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Eowyn Ivey - "Das Leuchten am Rand der Welt"

[Rezension] Barbara Imgrund – "Das Glück des Schmetterlings beim Fliegen"

Barbara Imgrund – Das Glück des Schmetterlings beim Fliegen
Gegenwartslitertatur

Verlag: red.sign media
Umschlaggestaltung: red.sign GbR, Stuttgart – Anette Vogt
Coverbilder: shutterstock: Butterfly Hunter; eyal granith
ISBN 13: 978-1-979-72375-6
Seiten: 196 Seiten
Erschienen: 13. November 2017

Buchrückentext
„Marie hat ihren Sohn per Notkaiserschnitt tot zur Welt gebracht und kann keine weiteren Kinder bekommen. Fiebrig mäandert sie durch die Tage im Krankenhaus. Nachts, in ihren Albträumen, wird sie von einem dämonischen Schmetterling in den Abgrund getrieben. Schließlich bricht mit der Operationswunde auch die Verlassenheit wieder auf, die sie seit ihrer Kindheit begleitet: „Ich bin die, die übrig bleibt.“ Ihr Heil sucht Marie auf dem Friedhof gegenüber. Ein Glück, dass es dort viel lebendiger und launiger zugeht, als man meinen sollte – die Menschen, denen sie begegnet, sind ebenso gestrandet wie sie, sie haben nichts mehr zu verlieren. Doch schon bald spürt Marie, dass etwas nicht stimmt. Es ist, als hätten Rose und Adrian, Siegfried und Gretel schon viele Jahre auf sie gewartet. Und allmählich dämmert ihr, dass ein gemeinsames Schicksal sie alle aneinander fesselt...“

Meine Meinung
Mit seinen knapp 200 Seiten ist das Buch wirklich ein dünnes, dennoch ein Buch zum Abtauchen, voller Kraft, Energie und Atmosphäre.

Marie liegt im Krankenhaus, nachdem sie ihren Sohn tot zur Welt gebracht hat und nun keine Kinder mehr bekommen kann. Sie weiß mit dem Verlust nicht umzugehen und flüchtet auf einen Friedhof – hier trifft sie Menschen, die sie verstehen und bei denen sie nicht das Gefühl hat, „die zu sein, die übrig bleibt“.

Es ist eine leise Geschichte, die hier erzählt wird und man sollte bei der Thematik keine Angst haben – trotz des ernsten Themas ist sie voller Energie und hat mich am Ende das Buch voller Hoffnung im Bauch zuschlagen lassen.

Marie ist kein Charakter, den ich sofort ins Herz geschlossen habe, mir hat sie es oft schwer gemacht – natürlich tut sie mir leid nach ihrem Verlust und auch ihre Reaktionen sind mehr als verständlich; dennoch hat es wehgetan zu lesen, wie sie mit ihrem Mann umgeht, dass sie keinen gemeinsamen Weg sucht, die Krise zu meistern und sie meint, es alleine mit sich ausmachen zu müssen. Erst mit ihrer Ankunft auf dem Friedhof wird sie mir sympathischer, vor allem, weil sie sich mit sich selbst beschäftigt und sich reflektiert und dann auch einen für sie gehbaren Weg findet.

Gerade die Abschnitte auf dem Friedhof sind sehr märchenhaft und haben mich oft lächeln lassen. Ich mochte diesen Gegensatz zwischen dem Friedhof, wo es eigentlich kalt und tot sein sollte und der Wärme der Menschen, die Marie dort kennenlernt, deren Energie und Hoffnung, die sie ausstrahlen. Hier ist die Geschichte sehr dicht erzählt, voller Atmosphäre und wohliger Stimmung – dass Marie hier Kraft schöpft und Energie tankt, habe ich gut verstanden. Schön fand ich auch, dass sie die Situation, so surreal sie auch scheint, einfach annimmt und dann im Laufe der vergehenden Zeit erkennt, was es eigentlich mit diesen Menschen auf sich hat. Marie entwickelt sich in dieser Zeit ungemein vorwärts, so, als ob ein Knoten in ihrem Kopf und Herz zu platzen scheint. Und am Ende werde auch ich als Leser versöhnlich gestimmt.

Die Autorin hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der es schafft, Stimmungen einzufangen und Atmosphäre zu schaffen. Er ist eindringlich und voller Poesie, dennoch auf den Punkt und angenehm zu lesen. Es entsteht ein ganz eigener Sog in der Geschichte, der mich das Buch nur schlecht aus der Hand hat legen lassen – und auch nach Beenden der Lektüre hat die Geschichte noch in mir nachgehallt.

Mein Fazit
Eine leise, dennoch aber sehr eindringliche Geschichte, die trotz des ernsten Themas voller Energie steckt und mich als Leser mit einem warmen Gefühl im Bauch zurückgelassen hat. An mancher Stelle war mir die Geschichte zu märchenhaft, trotzdem hat sie mir gut gefallen und auch noch länger in mir nachgehallt. Ich gebe daher 4 von 5 Sternen.

Werbung: Vielen Dank an die Autorin für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

1 Kommentar:

  1. Klingt echt gut, was du über das Buch schreibst, liebe Sabine. Ich habe es auch von der Autorin als RE bekommen, bin bisher aber noch nicht dazu gekommen, es zu lesen. Muss erst noch ein anderes Buch zunächst lesen, aber dann greife ich schon dazu. Eigentlich habe ich mir gedacht, es geht mehr um die Verarbeitung ihrer Trauer aufgrund der Totgeburt bzw. der Tatsache, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann, aber anscheinend spielen die Menschen auf dem Friedhof eine noch viel größere Rolle ... Freue mich schon sehr auf die Geschichte! :-)

    Alles Liebe ♥ dir,
    Janine

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