen historischen Roman gerne empfehlen – auch an solche Leser, die vielleicht mal in das Genre hinein schnuppern wollen. An manchen Stellen war mir die Geschichte zu locker und seicht, dennoch hatte ich schöne Lesestunden und gebe diesem Auftaktband daher knappe 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Ein gelungener Auftakt der 6-teiligen Reihe um eine junge Apothekerstochter im mittelalterlichen Köln. Eine gelungene Mischung aus Liebesgeschichte und Kriminalfall – dazu gibt es noch viele Einblicke in den Alltag im 14. Jahrhundert. Der Schreibstil ist locker und leicht, passt aber dennoch zur damaligen Zeit – viele Dialoge machen die Geschichte sehr lebendig und lassen die Seiten dahinfliegen. Die Charaktere sind alle gut gezeichnet und ich bin schon gespannt, wie es mit Adelina weitergeht. An manchen Stellen war mir die Geschichte aber zu seicht und locker, so dass ich diesem Auftaktband knappe 4 von 5 Sternen gebe und gespannt bin auf die nächsten Bände. 

Adelina-Reihe
1. Tod im Beginenhaus
2. Mord im Dirnenhaus
3. Verrat im Zunfthaus
4. Frevel im Beinhaus
5. Verschwörung im Zeughaus
6. Vergeltung im Münzhaus

Vielen Dank an die Autorin und den rororo-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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