Juli Zeh - Corpus Delicti - Ein Prozess
Verlag: Der Audio Verlag
ISBN-13: 978-3-898-13877-2
Dauer: gekürzte Lesung, 274 Minuten
Erschienen: 11.8.2009
Sprecherin: Helene Grass
Zum Inhalt
„Deutschland in naher Zukunft: Es herrscht eine Gesundheitsdiktatur. Die junge Mia Holl muss vor Gericht erscheinen, sie hat die Sorge um ihren Körper sträflich vernachlässigt. So beginnt eine Verhandlung, die immer mehr zum Schauprozess ausartet.“ (Quelle: Verlagsseite)
Meine Meinung
Schon länger wollte ich mal was von Juli Zeh lesen oder hören, weil ich viele positive Stimmen insbesondere zu ihrem neuen Buch „Unterleuten“ gehört hatte – als ich dann „Corpus Delicti“ in unserer Bücherei sah, habe ich die Chance direkt genutzt. Ich muss aber leider sagen, dass mich die Geschichte eher enttäuscht hat.
Zwar fand ich die Idee des Buches interessant und auch der Schreibstil hat mir gefallen, die Geschichte selber hat mich aber leider nicht fesseln können. Das Buch spielt irgendwann in naher Zukunft, in der eine Gesundheitsdiktatur herrscht und jeder zu Gesundheitsprävention gezwungen wird – schon das Rauchen gilt als Delikt und wird von der METHODE, dem neuen Staatssystem, bestraft.
Bei der Umsetzung gab es für mich dann leider einige Mankos. Zwar hat die Autorin wunderbar die kühle Atmosphäre einfangen können, bei der Geschichte selber aber gibt es nicht nur einige Ungereimtheiten (da ich nicht spoilern will, gebe ich nur den Hinweis auf das Problem mit der DNA), ich finde sie auch langatmig erzählt, mit vielen Dialogen, aber auch vielen gedanklichen Monologen, ohne dass dabei irgendwas auf den Punkt gebracht oder die Handlung nach vorne getrieben wird. Die Charaktere sind mir leider sehr fremd geblieben, selbst mit der „Beschuldigten“ Mia, die sich vor Gericht rechtfertigen muss, wurde ich einfach nicht warm, obwohl sie ja nicht systemkonform denkt und agiert und damit als Figur eigentlich sympathisch angelegt war– aber auch ihre Figur war mir zu flach gestaltet. Gefallen hat mir dagegen der Schreibstil, den ich als flüssig empfunden habe und der vor allem die Stimmung und Atmosphäre in diesem als kalt und grausam dargestelltem System sehr gut einfangen konnte. Und auch die Sprecherin Helene Grass hat mir gut gefallen, nicht nur weil ich ihre klare Stimme mochte, sondern weil sie das Buch gut und passend zum Szenario eingelesen hat.
Vielleicht sind solche Zukunftsszenarien auch einfach nicht meins, weil ich mich nur schlecht in sie hineindenken kann und das letztlich auch nicht will - die Meinungen zu Corpus Delicti sind auf jeden Fall sehr geteilt; ich gehöre leider zu denen, die nicht so begeistert sind. Da ich der Autorin aber nicht vorwerfen kann, dass ich mich in diesem Genre nicht wohl fühle, gebe ich neutrale 3 von 5 Sternen.
Hallo Sabine,
AntwortenLöschenoje das ist ja echt schade, dass dich der Inhalt und die Charaktere nicht wirklich fesseln konnten. Diese Bücher, die mich so gar nicht packen können, kenne ich auch. Umso schöner finde ich es dann, wenn ich doch noch 1-2 positive Aspekte daran erkennen kann.
Solche dystopischen Romane finde ich auch etwas schwierig. Ich finde sie in der Regel gut gelungen, wenn es auch Bezug zur Realität gibt, also es um Konflikte geht, die auch "Normalsterbliche" betreffen. Allerdings ist es je nach Szenario schon schwer in die Geschichte einzutauchen. Deswegen lese ich Dystopien auch eher seltener :-).
viele Grüße
Emma
Ich werde Juli Zeh auf jeden Fall ncoh eine Chance geben, dann aber mit einer Thematik, die mich mehr anspricht. "Unterleuten" finde ich ja immer noch sehr interessant - das hast du doch auch gehört, oder? Kommt man da mit den ganzen Figuren nicht durcheinander?
LöschenLG Sabine
Jepp "Unterleuten" habe ich gehört. Es hat schon etwas gedauert, bis ich die Figuren auseinanderhalten konnte, bzw. wusste wer zu wem gehört. Ich denke, das könnte beim Lesen vielleicht einfacher werden.
LöschenAber als ich dann mal in der Geschichte drin war, fand ich es echt richtig gut.
Vielleicht greife ich dann dabei doch eher zum Buch. :-)
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