[Rezension] Marc Kemper - "Um mich herum stehen bekannte Gesichter"

Marc Kemper - Um mich herum stehen bekannte Gesichter

Roman

Verlag: Intronauten-Verlag
Umschlaggestaltung: Tim Minarzik
ISBN 13: 978-3-981-99612-8
Seiten: 164 Seiten
Erschienen: 21. Oktober 2019

Zum Inhalt

„Am Ende der Welt sieht Camilla Hamilton ihre einzige Chance auf einen Neubeginn: Ein verheerender, von ihr verschuldeter Autounfall hat ihr Leben unwiderruflich aus der Bahn geworfen und die junge Forscherin an den Rand der absoluten Selbstaufgabe gedrängt. Angetrieben von der Hoffnung, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen, begibt sie sich auf eine verheißungsvolle Reise an den Polarkreis.

Statt der geplanten Forschungsreise ereilt Camilla jedoch eine weitere Katastrophe, als ihr Flugzeug über der russischen Tundra abstürzt. Inmitten der eisigen Wildnis, meilenweit von jeglicher Zivilisation entfernt, nimmt sie einen Überlebenskampf an, den sie längst verloren geglaubt hat…“ (Quelle: Verlagsseite)

Meine Meinung

Mich hat Marc Kemper angesprochen, ob ich sein Buch lesen möchte und der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht – dass ich zudem nur positive Stimmen gehört habe und in den Rezensionen von einer unerwarteten Wendung geschrieben wird, hat meine Neugierde nochmal mehr geweckt.

Die Idee des Buches finde ich sehr gut – und gefallen hat mir auch die Mischung aus den ernsten Themen Trauer und Depression mit Abenteuer in der Arktis sowie Thrill durch einen Kampf ums Überleben. Das Ende gibt dem ganzen dann noch mal eine ganz besondere Würze – auch wenn ich beim Lesen die ganze Zeit gedacht habe, da muss doch noch irgendwas kommen, weil ich die Geschichte irgendwie nicht rund fand und auch im Nachhinein tatsächlich einige Dinge sehr offen gehalten waren.

So toll ich also den Plot fand, war er mir doch einfach zu schnell erzählt – auch wenn der Autor tatsächlich eine Tiefe auf den knapp 170 Seiten erreicht, die wiederrum positiv zu erwähnen ist, hätte ich mir gewünscht, die Geschichte langsamer zu erfahren. Von Anfang an geschehen Dinge Schlag auf Schlag und dadurch habe ich mich nur wenig einfühlen können in die verschiedenen Situationen – und Emotionen bietet das Buch eine ganze Menge. Ich wäre lieber mehr in die Gefühlswelt der Protagonistin Camilla eingetaucht, hätte das Abenteuer Arktis und auch den Kampf ums Überleben mehr spüren wollen.

Camilla war für mich keine Sympathieträgerin – dafür habe ich ihre Handlungen einfach nicht gut nachvollziehen können. Sie erlebt schreckliches und trotzdem hat mich das Ganze relativ kalt gelassen. Dabei ist ihr Charakter sehr vielschichtig gestaltet – einiges wird nur angedeutet und lässt dem Leser so eine Menge Spielraum, sich selber Gedanken zu machen. Andere Figuren sind nur grob umrissen; das mag zunächst etwas merkwürdig erscheinen, erklärt sich aber im Laufe der Geschichte.

Der Schreibstil ist eigen – ich habe ihn als abgehackt und hölzern empfunden. Nicht, weil es viele Fremdworte gibt, die sich aber schnell selber erklären, sondern weil die Sätze oft kurz sind und die Abschnitte sprunghaft. Dadurch entsteht natürlich eine gewisse Spannung, ich fand den Stil aber kühl und wenig emotional. 

Ich gebe dem Buch 3 von 5 Sternen – es hat mich unterhalten, ich hatte aber bei dem tollen Plot ganz andere Erwartungen. Mit den richtigen Erwartungen kann das Buch aber definitiv überzeugen. 

Mein Fazit

Ein grandioser Plot, dessen Umsetzung meinen Geschmack leider nicht ganz getroffen hat. Der Schreistil ist eher knackig und kühl, die Geschehnisse folgen Schlag auf Schlag – ich wären an vielen Stellen einfach gerne länger geblieben und hätte mich dann bestimmt auch emotional mehr auf die Geschichte einlassen können. Das Ende überrascht und hat mir sehr gut gefallen – ich gebe insgesamt 3 von 5 Sternen. 

WERBUNG: Vielen Dank an den Autor für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.