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[Rezension] Peter Prange - "Der Kinderpapst"

Peter Prange - Der Kinderpapst
Historischer Roman

Verlag: Piper-Verlag
Umschlaggestaltung: Mediabureau Di Stefano, Berlin
Umschlagmotiv: Ocean Photography /veer, Joe Cicak /iStockphoto und akg-images
ISBN-13: 978-3-492-30251-7
Seiten: 602 Seiten
Erschienen: 12. November 2013

Buchrückentext
„Rom, 1032: Gerade zwölf Jahre alt, kommt Benedikt IX. auf den Thron, der jüngste Papst aller Zeiten. Doch die Macht hat einen hohen Preis: Um sie auszuüben, muss er die Liebe seines Lebens opfern. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Während er in Blut watet, sehnt sich sein gebrochenes Herz nach Erlösung…“

Meine Meinung
Am Anfang war ich ein wenig überrascht beim Lesen dieses Buches, weil es so ganz anders war als erwartet – doch als ich mich auf die Geschichte eigelassen hatte, hat sich mich nicht nur gut unterhalten, sondern mir auch neue, interessante Aspekte über das frühe Mittelalter vermittelt.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Teofilo di Tusculo, ein wissensbegieriger, lebhafter Junge, der eigentlich nur eins im Sinne hat – seine geliebte Cousine Chiara zu heiraten. Doch seine Familie hat andere Pläne, und kurzerhand wird Teofilo zum Papst ernannt – gegen seine eigenen Wünsche und Träume, und immer noch beseelt von seiner Liebe zu Chiara. Diese ist es auch, die die ganze weitere Geschichte des Buches beherrscht. Natürlich gibt es auch politische Intrigen, Machtwechsel und Korruption und vor allem interessante Einblicke in die damalige Kirchengeschichte, Exkommunikation und zugleich auch deren Auflösung – und dennoch hat mich „Der Kinderpapst“ immer eher an eine Liebesgeschichte als denn an eine historische Abhandlung denken lassen.

Dabei ist dieser Mix wirklich gut gelungen, und zu keinem Zeitpunkt wurde die Geschichte langweilig. Benedikt IX war sicherlich kein Gutmensch und seine Gräueltaten sind aus heutiger Sicht in dieser Stellung unglaublich – und so bleibt es ist diesem Roman auch zu keinem Zeitpunkt ruhig und beschaulich, ganz im Gegenteil. Immer gibt es böswillige Intrigen, neue Machtkämpfe und politische Unruhen, dazwischen aber auch immer wieder Phasen der Einkehr und der heimliche Liebe. Was davon tatsächlich Wahrheit und was Dichtung ist, erklärt der Autor im angehangenen Nachwort.

Die Charaktere sind alle sehr gut gezeichnet, zwar nicht unbedingt sympathisch, aber ausgefeilt und durchdacht. Gerade Chiara, die Angebetete Benedikts, fand ich als Figur großartig, und eigentlich ist sie meine heimliche Heldon. Sie ist einfach ein herzensguter Mensch, der sich für andere einsetzt, dabei auch Hindernisse nicht scheut – mit ihr habe ich tatsächlich mitgefühlt und mit gelitten. Teofilo ist mir dagegen merkwürdig fremd geblieben. Vielleicht auch, weil manchmal zwei Seelen in seiner Brust zu sein schienen – er konnte brutal und herzlos vorgehen, den Menschen schaden und ihnen gegenüber äußerst gleichgültig sein, auf der andere Seite war er aber auch liebevoll und einsichtig, gutmütig und bereit, alles für eine Sache zu geben. Aus ihm bin ich leider nicht richtig schlau geworden und obwohl ich seine Zerrissenheit oft spüren konnte, wollte er mir einfach nicht ans Herz wachsen.

Die Geschichte liest sich sehr angenehm und flüssig, der Schreibstil ist zwar der Zeit angemessen, dennoch aber gut lesbar. Es ist eine tolle historische Atmosphäre entstanden, so dass ich mich tatsächlich in eine andere Zeit versetzt gefühlt habe. Zudem war die Geschichte interessant aufgebaut, so dass ich sie Freunden historischer Romane durchaus empfehlen würde. Ich gebe gerne 4/5 Sternen – einen Stern ziehe ich ab, weil mir die Geschichte doch zu oft als reine Liebesgeschichte erschien und das Ende für mich einfach nicht glaubhaft war.   

Mein Fazit
Ein interessanter historischer Roman, der Einblick gibt in die Kirchengeschichte des 11. Jahrhunderts mit all seinen Intrigen und politischen Machenschaften. Im Vordergrund steht aber eigentlich die Liebesgeschichte zwischen Chiara und Teofilo, eine Liebe, die nicht sein darf, die aber dennoch über all die Jahre besteht. Ein fesselnder Roman mit ausgefeilten Charakteren, flüssig geschrieben und gut lesbar – wer historische Romane mag, sollte sich diesen unbedingt mal anschauen.


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