[Rezension] Sarah Winman – "Als Gott ein Kaninchen war"

Sarah Winman – Als Gott ein Kaninchen war
Gegenwartsliteratur

Verlag: Blanvalet-Verlag
Umschlaggestaltung: © bürosüd°, München nach einer Originalgestaltung und –illustration nach von cabinlondon.co.uk
ISBN-13: 978-3-442-37763-6
Seiten: 383 Seiten
Erschienen: 26. März 2012

Buchrückentext
„Als Gott ein Kaninchen war, war Elly Portman noch ein Kind. Behütet von ihrem großen Bruder Joe, befreundet mit einem seltsamen Mädchen namens Jenny. Die Welt war schön und voller Überraschungen, die Träume noch klein und für jeden zu erreichen, und Süßigkeiten kosteten nur einen Penny. Zusammen konnte man die Klippen des Lebens umschiffen.

20 Jahre später sind Elly und Joe erwachsen und sich näher denn je. Bis das Schicksal Elly zu einer langen Reise zwingt, denn ihr geliebter großer Bruder braucht ihre Hilfe. Nun ist es an ihr, Joe zurück ins Leben zu holen und endlich ihr Glück zu finden.“

Meine Meinung
Elly ist noch jung und sieht die Welt mit ihren Augen. Überall warten Überraschungen und das Leben gleicht einem Abenteuer. Ihr Bruder Joe ist stets dabei und weiht sie in die großen und kleinen Geheimnisse des Lebens ein. Und auch Jenny, das seltsame Mädchen von nebenan, ist für einen Spaß immer zu haben. 20 Jahre später stehen sich Elly und Joe immer noch sehr nah, während Jenny erst mal von der Bildfläche verschwunden ist. Immer noch hält das Leben Überraschungen parat, nur jetzt sind sie leider nicht immer nur schön und hinterlassen Spuren bei Elly und Joe.

Der Titel des Buches hat mich neugierig gemacht und das Cover ist einfach nur wunderschön. Märchenhaft und verspielt habe ich es empfunden und nach Lesen des Klappentexts eine schöne Familiengeschichte erwartet. Doch dem war nicht so.

Viele Themen werden behandelt, manches konkret ausgesprochen, vieles nur angedeutet. Es geht um Liebe und Freundschaft, Verschwinden und Auftauchen von Verwandten und Freunden, um Homo- und Heterosexualität, um schlagende Ehemänner und missbrauchte Kinder. Die einen erblinden, andere verlieren das Gedächtnis und irgendwie habe ich einen roten Faden in all den kleinen Episoden und Geschichten vermisst.

Das Buch ist in zwei Teile gegliedert und Elly erzählt im ersten Teil von ihrer Kindheit und Jugend, im zweiten Teil, was sie als Erwachsene erlebt.

Der Schreibstil ist besonders, konnte mich aber leider nicht verzaubern. Ganz im Gegenteil, mich haben die langen und verschachtelten Sätze eher im Lesefluss gestört. Dabei wird alles gut beschrieben und gerade im ersten Teil hatte ich die Szenen genau vor Auge, wie Elly spielend durchs Leben läuft. Eine seltsame Melancholie liegt über der ganzen Geschichte, stets wartet man, dass etwas Schreckliches passiert. Und tatsächlich ereignen sich schreckliche Dinge, doch die meisten werden nur angedeutet und nicht ausgesprochen, so dass ich immer nur vermuten konnte, aber letztlich nichts Genaues wusste.

Die Charaktere sind alle gut gezeichnet, dabei ist jeder irgendwie besonders. Selten habe ich in einem Buch so viele skurrile Charaktere erlebt, jeder hat irgendeine ihn charakterisierende Macke. Die Protagonistin Elly wirkt in diesem Punkt manchmal eher blass, dabei ist sie mir als Kind wirklich sympathisch. Sie ist neugierig und geht ohne Vorbehalt durchs Leben, hat ein ganz natürliches Vertrauen in ihre Familie und ihren Bruder. Als Erwachsene dagegen wirkt sie auf mich niedergeschlagen und scheitert an Alltäglichkeiten des Lebens.

Leider plätschert die Geschichte in den ersten zwei Dritteln nur vor sich hin, ich habe es als Aneinanderreihung von Erlebnissen empfunden und konnte keinen roten Faden erkennen. Das letzte Drittel wird dann spannend, und auch wenn mir die Auflösung aller Probleme zu plötzlich und zu seicht erscheint, war ich doch gefesselt und habe das Buch rasch beendet.

Leider war ich von dem Buch ein bisschen enttäuscht. Es lässt sich gut lesen und ist auch ganz unterhaltsam, aber fesseln konnte mich wirklich nur das letzte Drittel. Der Schreibstil ist anders und besonders, die Charaktere gut ausgearbeitet und alle irgendwie skurril. Ein Buch, das man meiner Meinung nach lesen kann, aber nicht gelesen haben muss.

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