[Rezension] Charlotte Kliemann – "Die Zeit der vergessenen Kinder"

Charlotte Kliemann – Die Zeit der vergessenen Kinder 
2 Zeitebenen

Verlag: FeuerWerke Verlag
Umschlaggestaltung: Büro Süd
ISBN 13: 978-3945362655
Seiten: 288 Seiten
Erschienen: 12. Dezember 2019

Buchrückentext
„1941: Das Roma-Mädchen Rubina flieht mit seiner Familie vor der drohenden Deportation in die tiefen Wälder des Sauerlandes. Dort lernt sie, Hunger, Kälte und Entbehrungen zu trotzen. Als ihr kleiner Bruder stirbt, scheint Rubina daran zu zerbrechen. Doch sie ist stark – vielleicht sogar stärker als der Tod…
2008: Martin, Rubinas Sohn, geht nach einer gescheiterten Ehe ganz in seinem Beruf als Zeitungsredakteur auf. Als er Claudia begegnet und sich sofort in sie verliebt, gerät sein geordnetes Leben aus den Fugen. Beide verbindet der Kampf mit unheilvollen Erinnerungen an ihre Kindheit und eine Familiengeschichte, die sie zutiefst geprägt hat. Doch genau diese Gemeinsamkeiten scheinen es unmöglich zu machen, ganz zueinander zu finden. Denn je mehr sie sich aneinanderklammern, desto härter wird ihre Liebe auf die Probe gestellt.“

Meine Meinung
Die Autorin hatte mich angesprochen, und das Thema, die Verfolgung von Roma während des 2. Weltkriegs, hat mich sehr interessiert. Auch die Verknüpfung zu einem weiteren Handlungsstrang in der Gegenwart fand ich interessant – und trotzdem konnte mich das Buch nicht ganz überzeugen.

Es gibt mehrere Erzählstränge, die zeitlich stark springen, so dass ich schon aufpassen musste, da nicht durcheinander zu kommen. Im Wesentlichen aber geht es um Rubina, die im Jahr 1941 mit ihrer Familie vor der drohenden Deportation flüchtet und dabei schreckliche Erfahrungen machen muss. Im Jahr 2008 findet Martin, der Sohn von Rubina, in einer Haushaltsauflösung ein Laptop, auf dem die Geschichte Claudias gespeichert ist. Er ist fasziniert von dieser Frau und lernt sie tatsächlich einige Zeit später kennen und lieben. Doch die Liebe ist geprägt durch eigene Erfahrungen – sowohl auf seiner als auch auf Claudias Seite, und beide scheinen die Vergangenheit nicht loslassen zu können.

Ich habe mich anfangs schwer getan mit der Geschichte, was auch am Schreibstil lag. Er wirkt manchmal hölzern und gewollt poetisch, oft sind die Sätze holprig und nicht flüssig zu lesen. Ob es im Verlaufe des Buches wirklich besser wurde oder ich mich dran gewöhnt habe, kann ich gar nicht sagen – nach dem ersten Drittel war ich dann aber doch drin in der Geschichte. Sehr gelungen fand ich aber die Atmosphäre, die die Autorin schafft - sie ist melancholisch und bedrückend, passend zur Geschichte, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart; ein bisschen mehr Varianz hätte ich mir dennoch gewünscht, denn es gibt durchaus schöne Szenen und Situationen, über denen aber auch eine gewisse Traurigkeit schwingt. 

Zunächst scheinen die Erzählstränge – auch wenn man um die Verbindung weiß – völlig unabhängig voneinander zu verlaufen und erst ganz spät verknüpfen sie sich. Leider aber bleibt diese Verknüpfung eher lose, und zu viele Fragen bleiben ungeklärt. Ich hatte am Ende nicht das Gefühl, dass die Fäden richtig zu einem dicken zusammenlaufen, sondern es bleiben einzelne Fäden, die sich lediglich mal kreuzen.

Oft mag ich die Erzählstränge der Vergangenheit lieber – diesmal war das aber anders. Es ist interessant und auch schockierend, was Rubina erlebt und durchmacht, trotzdem ist sie mir fremd geblieben und ich habe nicht richtig mit ihr gefiebert und gelitten. Dabei hätte es da viel Potential zum Mitfühlen gegeben. Näher gefühlt habe ich mich da Martin und Claudia in der Gegenwart und ihrer so von dunklen Schatten überdeckten Liebe. Keiner der beiden war mir sehr sympathisch, weil ich sie einfach nicht verstehen konnte – weder in ihren Handlungen noch in ihren Taten, trotzdem aber habe ich mich ihnen näher gefühlt als Rubina. 

Ich glaube jede Geschichte einzeln erzählt hätte mir besser gefallen – denn beide hatten Potential. So aber war es mir alles zu schwer und letztlich auch zu wenig miteinander verknüpft. Ich gebe dem Buch 3,5 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Keine leichte Lektüre bietet hier die Autorin – weder in der Gegenwart noch in der Vergangenheit. Über allen Erzählsträngen schwebt eine Melancholie und Traurigkeit, die man aushalten können muss und an manchen Stellen hätte ich mir etwas mehr Hoffnung gewünscht. So bleibe ich als Leserin leider etwas mutlos zurück – vielleicht aber auch, weil viele Fragen ungeklärt bleiben und auch die verschiedenen Erzählstränge nur sehr lose miteinander verwoben werden. Trotzdem schafft der Roman eine subtile Spannung, so dass ich neugierig auf das Ende war. Ich gebe 3,5 von 5 Sternen.

WERBUNG: Vielen Dank an die Autorin für die Breitstellung des Rezensionsexemplars.

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