[Rezension] Mac Conin - "Nirgendwann"

Mac Conin - Nirgendwann
Gegenwartsliteratur
 

ISBN-13: 978-3-911-83118-5
Seiten: 401 Seiten
Erschienen: 25.4.2025
Umschlagbild und -gestaltung: kontrabande-Verlag, Köln

   
Buchrückentext
„Jo steht vor dem Nichts: kein Geld, kein Job, bald keine Wohnung. Als ihr Chef zu weit geht, zieht sie die Reißleine – doch der Preis ist hoch. In einer Stadt, die keine Rücksicht nimmt.
Sie kämpft sich mit Trotz, trockenem Humor und der Hilfe eines alten Mannes durch die täglichen Zumutungen des Großstadtlebens.
Zwischen Grapschern, Schulden und der Hoffnung auf ein anderes Leben stellt sich eine Frage: Wie tief kann man fallen – und wann beginnt der Weg zurück?“

Meine Meinung
Bücher, die in Köln spielen, lese ich als Wahl-Kölnerin immer sehr gerne – und Mac Conin hat die Atmosphäre sehr gut eingefangen. 

Jo lässt ihre schreckliche Vergangenheit hinter sich und geht nach Köln. Eigentlich will sie studieren und ihr Leben mit Jobs finanzieren. Doch ein übergriffiger Chef macht Jo das Leben schwer. Als sie sich gegen ihn zur Wehr setzt, verliert sie nicht nur ihren Arbeitsplatz, sondern auch ihre Wohnung. In dieser verzweifelten Lage erhält sie unerwartete Hilfe von Carlo, einem Gast des Cafés, in dem sie gearbeitet hat – er verschafft ihr eine Bleibe bei dem älteren Hänsel. Doch auch in der vermeintlichen Sicherheit holt Jos Vergangenheit sie ein – kann sie sich aus ihrer misslichen Lage befreien und endlich ein selbstbestimmtes Leben führen?

Was sich zunächst wie eine leichte Lektüre anliest, entpuppt sich als eine facettenreiche Geschichte, die trotz ernster Themen mit Ironie und Situationskomik punktet. Ich war von der ersten Seite an gefesselt und fühlte mich Jo von Anfang an sehr nah. Es ist diese gelungene Mischung aus Leichtigkeit und schwerwiegenden Momenten, die das Buch für mich so authentisch und nahbar gemacht hat. Die flotte und moderne Erzählweise hat mich sehr begeistert, und die vielen unerwarteten Wendungen haben mich regelrecht zum Weiterlesen gezwungen. Als Kölnerin habe ich die Beschreibungen des Lokalkolorits besonders genossen und hatte das Gefühl, selbst durch die Straßen meiner Stadt zu spazieren.

Die Charaktere sind durchweg sehr gut ausgearbeitet. Jo ist eine bemerkenswert vielschichtige Figur: meist selbstbewusst und schlagfertig, aber auch verletzlich und hilfsbedürftig. Ich bewundere ihren grundlegenden Optimismus, sie hat aber auch nachdenkliche Seiten, die man im letzten Drittel des Buches kennenlernt. Auch Hänsel, der einsame, hilfsbereite alte Mann, und Carlo, der unter einer Sozialphobie leidet, sind liebevoll und facettenreich gezeichnet. Bei den "bösen" Charakteren gab es dann doch das eine oder andere Klischee – den Lesespaß hat das aber keineswegs geschmälert. 

Der Schreibstil ist locker und leicht zu lesen, was die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Das Buch ist in kurze Kapitel unterteilt, was das schnelle Vorankommen zusätzlich begünstigt. Dabei wechseln die Perspektiven in den Kapiteln – durcheinander kommt man aber nicht, da jeweils vorangeschrieben ist, wer zu Wort kommt. Und selbst ohne diese Info wäre das Lesen kein Problem, denn jeder dieser Charaktere hat einen eigenen, unverwechselbaren Erzählstil; auch das "Büdchen" als wirklich originelle Erzählstimme, das fast schon philosophisch auf das Geschehen schaut und sozialkritische Beobachtungen einfließen lässt. Lediglich die Einschübe und Zitate aus Sachbüchern waren nicht so meins, dieses "Namedropping" hat für mich nicht in den Erzählfluss gepasst. Insgesamt aber überwiegt der flüssige und mitreißende Stil.

Mac Conin hat mich durchweg an die Geschichte gefesselt. Die kurzen Kapitel sorgen für ein rasantes Tempo, und es passiert wirklich viel - die unerwarteten Wendungen haben mich immer wieder aufs Neue überrascht und auch zum Nachdenken angeregt. Das Ende des Buches ist anders, als ich es vielleicht erwartet hätte, aber es ist absolut passend und stimmig für die Geschichte. 

Mein Fazit
Ein fesselnder und tiefgründiger Roman, der unter die Haut geht und gleichzeitig gut unterhält. Er überzeugt mit einer authentischen Protagonistin, liebevoll gezeichneten Nebenfiguren und einem leicht lesbaren und auf die verschiedenen Figuren zugeschnittenen Schreibstil. Die Mischung aus Ironie, Humor und ernsthaften Themen hat mir sehr gefallen – ich empfehle dieses Buch daher sehr gerne. 

WERBUNG: Vielen Dank an den Autor Mac Conin und den Kontrabande-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

7 Kommentare:

  1. Huhu,

    Danke für die tolle Rezension! Das Buch war mir letztens schon einmal ins Auge gestochen und nun werde ich es mir notieren.

    Liebe Grüße,
    Sandra

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    1. Für mich war es eine sehr positive Überraschung! Viel Spaß, wenn du es liest.

      LG Sabine

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  2. Ich habe das Buch gekauft und bin begeistert. Nach Himmelsstürmer ist es bereits das zweite Buch von Mac, welches ich verschlungen habe.

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    1. Himmelsstürmer habe ich noch vor mir. :-) Etwas, zum "Drauf freuen". :-)

      LG Sabine

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  3. Ich kann mich der Rezension nur anschließen, zum Schluss ist es bei mir Nacht geworden, ich konnte das Buch einfach nicht mehr weglegen. Jo und die anderen waren mir schon so ans Herz gewachsen.

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    1. Ja - es sind sehr nahbare Charaktere, so besonders und gleichzeitig vertraut.

      LG Sabine

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  4. Schönen guten Morgen!

    Mich hat hier ja das Cover total fasziniert! Ich mag die Farben hier und es sieht einfach außergewöhnlich aus. Mich kann man damit ja immer wieder neugierig machen :)
    Allerdings weiß ich nicht, ob die Geschichte was für mich ist - einige scheinen ja doch sehr begeistert zu sein, aber ich da noch unschlüssig. Da muss ich mal abwarten, ob es mir mal über den Weg läuft. Ich denke, da muss ich auch in der richtigen Stimmung dafür sein.

    Ich wünsch dir ein schönes Wochenende!

    Liebste Grüße, Aleshanee

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