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[Rezension] Charlotte Thomas - "Die Lagune des Löwen"

Charlotte Thomas - Die Lagune des Löwen
Historischer Roman

Verlag: Bastei-Lübbe
Umschlaggestaltung: Atelier Versen, Bad Aibling
Titelillustration: © akg-images /Cameraphoto /©akg-images /Erich Lessing
ISBN-13: 978-3-404-16349-6
Seiten: 957 Seiten
Erschienen: 9. Oktober 2009

Buchrückentext

„Venedig, 1502: Als Kinder begegnen sie einander zum ersten Mal - Laura, die vor ihren Feinden flieht, und Antonio, der sich mit Diebstählen über Wasser hält. Gemeinsam mit dem entlaufenen Sklaven Carlo und der Hure Valeria schlagen sie sich durch, immer mit dem Ziel, Elend und Hunger hinter sich zu lassen. Jahre später kreuzen sich die Wege von Laura und Antonio erneut. Ihre Beziehung ist von Leidenschaft bestimmt - und von Streit: Laura möchte ein ruhiges Leben, während Antonio vor allem eines will: Reichtum. Dafür setzt er alles aufs Spiel, auch dann noch, als ein Krieg das mächtige Venedig erschüttert und sie für immer zu trennen droht.“

Meine Meinung
Obwohl ich ja viele historische Romane lesen, zucke auch ich bei so dicken Büchern immer erst mal zusammen – doch bei „Die Lagune des Löwen“ war das völlig unnötig, denn die Seiten sind einfach nur so dahingeflogen und am Schluss war ich traurig, dass die Geschichte schon vorbei ist – und ich finde, bei einem solch dicken Schmöker will das schon was heißen.

Von der ersten Seite an war ich drin in der Geschichte und fühlte mich ins prächtige Venedig, ins frühe 16. Jahrhundert versetzt. Gerne habe ich die vier so unterschiedlichen Freunde Laura, Antonio, Valeria und Carlos begleitet, die anfangs als Straßenkinder um das pure Überleben kämpfen, bis sich schließlich ihre Wege trennen und sie sich erst Jahre später wiedertreffen. Und obwohl sie viele Jahre voneinander getrennt sind und sich nur selten sehen, gibt es ein Band, das sie verbindet – denn es gibt einen, der verantwortlich ist für all das, was die vier erleben mussten – und dieser wird am Ende auch seine Rechnung bezahlen.

Das Buch ist eine tolle Mischung aus Abenteuerroman, Liebesgeschichte und historischem Schmöker, denn während man die vier Freunde durch viele Abenteuer begleitet, lernt man ganz nebenbei einiges über das damalige Venedig, vor allem über den Alltag der Menschen damals, womit sie ihr Geld verdient haben, das Los von Straßenkindern aber auch von politischen Umbrüchen, wobei die Politik niemals einen zu großen Raum in der Geschichte eingenommen hat. Von der ersten Seite an war ich gefesselt und konnte das Buch kaum aus der Hand legen – nicht nur weil ich die vier Freunde so ins Herz geschlossen habe und sie einfach gerne in ihrem Leben begleitet habe, sondern weil die Geschichte so vielseitig und interessant geschrieben ist. Immer passiert etwas Neues, Unerwartetes, ich habe Einblick in so viele verschiedene Bereiche der Stadt und der Zeit erhalten, dass ich gar nicht genug davon kriegen konnte, es gab immer wieder Wendungen, die mich überrascht haben, eine zarte Liebesgeschichte, die aber zu keinem Zeitpunkt kitschig war und schließlich das große Geheimnis, das sich durch die ganze Geschichte zieht und erst am Ende auch wirklich gelöst wird. 

Die verschiedenen Charaktere sind alle sehr gut gezeichnet und die Autorin hat es verstanden, die vielen Figuren, die in der Geschichte auftauchen, nach und nach einzuführen und ihre eigene Geschichte erzählen zu lassen. Besonders gelungen finde ich die beiden Protagonisten Laura und Antonio, beide habe ich sofort ins Herz geschlossen und dadurch mit ihnen gelitten und gefiebert. Laura ist schon als Kind nicht zimperlich und hat früh gelernt, zuzupacken, um nicht unterzugehen, und das Beste aus einer Situation zu machen. Dabei denkt sie aber nicht nur an sich, sondern vor allem auch an ihren kleinen Bruder Matteo, den sie beschützt und niemals im Stich lässt. Laura hat einfach das Herz am richtigen Fleck und versteht es, sich nicht unterkriegen zu lassen und sich immer wieder an den eigenen Haaren aus dem Schlamassel zu ziehen. Auch Antonio war mir von Anfang an sympathisch – er setzt sich für seine Freunde ein und geht dabei auch schon mal unkonventionelle Wege, er ist zielstrebig und gibt auch in scheinbar ausweglosen Situationen nicht so schnell auf. Besonders gefallen hat mir auch Carlos, der entlaufene Sklave, der mir vor allem mit seiner zurückhaltenden Art sehr gefallen hat, der ruhig und durchdacht im Hintergrund die Fäden spinnt, und niemals unbedacht handelt. Aber auch die anderen Charaktere sind alle sehr gut gestaltet – mit ausgefeilten Charakterzügen und einer eigenen Geschichte, so dass keiner stereotyp wirkte.

Der Schreibstil ist sehr lebendig, der damaligen Zeit angepasst und trotzdem gut lesbar. Er schafft eine tolle Atmosphäre und entführt den Leser tatsächlich ins historische Venedig. Für mich war das Lesen wie ein Zeitsprung - die Beschreibungen der Menschen und der Schauplätze sind gerade so, dass bei mir eine farbenprächtige Kulisse vor Augen entstanden ist, ich habe das Wasser in den Kanälen plätschern gehört, die Gerüche auf den Marktplätzen gerochen und die Hitze der Stadt spüren können – zu keinem Zeitpunkt aber war es langatmig oder gar langweilig, die Geschichte war einfach lebendig und spannend; und das von der ersten bis zur letzten Seite.

Mein Fazit
Mich hat dieses Buch begeistert – denn die Geschichte hat mich von der ersten Seite an gepackt und nicht mehr losgelassen. Es ist eine gelungene Mischung aus Abenteuerroman, Liebesgeschichte und historischem Schmöker – mit sympathischen Charakteren, die ich gerne begleitet habe, mit denen ich gefiebert und gelitten habe. Durch den lebendigen Schreibstil fühlt ich mich als Teil der Geschichte und war am Ende traurig, dass ich die mir ans Herz gewachsenen Charaktere nun wieder verlassen musste – von mir gibt es für diesen großartigen Roman 5/5 Sternen.


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