[Rezension] Philippe Claudel - "An meine Tochter"

Philippe Claudel - An meine Tochter
Gegenwartsroman

Verlag: rororo
Umschlaggestaltung: any.way, Barbara Hanke /Cordula Schmidt
Illustration: Panne de Rire
ISBN 13: 978-3-499-24236-6
Seiten: 109 Seiten
Erschienen: 1. August 2006
Originaltitel: „J’abandonne“
Übersetzer: Christiane Seiler

Buchrückentext
„Ein Mann schreibt an seine Tochter. Es ist ein Abschiedsbrief. Seine Frau ist bei der Geburt des Kindes gestorben, seitdem hat das Leben jeden Sinn für ihn verloren. Doch während des Schreibens begreift er, dass er weiterleben muss – für seine Tochter.“

Meine Meinung
Wow – mich hat dieses Büchlein wirklich umgehauen, und das, obwohl ich bei so dünnen Büchern immer sehr skeptisch bin. Aber dieses hier überzeugt durch seine Sprache und die unglaublich dichte Atmosphäre.

Nach dem Tod seiner Frau fällt der Protagonist in ein tiefes Loch – seine 2-jährige Tochter sieht er nur abends, tagsüber wird sie von eine Babysitterin betreut, er selbst arbeitet als „Hyäne“ in einem Krankenhaus und bittet Angehörige gerade verstorbener Menschen um Organspende. Des Lebens überdrüssig schreibt er einen langen Brief an seine Tochter – doch dieser Brief macht auch etwas mit ihm…

Sprachgewaltig, voller Bilder und mit dichter Atmosphäre kommt dieses dünne Büchlein daher – eigentlich ist es nur ein kurzer Zeitraum, ein paar Stunden, der umrissen wird, und eigentlich passiert auch nicht viel, dennoch packt das Buch und gibt Einblicke in die Gedanken eines frustrierten Witwers, dem der Sinn des Lebens abhanden gekommen ist. Man merkt aber beim Lesen, dass beim Schreiben etwas mit ihm passiert, so das das Ende nicht überraschend kommt, sondern versöhnlich stimmt und Mut macht.

Ich mochte den namenlosen Protagonisten nicht sonderlich, konnte aber seinen Schmerz und seine Verzweiflung spüren, seine tiefe Verletzung und Trauer. Philippe Claudels Sprache ist dabei echt und authentisch, voller Poesie und Kraft, mit vielen Bildern und sehr ausdrucksstark. Ich mag diesen direkten und kraftvollen Schreibstil, denn er kann die unterschiedlichen Stimmungen in der Geschichte sehr gut einfangen. Gefallen hat mir auch der Kollege – nicht weil er sympathisch ist, sondern weil er einen interessanten Gegenpol darstellt, der Spannung in die Geschichte bringt und sie so noch mal lebendiger werden lässt.

Mir hat dieses Büchlein wirklich sehr gut gefallen und immer noch hallt es in mir nach. Es ist kein Buch, das primär gut unterhält, eher eins, das zum Nachdenken anregt und das mich vor allem durch seine Sprache überzeugt hat – von mir gibt es 5 von 5 Sternen. 

Mein Fazit
Ein dünnes Büchlein voller Kraft und Atmosphäre – es passiert nicht viel auf den wenigen Seiten, und es sind auch nur wenige Stunden, in denen die Handlung spielt. Trotzdem ist das Buch dicht – in der Sprache und Atmosphäre und voller Emotion und Gefühl. Den Schmerz des nicht sonderlich sympathischen Protagonisten kann man geradezu packen und mit ihm in seine Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen. 


1 Kommentar:

  1. Wow...es gibt 5 Sterne von dir! Dann muss es wirklich etwas Besonderes sein!
    Schaue ich mir gleich näher an...

    Liebe Grüße
    Martina

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