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[Rezension] Fuminori Nakamura - "Der Dieb"

Fuminori Nakamura - Der Dieb
Gegenwartsliteratur

Verlag: Diogenes-Verlag
Covermotiv: Farbholzschnitt von Utagawa Hiroshige, „Minowa, Kanasugi und Mikawashima“, © akg-images
ISBN 13: 978-3-257-24376-5
Seiten: 211 Seiten
Erschienen: 18. Januar 2017
Originaltitel: „Suri“
Übersetzer: Thomas Eggenberg

Buchrückentext
„Er betreibt sein Metier in den belebten Straßen Tokios und den überfüllten Wagen der U-Bahn. Er stiehlt mit kunstvollen, fließenden Bewegungen. Der Diebstahl ist der Kick in seinem Leben, das Gefühl, seinem Schicksal zu entrinnen – für den Moment. Doch seine dunkle Vergangenheit holt ihn wieder ein.“

Meine Meinung
Ich war neugierig auf dieses Buch, weil ich den Autor im Rahmen einer Lesung kennengelernt hatte. Und tatsächlich hat er mich mit seiner außergewöhnlichen Geschichte fesseln und packen können – und noch lange Zeit nach Beenden des Buches hat die Geschichte bei mir nachgehallt. 

Man könnte meinen, dass hier lediglich der Alltag eines Taschendiebs in Japan beschrieben wird. Formal ist das auch so, denn man merkt, dass der Autor gut recherchiert hat, so genau und detailliert wie er die Arbeit des Taschendiebs beschreibt. Es geht aber um viel mehr in dieser Geschichte, nämlich um Macht, Liebe, Vertrauen und Abhängigkeit.

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, insbesondere der Protagonist – obwohl doch eigentlich ein Dieb und damit ein Verbrecher – war er mir von Anfang an sympathisch. Er wirkt ein bisschen wie ein moderner Robin Hood, da er nur die Reichen bestiehlt und es selbst hier lediglich auf das Geld abgesehen hat. Ich mochte seine überlegte Art und insbesondere auch, wie er mit dem kleinen Jungen umgeht, den er auf einer seiner Diebestouren kennenlernt. Er hat ein großes Herz und genau das wird ihm zum Schluss auch zum Verhängnis. Aber nicht nur der Protagonist wurde gut gezeichnet, auch die Nebenfiguren haben alle eine eigene Geschichte, die ihnen Tiefe und Glaubwürdigkeit schenkt.

Obwohl der Schreibstil eher knapp und direkt, dafür aber präzise gehalten ist, schafft er eine dichte Atmosphäre, die dann die ganze Zeit über bedrückend und dunkel ist. Während in der ersten Hälfte des Buches nur wenig Spannung aufkommt, ändert sich das in der zweiten Hälfte, als der Protagonist in einem emotionalen Zwiespalt gerät. Hier konnte ich das Buch dann auch kaum noch aus der Hand legen, so dass ich es rasch beendet habe. Doch auch nach Beenden der Lektüre hat die Geschichte noch einige Zeit bei mir nachgehallt, denn gerade das Thema Abhängigkeit und Macht unter Menschen hat mich sehr gefangen. Ich gebe dem Buch daher vier von fünf Sternen.

Mein Fazit
Obwohl das Buch nur ein sehr dünnes ist, hat mich die Geschichte doch packen können. Glaubt man zunächst, lediglich vom Alltag eines Taschendiebs zu lesen, wird die Geschichte dann doch rasanter und behandelt Themen wie Macht, Liebe, und Abhängigkeit. Trotz des knappen und direkten Schreibstils schafft der Autor eine eindringliche Atmosphäre, die einen ganz eigenen Sog auf mich ausgeübt hat. Ich empfehle das Buch gerne weiter und gebe vier von fünf Sternen.


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