Borger & Straub - Kleine Schwester
Verlag: Diogenes-Verlag
Umschlagillustration: © David Hockney, „Nice“, 1968 (Ausschnitt)
ISBN-13: 978-3-257-23390-2
Seiten: 218 Seiten
Erschienen: 27. August 2004
Buchrückentext
„Die zwölfjährige Lilly sitzt vor einer Polizeibeamtin und schweigt. Sämtliche Versuche, sie zum Reden zu bringen, scheitern. Lilly kann die unerbittliche Chronologie der Ereignisse, die ihre Familie ins Unglück gestürzt haben, nicht erklären, sie kann sich nur erinnern: An ihre Kindheit, die überschattet ist von verstörenden Ereignissen, aber auch schönste Glücksmomente bereithält, an ihre Eltern, »die besten auf der Welt« – und an ihre Pflegeschwester Lotta, die aus dem Heim geholt wird, um aus ihnen allen endlich eine ›richtige‹ Familie zu machen – und die eine Katastrophe ins Rollen bringt, die nicht mehr aufzuhalten scheint, bis Lilly den schwersten Entschluss ihres Lebens fasst ...“
Meine Meinung
Vom Autorenduo Borger & Straub habe ich jetzt schon einige Bücher gelesen, und auch wenn man bei „Kleine Schwester“ ein bekanntes Schema zu den anderen Bücher erkennt, hat es mir doch sehr gut gefallen – ich muss aber zugeben, dass ich es erst in einem zweiten Anlauf tatsächlich zu Ende gelesen habe; beim ersten Anlauf bin ich über die ersten 30 Seiten nicht hinweggekommen, weil ich sie sehr verwirrend fand – aber es war wohl einfach der falsche Zeitpunkt, denn jetzt hat mich die Geschichte richtig packen können und einen wahren Sog auf mich ausgeübt.
Zum Inhalt will ich nicht viel verraten, nur so viel – es ist ein Familiendrama. Man sollte sich einfach drauf einlassen und dann hoffentlich – so wie ich – diesen Sog verspüren, der mich in die Geschichte hat abtauchen lassen. Was am Anfang als harmlose Familiengeschichte beginnt, entwickelt sich nach und nach zu einer Tragödie, in kleinen, aber beständigen Schritten manövriert sich die am Anfang durchaus glückliche Familie ins Aus. Man weiß als Leser schon, worauf das Ganze hinauslaufen wird, da die Geschichte eingebettet ist in eine kleine Rahmenhandlung, dennoch habe ich dem Ende entgegengefiebert, wie und ob sich dieses Drama dann doch noch auflöst.
Die Charaktere sind sehr interessant gestaltet und alles andere als stereotyp – einiges wirkt vielleicht etwas überzogen, ich fand es aber dennoch glaubhaft und kann mir eine Geschichte – so schrecklich sie ist - in ähnlicher Weise durchaus auch im „Real Life“ vorstellen.
Geschrieben ist das Buch aus Sicht der zwölfjährigen Lilly in Ichform – somit ist es leicht zu lesen und der Schreibstil angenehm flüssig. Natürlich wird die Geschichte geprägt durch die etwas naive Sicht- und Erzählweise Lillys, ich fand ihr Erleben des ganzen Dramas aber sehr authentisch und konnte ihre Verzweiflung und Unsicherheit förmlich spüren. Dass sie als 12-jährige nicht anders handelt, fand ich durchaus glaubhaft, auch wenn man sich vielleicht fragt, warum bei dieser ganzen Tragödie nicht früher jemand eingeschritten ist. Das Ende bleibt in vielen Punkten dann doch offen – und hier hätte ich mir ein paar mehr Antworten gewünscht. Trotzdem hat mich das Buch als Ganzes überzeugen können – daher gebe ich 4 von 5 Sternen.
Mein Fazit
Eine Familientragödie, die mich Seite für Seite immer tiefer in einen ganz eigenen Sog gezogen hat – und obwohl man das Ende kennt, wollte ich doch wissen, wie es dazu gekommen ist. Der Schreibstil ist sehr leicht zu lesen, weil die Geschichte aus Sicht der 12-jährigen Tochter Lilly geschrieben ist, die Charaktere sind sehr gut gezeichnet und wirkten auf mich authentisch. Das Ende hat dann doch einige Fragen offen gelassen – trotzdem hat mir das Buch gut gefallen und ich gebe ihm 4 von 5 Sternen.
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