Miranda Richmond-Mouillot - Anna und Armand
Verlag: Limes-Verlag
Umschlaggestaltung: www.buerosued.de
Umschlagabbildung: Getty Images /Bert Hardy und Cultura Travel /Atli Mar Hafstteinsson
ISBN-13: 978-3-809-02654-9
Seiten: 352 Seiten
Erschienen: 14. März 2016
Originaltitel: „A fifty-year silence“
Übersetzerin: Astrid Finke
Zum Inhalt
„1948, nachdem sie gemeinsam den Zweiten Weltkrieg überlebt haben, kaufen Anna und Armand – die Großeltern der Autorin – ein altes Steinhaus in einem abgelegenen, malerischen Dorf in Südfrankreich. Fünf Jahre später packt Anna ihre Sachen und verlässt Armand. Die Schreibmaschine und die Kinder nimmt sie mit. Abgesehen von einer kurzen Begegnung, haben die beiden nie mehr miteinander gesprochen, nie neu geheiratet oder irgendjemandem offenbart, was sie so unwiederbringlich entzweit hat.“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Seit Tagen schiebe ich diese Rezension vor mir her, weil ich einfach nicht weiß, wie ich mein Empfinden für dieses Buch in Worte fassen soll. Die Geschichte hat mich sehr interessiert und doch habe ich mich in Großteilen sehr schwer mit dem Buch getan, vielleicht, weil ich mit einem Roman gerechnet habe, in dem es um die Liebe zweier Menschen geht, die sich aber später entzweien, nicht aber mit einem Erfahrungsbericht oder einer Biographie – denn da würde ich das Buch genretechnisch eher einordnen.
Was direkt auffällt ist die liebevolle Gestaltung des Buches – es gibt immer wieder eingestreute Bilder der Großeltern, deren Geschichte die Autorin nach und nach zusammenträgt, Zeichnungen von den Orten, wo sie sich befunden haben und auch ein Zeitstrahl, der die verschiedenen Stationen der gemeinsamen Liebe aufzeigt. Das Buch selber hat 21 Kapitel mit einer angenehmen Kapitellänge, mal erzählt die Autorin von eigenen Erlebnissen – sowohl aus ihrer Kindheit mit Erinnerungen an ihre Großeltern, aber auch, was sie in der Gegenwart bei ihren Recherchen erlebt -, dann wieder stehen eher die Erlebnisse der Großeltern im Vordergrund. Gerade in der zweiten Hälfte des Buches gibt es auch immer wieder Zitate der Großeltern von dem, was sie ihrer Enkelin erzählt haben. Und so setzt sich nach und nach das Puzzle um die Ereignisse zur Zeit des zweiten Weltkrieges und danach zusammen.
Man sollte sich bewusst sein, dass es sich bei dem Buch nicht um einen Roman handelt. Das Buch spielt in der Gegenwart und natürlich geht es um die Geschichte von Anna und Armand, trotzdem aber nimmt auch die eigentliche Recherchearbeit, die viele Jahre gedauert hat, viel Raum in diesem Buch ein. Dabei steht dann auch immer wieder die Autorin selber im Mittelpunkt, wie sie durch die Welt reist, immer auf der Suche nach dem, was die Großeltern erlebt und schließlich auch entzweit hat, aber man erfährt auch, wie sie selber Fuß fasst in Frankreich und wie sie das Leben dort erlebt Zwischendurch habe ich mich einige Male gefragt, ob es eher eine Autobiographie ist über die Zeit der Recherche zu der Vergangenheit von Anna und Armand oder ob es doch die Großeltern sind, deren Geschichte im Mittelpunkt stehen soll.
Anna und Armands Erlebnisse sind sehr beeindruckend, auch, wie sich nach und nach erschließt, was sie entzweit hat, zumal das für mich mal ein ganz neuer Aspekt rund um den zweiten Weltkrieg dargestellt hat. Ich hätte mir aber hier weitaus mehr Details gewünscht, denn leider gibt es immer nur Einblicke in die Vergangenheit, selten werden Erlebnisse an einem Stück erzählt, vieles ist auch nicht klar, wie es sich tatsächlich zugetragen hat und Gefühle von Anna und Armand bei ihren Erlebnisse gibt es so gut wie gar nicht. Daher sind mir die beiden, so tragisch ihre Geschichte auch war, leider sehr fremd geblieben. Näher gekommen ist mir da die Autorin selber, deren Verzweiflung man bei ihrer Recherche sehr oft spüren konnte, wenn sie wieder nicht weiter kam und die gesammelten Erinnerungsstücke nicht richtig zusammenpassen wollten, um ein großes Ganzes zu ergeben.
Sprachlich ist das Buch sehr angenehm geschrieben, auch wenn ich anfangs wegen der unterschiedlichen Zeitebenen etwas verwirrt war. Die Bilder und auch die Zitate der Großeltern lockern den Text auf und machen das Ganze natürlich sehr authentisch. Die erste Hälfte des Buches konnte mich leider nicht so richtig packen, dafür aber die zweite Hälfte, als sich dann nach und nach erklärt, was die beiden Liebenden getrennt hat.
Bewerten werde ich dieses Buch nicht, da es sich in meinen Augen um eine Biographie handelt. Wer Interesse an Erinnerungen aus dieser Zeit hat, der sollte sich dieses Buch aber ruhig einmal anschauen, sich wohl dessen bewusst sein, dass es sich nicht um einen Roman im eigentlichen Sinne handelt. Ich habe es auf jeden Fall nicht bereut, das Buch gelesen zu haben, denn es war interessant, einmal andere Aspekte der damaligen Zeit kennenzulernen.
Vielen Dank an den Limes-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.
Hmmm...ich wäre schon aufgrund des Klappentextes nie auf die Idee gekommen, dass es hier um einen Roman geht *grübel*, nicht mal ansatzweise.In meiner Rezension hatte ich auch geschrieben "....Der Leser begleitet Miranda nun bei einer mehr als zehnjährigen akribischen Recherche zur Vergangenheit ihrer Großeltern, sie nutzt Studienprojekte dafür, Zeit im Haus in La Roche zu verbringen...". Schade, dass es deine Erwartungen nun doch nicht erfüllt hat, ich hab aber daraus auch was gelernt. Nicht alles, was einem selber klar scheint, muss auch bei anderen so sein. Nieeeeeee hätte ich an einen Roman gedacht, offensichtlich kann man das aber. Also muss man bei solchen Büchern doch noch einen Tick genauer schreiben, worum es geht.
AntwortenLöschenDas ist wirklich interessant, wie unterschiedlich man einen Text verstehen kann. Ich hatte deine Rezi ja vorweg gelesen, habe aber irgendwie trotzdem gedacht, dass es sich um einen Roman handelt. Vielleicht auch, weil ich mit Miranda nicht sofort die Autorin assoziiert habe ...
LöschenIch habe von ein paar anderen Bloggern aber auch gehört, dss sie erstaunt waren, dass es kein Roman ist - ich finde die Geschichte aber sehr interessant, wenn man halt weiß, worauf man sich einlässt.
LG Sabine
Ja, so ist das mit Eigen- und Fremdwahrnehmung, man muss das echt stärker beachten, wenn man rezensiert. Wieder was gelernt. Ich bin einfach von mir ausgegangen, für mich war nach dem Klappentext klar, dass es eine "reale" Familiengeschichte ist. Schon lustig machmal.
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