Nina Casement - Dehumanisation

Gegenwartsliteratur
ISBN-13: 978-3-981-84687-1
Seiten: 284 Seiten
Erschienen: 28.8.2025
Buchrückentext
“Nahid, Oliver und Ismet sind grundverschiedene Menschen. Trotzdem verbindet sie etwas: Tag für Tag begegnet Ihnen Entmenschlichung. Nahid möchte sich mit seiner Frau eine Zukunft in Frieden in fremden London aufbauen – doch sein Umfeld sieht ein islamistischen Gefährder in ihm Oliver hingegen agiert nach Ruhm und Anerkennung als berühmteste Amo kläufer aller Zeiten – seine Wünsche finden bei skrupellosen Extremisten reichen Nährboden. Ismet wünscht sich seinen Bruder zurück, der die Gefangenschaft in Abu Ghuraib Mit dem Leben bezahlt – seine Verzweiflung macht ihn so leichten Beute für geschickte Verführer. Alle drei geraten in den Abgrund des islamistischen Terrors. Gibt es einen kommen?”
Meine Meinung
In Dehumanisation von Nina Casement durfte ich drei sehr unterschiedliche Menschen auf ihrem Weg begleiten, die auf schmerzhafte Weise mit dem Phänomen der Entmenschlichung konfrontiert sind: Nahid, Oliver und Ismet. Nahid versucht, mit seiner Frau in London ein Leben in Frieden und Sicherheit aufzubauen. Doch er wird immer wieder als potenzieller Gefährder wahrgenommen, was sein neues Glück fortwährend überschattet. Oliver hingegen strebt nach Anerkennung durch Gewalt und findet tragischerweise Anschluss an Gruppen, die seine radikalen Gedanken nur weiter befeuern. Der Dritte im Bunde, Ismet, ringt mit dem traumatischen Verlust seines Bruders, der die Gefangenschaft in Abu Ghraib nicht überlebt hat. In seiner tiefen Verzweiflung gerät er an Personen, die ihn in eine gefährliche, extremistische Richtung lenken. Auf diese Weise geraten alle drei Protagonisten, Schritt für Schritt, unaufhaltsam in den Sog des islamistischen Terrors.
Ich habe das Buch als sehr authentisch empfunden, wenngleich es mir emotional schwerfiel, es zu lesen. Die Situationen, in die die Figuren hineingezogen werden, haben mich oftmals tief erschüttert. Ich spürte das Bedürfnis, immer wieder eine Pause einzulegen, um das Gelesene in Ruhe verarbeiten zu können. Ich merke, wie das Werk mich zwingt, mich intensiv mit den Themen Entmenschlichung, tief sitzenden Vorurteilen und dem Prozess der Radikalisierung auseinanderzusetzen. Dabei gelingt es der Autorin, mich stets nah an der inneren Welt dieser Figuren zu halten.
Die Charakterzeichnung in diesem Roman ist für mich gelungen. Nur bei Oliver hatte ich meine Schwierigkeiten, ihn in seinem Handeln wirklich zu begreifen. Zwar erfahre ich, welche Ereignisse ihn zu seiner Denkweise geführt haben, doch die Verbindung zwischen seiner Kindheit, dem Konkurrenzkampf mit seiner Schwester und seinen radikalen Fantasien blieb für mich nicht vollständig nachvollziehbar.
Ganz anders erging es mir mit Nahid. Mit ihm habe ich am meisten mitgefühlt. In seinem Alltag zeigen sich auf deutliche Weise die vielen rassistischen Begegnungen, denen er ausgesetzt ist. Dennoch versucht er, ein liebevolles und ehrliches Leben zu führen. Seine innige Beziehung zu seiner Frau hat mich berührt, und ich habe seine Verzweiflung deutlich gespürt, wenn es ihm nicht möglich ist, ihr das zu bieten, was er sich für sie wünscht.
Auch Ismet hat mich bewegt. Ich habe ihn als jemanden erlebt, der eigentlich nur überleben will, der seine Familie unterstützen möchte und gleichzeitig mit dem schweren Trauma seines Bruders kämpft. Es war für mich schmerzhaft mitanzusehen, wie dieser sensible junge Mann, der einfach nur versucht, ein Leben zu führen, Schritt für Schritt in den Extremismus abgleitet.
Der Schreibstil passte für mich gut zu den jeweiligen Figuren und der Thematik. Die kurzen Kapitel verleihen dem Buch ein hohes Tempo, und durch die ständig wechselnden Perspektiven blieb ich nah an den inneren Gedanken der drei Protagonisten. Die klare Kennzeichnung der Kapitel fand ich angenehm und hilfreich, da ich so nie Gefahr lief, den Überblick zu verlieren. Die Sprache ist direkt und leicht lesbar, auch wenn die transportierten Inhalte emotional sind. Ich habe gemerkt, wie die Autorin den Tonfall der jeweiligen Figur aufnimmt, was mir einen intensiven Zugang zu ihren inneren Konflikten und ihrer Gefühlswelt ermöglicht hat. Dadurch fühlte ich mich eng an die Geschichte gefesselt.
Mein Fazit
Für mich ist Dehumanisation ein intensives, emotional belastendes, aber auch ein wichtiges Buch der Gegenwart. Ich bin dankbar für die tiefen Einblicke in diese drei Lebenswege, selbst wenn sie mich oft erschüttert und nachdenklich zurückgelassen haben. Wer bereit ist, sich auf schwierige und gesellschaftlich brisante Themen einzulassen und die Perspektive der Betroffenen nachzuempfinden, für den lohnt sich diese eindringliche Lektüre sehr.
WERBUNG: Vielen Dank an die Autorin Nina Casement für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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