[Rezension] Mary Hooper - "Totenmädchen"

Mary Hooper - Totenmädchen
Historischer Kinder- und Jugendroman (ab 12 Jahren)

Verlag: cbj-Verlag
Umschlagkonzeption: init. Büro für gestaltung, bielefeld
Umschlagabbildung: Published by arrangement with Randam House Children’s Books, one part oft he Random House Group Ltd.
ISBN-13: 978-3-570-40072-2
Seiten: 317 Seiten
Erschienen: 18. April 2011
Originaltitel: „Newes from the dead“
Übersetzerin: Alexandra Ernst

Buchrückentext
„Oxford, im Jahre 1650: Namhafte Mediziner und junge Studenten versammeln sich im Haus des Apothekers Clarke, um der Sezierung einer Leiche beizuwohnen – der der 16-jährige Anne Green, die wegen Kindstötung zum Tode verurteilt worden war. In Wahrheit wurde Anne Green vom Neffen ihres Dienstherren verführt und dann sitzengelassen – doch die Wahrheit hatte vor Gericht niemand hören wollen. Stunden nach Annes Tod ist der junge Student Robert der erste, der es wahrnimmt: Annes Augenlider flattern. Sollte das Mädchen, das noch auf dem Schafott seine Unschuld beteuert hatte, den Strang überlebt haben?“

Meine Meinung
Ich habe ja schon einige Bücher von Mary Hooper gelesen, und ich mag vor allem ihre Art, historische Geschichten zu erzählen, ihren eigenen, sehr angenehmen Schreibstil. Und auch „Totenmädchen“ hat mich nicht enttäuscht – spannend, fesselnd und auch ein bisschen gruselig habe ich dieses Buch in kürzester Zeit durchgelesen.

Das Buch beruht auf einer wahren Begebenheit, denn Anne Green hat es tatsächlich gegeben. Die 16-jährige wurde im Jahr 1650 zu Unrecht zum Tod durch den Strang verurteilt und sollte danach auch noch seziert werden. Doch als sich die namhaften Mediziner versammelt haben und mit dem ersten Schnitt beginnen wollten, flattern die Augenlider der gerade erst Gehängten.

Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven – zum einen ist es Anne, die in Gedanken noch mal Revue passieren lässt, was eigentlich geschehen ist und wie es zu dem schrecklichen Urteil gekommen ist. Sie tritt als Ich-Erzählerin auf, so dass ich mich sehr gut in sie und ihre Lage hineinversetzen konnte. 

Immer wieder gibt es dann aber auch Abschnitte, in denen ein allwissender Erzähler den Medizinern über die Schultern schaut, die sich zunächst nicht schlüssig sind, was sie mit Anne machen sollen – sie sterben lassen oder ihre Lebensgeister wecken. Auch diese Abschnitte fand ich sehr interessant, da sie Einblick in die damals gültigen medizinischen Vorstellungen gegeben haben.

Vor allem aber hat mich Annes Geschichte gefesselt, wie ihr Unrecht getan wird und wie sie verzweifelt versucht, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Dabei habe ich richtig mit ihr gelitten, weil Anne einfach ein liebenswerter Mensch ist. Von Beginn an habe ich sie ins Herz geschlossen, weil sie grundehrlich ist und niemandem etwas Böses antun könnte. Manches Mal wirkt sie vielleicht ein bisschen naiv, dies aber würde ich sowohl der Zeit als auch ihrer Unerfahrenheit zuordnen. 

Und auch die anderen Figuren sind alle sehr gut gezeichnet, klar – es gibt Gute und Böse, und manche sind auch etwas klischeehaft geraten, dennoch aber hat das meine Lesefreude in keinster Weise getrübt. Etwas überzogen fand ich die Nebengeschichte um den Medizin-Studenten Robert, in der geht es nämlich um das Stottern des sympathischen jungen Mannes – diese Geschichte aber hätte das Buch gar nicht gebraucht, um in sich schlüssig zu sein.

Der Schreibstil ist toll und entführt in die Mitte des 17. Jahrhunderts. Er ist angenehm zu lesen und vermittelt trotzdem ein historisches Gefühl, denn Mary Hooper schafft es, diese ganz besondere Atmosphäre einzufangen, die sowohl im Seziersaal, als auch in der damaligen Zeit herrschte. Es gibt Beschreibungen, wo sie notwendig sind, aber zu keinem Zeitpunkt werden sie langweilig oder langatmig. Das Buch fesselt von der ersten Seite an und kann diese Spannung auch bis zum Schluss halten.

Mir hat Totenmädchen sehr gut gefallen – und ich würde es nicht nur Kindern und Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen empfehlen. Manche Stellen fand ich aber sehr düster und brutal, da sollte man – egal ob als Erwachsener oder als Kind – nicht zu zart besaitet sein. Dafür aber gibt das Buch auch gut recherchierte historische Gegebenheiten wieder.

Mein Fazit
Ein tolles Buch, das auf einer wahren Begebenheit beruht. Spannend von der ersten Seite an, wollte ich unbedingt wissen, wieso die sympathische Protagonistin mir ihren grad mal 16 Jahren zum Tode verurteilt wurde. Der Schreibstil ist wunderbar und schafft eine tolle Atmosphäre, die mich in die Mitte des 17. Jahrhunderts entführt hat. Und weil die Geschichte spannend bis zum Schluss gewesen ist, habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Einen halben Stern ziehe ich nur ab, weil ich die Nebengeschichte um den Studenten Robert überflüssig und ich einige Szenen doch sehr brutal fand – da sollte man weder als Kind noch als Erwachsener zart besaitet sein. Ansonsten aber würde ich das Buch auf jeden Fall empfehlen – gerade auch für Einsteiger in das Genre „historischer Roman“, denn es ist angenehm zu lesen und die Seitenzahl überschaubar. Ich gebe „Totenmädchen“ 4,5/5 Sternen.


2 Kommentare:

  1. Jetzt musste ich doch direkt auch noch in deine Rezi reinschauen ;)
    Das hört sich wirklich klasse an und ich bin neugierig!!! Vielleicht lese ich danach auch noch mehr von der Autorin!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Das freut mich - lass es mich wissen, wie es dir gefallen hat!
      Liebe Grüße
      Sabine

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